Freitag, 2. Januar 2015

Mikropolitik und einige Gedanken dazu...

Mikropolitik ist nach Oswald Neuberger (1995) das Arsenal jener alltäglichen „kleinen“ Machtmethoden, mit denen innerhalb von Organisationen Macht aufgebaut und eingesetzt wird (siehe auch Blickle & Solga, 2006). Wobei ich den Begriff erweitern möchte auf den persönlichen Spielraum und die eigen kleine Welt. Geprägt von Familie, Nachbarn, Gesellschaft, Freunden, beruflichen Kontexten und allen möglichen anderen Zusammenhängen. Der von Horst Bosetzky (1972) in Anlehnung an Burns (1961/1962) in den deutschen Sprachraum eingeführte Begriff macht damit deutlich, dass Mitarbeiter in Organisationen jenseits der Organisationsziele im Sinne eines Machtkampfes Eigeninteressen verfolgen („strategischer Eigensinn“; „selbstbezogene Interessen“) und dabei die sozialen Strukturen und menschlichen Verhältnisse in Institutionen mitgestalten.
Hier bei interessiert mich einmal zu beobachten und darzustellen, was diesen strategischen Eigensinn ausmacht und wie die selbstbezogenen Interessen sich auswirken auf das Umfeld. Wenn ich mich persönlich als Fallbeispiel aufschlüsseln möchte, dann betrachten wir mich einmal heute.
Alleinerziehende Mutter von zwei Töchtern, im Alter von sieben und elf Jahren. Wobei ich die Kinder nur an 10 Tagen im Monat betreue, ansonsten leben sie beim Vater. Also dort werden sie fremdgesteuert und gänzlich nach dessen Vorstellungen erzogen.
Begünstigt werden mikropolitische Prozesse dann besonders, wenn eine (zentral) kontrollierende Instanz fehlt oder die Zielsetzungen in der Einrichtung nicht klar genug definiert werden. Dieser Punkt ist hier zu beleuchten. Das Jugendamt und auch das Gericht haben als Institution entschieden, daß ich entmachtet wurde und offiziell keine Obsorge mehr habe. Ich bekämpfe dies aber auf allen nur möglichen Ebenen. Eine Extremform der Mikropolitik, ist die Anomie, eine von Kommunikationsproblemen begleitete Auflösung der Vorschriften, Kultur und Traditionen einer Organisation. Das ist hier alles sehr schwer umsetzbar, weil ich als Gegenüber ein familie mir historischen traditionellen aristokratischen Strukturen habe.Ich nenne sie immer den Klna. Sie sind meine Feinde. Es können sich mikropolitische Aktivitäten nur ausbreiten und neue, von Einzelinteressen bestimmte informelle Machtzentren entstehen, wenn Vorschriften und Vorstellungen verändert werden. Ich fühle mich hier machtlos und von der Politik und anderen gesellschaftlichen Machtinstrumenten eingeengt. Mikropolitik leistet in gut strukturierten, funktionsfähigen Organisationen aber auch einen wichtigen Beitrag, da nur durch sie die schnell starr werdenden Verfahren, Regeln und Richtlinien dem Berufsalltag angepasst werden können. Diese Satz ist wunderbar, aber sehr optimistisch und für mich auch in der Umsetzung kaum entwickelbar. Hierfür würde ich gerne Techniken der Supervision anwenden.
Da das Verhalten in Organisationen sich nach Regeln, Normen, Kultur und Traditionen richtet, können mikropolitische Vorgehensweisen auch als Aneinanderreihung von Spielen betrachtet werden (Crozier & Friedberg (1979); Mintzberg (1983)).
Das scheint mir ein überaus spannendes Thema, weil diese Spiele ein Teil meines Lebens ausmachen, seit unendlich langer Zeit. Selber würde ich behaupten schon viele verschieden Spiele ausprobiert zu haben.
Betrachten wir einmal diese Spielregeln und Spiele ganz theoretisch.
Die formalen und informellen Spielregeln bilden den Ausgangspunkt für das mikropolitische Handeln, durch das Handeln der Beteiligten werden die Spielregeln aber auch immer wieder verändert und neu definiert. Wir haben hier im Moment zwei Hauptspieler, in dem Spiel, wie wir das Heranwachsen unserer Kinder in Bezug auf unsere Interessen als geschiedene Eltern, beeinflußen und nach unseren sehr verschieden persönlichen Vorstellungen gestalten können.
Allgemein ist Mikropolitik ein essentieller Bestandteil von Organisationen, ein Mitspielen ist letztlich Ausdruck von Lebensklugheit und Durchsetzungsfähigkeit, besonders wenn man jenseits des Eigeninteresses für die Organisation selbst etwas bewirken möchte („selbstloses Interesse“).
Betrachten wir einmal die Positionen in Bezug auf Durchsetzungsfähigkeit und Lebensklugheit.
Spieler A=der Vater, ist hier der Patriat. Hat viel Macht und seine Familie und die hiesige Gesellschaft als Rückgrat.
Spielerin B= die Mutter, ist sehr geschwächt. Hat ihre Stellung in jeder Hinsicht verloren. Hat kaum ein Durchsetzungsvermögen und schafft es mit ihrer Lebensklugheit gerade einmal die Kinder an zehn Tagen im Monat zu betreuen und zu versorgen. Es kostet sie aber sehr viel Mühe und die Möglichkeit wieder berufstätig zu sein.


Inhaltsverzeichnis

Zielsetzungen von Mikropolitik

Verfolgte Ziele sind häufig
  • der Aufstieg in der Organisation, Beförderung,
  • eine bessere Bezahlung,
  • die Erweiterung eigener Handlungsspielräume, Gestaltungsmöglichkeiten,
  • der Ausbau der einem in der Einrichtung zur Verfügung stehenden finanziellen, materiellen und menschlichen Ressourcen und Statussymbole (Bosetzky, 1972),
  • aber auch der Versuch, sich oder die eigene Leistungsfähigkeit einer Kontrolle zu entziehen. Zu den mikropolitisch relevanten Phänomenen gehören so auch Alkoholismus und dessen Verschleierung, vorgeschobene Krankmeldung (Absentismus) oder Innere Kündigung.
In unserem Fallbeispiel geht es um die Zielsetzung, daß die Kinder zu mindestens fünfzig Prozent ihrer Zeit beim Vater und fünfzig Prozent ihrer Zeit bei der Mutter verbringen. Eine ganz gerechte Aufteilung aller Belange wird von der Mutter gefordert.

Charakteristische mikropolitische Methoden und Taktiken

Zu den verbreitetsten Vorgehensweisen gehören:
  • das Einschalten von Vorgesetzten, höherer Autoritäten, die ihren Einfluss und ihre Beziehungen geltend machen, Partei für einen ergreifen; ( was dem Vater besonders gut gelungen ist in Bezug auf alle Beurteilungen und Institutionen, wie Gutachter usf.)
  • die Informationskontrolle: Das bedeutet das Filtern, Zurückhalten oder Schönen von Informationen, das Verbreiten von Gerüchten, um die Glaubwürdigkeit anderer in Zweifel zu ziehen, das Streuen von Insider-Informationen an Dritte, das Starten von Versuchsballons („Du wirst doch auch bald in eine andere Abteilung wechseln wollen!“); diese Vorgangsweise ist vom Vater und seiner Familie in vieler Hinsicht eingesetzt worden und hat der Mutter sehr geschadet.
  • die Kontrolle oder Erweiterung von Regeln und Normen, indem sie im eigenen Sinne ausgelegt und ausgedehnt werden. Gerade durch Bürokratismus in Organisationen können bewusst Unklarheiten geschaffen werden, über die die eigene Machtposition gesichert und Zuständigkeiten ausgeweitet werden (Dienstwissen). Ebenso eine Handlunsgweise des Spielers A. Mit großem Erfolg und konsequenter Verfolgung, werden Schule, Ämter und betreuende Personen ständig informiert und mit Kleinigkeiten belangt, um deren Handlungen zu beeinflussen. Spielerin B schreckt vor solchen Handlungen zurück, da sie diese Einmischung als Entmachtung empfindet. Sie sit der Meinung beide Hauptspiler können diese Inhalte der Erziehungsfargen und Umgangsregelungen selbständig lösen.
  • (verdeckte) Bildung von Koalitionen (Klüngeln), Lobbyismus; ebenso ein Machtbereich des Spielers A.
  • die Günstlingswirtschaft durch das Heranziehen einer Gefolgschaft, Seilschaft; wird von beiden Spieler mit mehr oder weniger großem Erfolg betrieben. Die Fehler der Spielerin B in diesem Mittel sind noch nicht genau geklärt.
  • das Formen loyaler Mitarbeiter über Anerkennung, Belohnung oder gar Beförderung, um sich Dankbarkeit und Verbündete zu verschaffen; Belohnungen müssen dabei von den Belohnten als solche auch bewertet werden. In familiären Kontexten sind dafür die Position des Familieoberhauptes besonders günstig Die verwiesene Spielerin B, hat hier kaum Möglichkeiten eine eigen Lobby weiter zu pflegen. Erschwert wird dies durch ihre eigene Familienstruktur, in der die Eltern das Bossing extrem betreiben und sie dadurch auch fast jegliches Verhältnis und jeden regelmäßigen Umgang zu all ihren anderen Geschwistern verloren hat.
  • der Einsatz der einem zur Verfügung stehenden Machtmittel bis hin zur Androhung von Sanktionen; ist vom Spieler a mit aller Konsequenz umgesetzt worden. Spielerin B ist hierbei das Opfer und die Gedemütigte.
  • allgemein Formen der Selbstdarstellung oder des Bluffs wie gespielte Sicherheit, scheinbare Unerschütterlichkeit, Ausnutzen mehrdeutiger Formulierungen, das Vortäuschen eigener Größe und Kraft bis hin zur Verwendung von Fremdwörtern oder dem beiläufigen Demonstrieren von scheinbarer Fachkompetenz; der Spielerin B wurde hier der große BLUFF unterstellt und wird dies auch immer wieder angedichtet. Sie hat kaum eine Chance auf eine neue Selbstdarstellung. Der Spieler A hingegen lebt unter dem ständigen Bluff und unter einer ewigen Täuschung, welche aber durch den Klan aufrecht erhalten wird.
  • das Charisma, die persönliche Anziehungskraft, die auf andere als Modell und Vorbild wirkt und dazu gezielt eingesetzt wird; hat die Spielerin B, der Spieler A verliert hierbei, wegen seinem Krankenstand.
  • der Einsatz von Expertenwissen und Fachkompetenz, das sachliche Überzeugen; versucht Spieler B, Spielerin A versucht hierin die Überlegene zu sein.
  • das Erzeugen von Handlungsdruck durch eine Emotionalisierung von Situationen, durch das Erschaffen günstiger Stimmungen; dies meint auch das Motivieren und Ideologisieren anderer Personen über begeisternde Appelle, Visionen. Hierin bemüht sich die Mutter= Spielerin B sehr, hat aber schwierige Karten. Spieler A, der Vater, hat scheinbar bessere Karten nach außen.

Hauptformen mikropolitischer Spiele

Spiele zum Aufbau von Macht sind beispielsweise
  • das Sponsor-Protegé-Spiel: eine Person hängt sich an einen in der Organisation aufsteigenden Star oder an eine Person an, die schon eine Machtposition erlangt hat. Die Hoffnung ist, dass diese für ihren Anhänger kämpfen, bezahlt wird mit einer umfassenden Loyalität. Betreibt die Mutter, = Spielerin B, extrem als Überlebensstruktur und Basis für ihre Existenz. Der Vater, = Spieler A, hat dies von Geburt an.
  • das Bündnis-Spiel: In diesem versucht man ein Beziehungsnetz von gleichrangigen Gleichgesinnten zu knüpfen, Koalitionen zu schließen. Darin probieren sich beide Spieler ununterbrochen aus, mit unterschiedlichsten Erfolgen.
  • das Budget-Spiel: Durch das Fordern von immer größeren materiellen und personellen Ressourcen wird die eigene Bedeutung und Stellung auszubauen versucht. Die relativen Budgetanteile werden damit ein Indikator für die Machtverteilung in der Organisation. Als Orgtanisation bezeichnen wir in unserem Fallbeispiel die nicht funktionierende Pachworkfamilie. Die jeweiligen Lebenspartner der Hauptspieler haben hierbei vor allem emotionale Kompetenzen.
  • das Experten-Spiel: In diesem wird überdeutlich das eigene (unverzichtbare) Expertentum herausgestrichen, um unentbehrlich zu werden und den eigenen Einfluss auszubauen. Beide Elternteile versuchen sich als patente Eltern zu beweisen.
  • das Dominanz-Spiel: Um andere einzuschüchtern, wird ein bestehender Einfluss breit zur Schau gestellt. Wir vom Spieler A, vor allem durch Gestik, Mimik, Tonfall und Redeform fast überstark betrieben. Spielerin B ist eingeschüchtert und ausgebootet, aber versucht Stellung zu bewahren.
Spiele, in denen der Widerstand gegen andere im Zentrum steht, bedienen sich entweder
  • einer subtilen Hinhaltetaktik, ist Haupttaktik des Spielers A, oder
  • einer aggressiven Gegenwehr bis zu offener Meuterei oder Rebellion. Wird bei Spielerin B immer wieder probiert, sie fährt aber förmlich gegen eine Wand. Eine extreme und für die Spieler risikoreiche Variante ist das Jung-Türken-Spiel: Eine jüngere Generation hochrangiger Nachwuchskräfte stellt die bestehende Organisationsform erst in vertrauten Treffen grundsätzlich in Frage, um schließlich eine effektive Verschwörung zur Entmachtung der alten Eliten zu planen und auszuführen. Ein Scheitern an den alten Machtzirkeln und deren Gefolgschaften zieht das Ausscheiden aus der Einrichtung nach sich. Wie so etwas hier aussehen könnte, ist wenig darstellbar.
Häufig sind in Organisationen rivalisierende Lager zu finden, die aus Führungspersonen mit unterschiedlichen Gefolgschaften bestehen. Also wir befinden uns hier in diesem Fallbeispiel in einer gescheiterten Ehe, wobei die beiden Hauptspieler und die zwei Töchter, welche das Ziel und die Folgen beinhalten, beide neue Lebenspartner haben, welche sich unterschiedlich einmischen. Das „Soziale Umfeld“ gilt es nun aufzuschlüsseln.
Die Sozialisation (lateinisch sociare ‚verbinden‘) ist die Anpassung an gesellschaftliche Denk- und Gefühlsmuster durch Internalisation (Verinnerlichung) von sozialen Normen. Sozialisation ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff. Er bezeichnet zum einen die Entwicklung der Persönlichkeit aufgrund ihrer Interaktion mit einer spezifischen, materiellen und sozialen Umwelt, zum anderen die sozialen Bindungen von Individuen, die sich im Zuge sozialisatorischer Beziehungen konstituieren. Sie umfasst sowohl die absichtsvollen und planvollen Maßnahmen (Erziehung), als auch die unabsichtlichen Einwirkungen auf die Persönlichkeit. Außerdem gehören Schulen, Ausbildungen wie auch Sportaktivitäten dazu.
Sozialisationsprozesse bewirken demnach, dass im sozialen Zusammenleben Handlungsbezüge (Vergemeinschaftung) und Handlungsorientierungen (soziale Identität) entstehen, auf die sich Individuen in ihrem sozialen Handeln beziehen. Daraus ergibt sich auch die Tendenz von Individuen, sich entsprechend den jeweils geltenden Normen, Werten und Werturteilen der Gesellschaft zu verhalten (vgl. Werttheorie).
Wenn die Sozialisation erfolgreich im Sinne des jeweiligen Umfeldes verläuft, verinnerlicht das Individuum die sozialen Normen, Wertvorstellungen, Repräsentationen, aber auch zum Beispiel die sozialen Rollen seiner gesellschaftlichen und kulturellen Umgebung. Als „erfolgreiche Sozialisation“ sehen wir ein hohes Maß an Symmetrie von objektiver und subjektiver Wirklichkeit (und natürlich Identität) an. Umgekehrt muss demnach „erfolglose Sozialisation“ als Asymmetrie zwischen objektiver und subjektiver Wirklichkeit verstanden werden. (Berger/Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit (1969), S. 175)
Im Laufe der 1970er Jahre entwickelte sich eine durch und durch interdisziplinäre, bewusst auf die Integration verschiedener disziplinärer Ansätze ausgerichtete Sozialisationstheorie. Diese Konzeption wurde in Deutschland zum ersten Mal 1980 im umfangreichen "Handbuch der Sozialisationsforschung" (Hurrelmann und Ulich 1980) einem größeren Fachpublikum präsentiert. Unter den 34 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Beiträge für das Handbuch schrieben, waren Soziologen, Psychologen und Pädagogen zu gleichen Anteilen vertreten.


Wichtige Punkte des sozialen Umfeldes:



Gesellschaft
Kultur
Lebensraum
Familie
Schule
Ausbildung
Universität
Fernsehen
Freunde
Bekannte
Politik
Soziales Umfeld
Emotionale Abhängigkeiten
Kirche
Partner
Kollegen
Feinde
Gegner
Konkurrenten
Spieler
Beliebige Begegnungen
Internet Kommunikation
Soziale Netzwerke
Reflektionen
Erfolg
Beruf
Kinder
Nachkommen
alternde Eltern-Generation
Andere ..
Verschiedene Faktoren






Begriffsklärung laut Wikipedea im Januar 2015, mit eigenen Anmerkungen und Gedanken.



Sozialisation bezeichnet meist die Gesamtheit all jener durch die Gesellschaft vermittelten Lernprozesse (u. a. das Benehmen), in denen das Individuum in einer bestimmten Gesellschaft (Übertragung von Bräuchen etc.) und ihrer Kultur sozial handlungsfähig wird, also am sozialen Leben teilhaben und an dessen Entwicklung mitwirken kann. Sozialisation ist somit ein lebenslanger Prozess. Gruppen, Personen und Institutionen, welche die sozialen Lernprozesse des Individuums steuern und beeinflussen, bezeichnet man als Sozialisationsinstanzen. Diese Definition berücksichtigt, dass sich Sozialisation aus dem Zusammenleben von Menschen (Generationenbeziehungen) konstituiert und sich in spezifischen Befähigungen individueller Akteure, aber auch in der Art und Weise ihrer Beziehungsgestaltung äußert. In unserem Fallbeispiel, Patchworkfamilie geht es darum, die Gernationsbeziehungen im einzelnen genau anzusehen.
Klaus Hurrelmann hat aus diesen Überlegungen heraus den Begriff so definiert, dass er die Annahme des Wechselspiels von gesellschaftlichen Umwelt- und angeborenen Individualfaktoren als festen Bestandteil enthält. In der "Einführung in die Sozialisationstheorie" wird folgende Definition vorgenommen: "Sozialisation bezeichnet ... den Prozess, in dessen Verlauf sich der mit einer biologischen Ausstattung versehene menschliche Organismus zu einer sozial handlungsfähigen Persönlichkeit bildet, die sich über den Lebenslauf hinweg in Auseinandersetzung mit den Lebensbedingungen weiterentwickelt. Sozialisation ist die lebenslange Aneignung von und Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen, insbesondere den körperlichen und psychischen Grundlagen, die für den Menschen die 'innere' Realität bilden, und der sozialen und physikalischen Umwelt, die für den Menschen die 'äußere' Realität bilden."
Die "lebenslange Aneignung und Auseinandersetzung" ist für Hurrelmann ein wichtiger Bestandteil der Definition, denn sie schließt die Vorstellung aus, Sozialisation sei der Erwerb eines gesellschaftlich erwünschten Repertoires von vorgegebenen Verhaltensweisen und Orientierungen. Die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen wird vielmehr als eine in ihren Grundmerkmalen aktive und prozesshafte Form der Auseinandersetzung mit den inneren Anforderungen von Körper und Psyche und den äußeren Anforderungen von sozialer und dinglicher Umwelt konzipiert. Um diesen Charakter in einem Wort zum Ausdruck zu bringen, kann sie auch als "produktiv" bezeichnet werden. Das Wort 'produktiv' wird nicht als ein wertender, sondern beschreibender Begriff verwandt. Der Begriff soll ausdrücken, dass es sich bei der individuell je spezifischen Verarbeitung der inneren und der äußeren Realität um aktive und 'agentische' Prozesse handelt, bei denen ein Individuum eine individuelle, den eigenen Voraussetzungen und Bedürfnissen angemessene Form wählt. Die Verarbeitung ist 'produktiv', weil sie sich aus der jeweils flexiblen und individuell kreativen Anpassung der inneren und der äußeren Bedingungen ergibt.
Zusammengefasst bezeichnet Klaus Hurrelmann Sozialisation bildhaft als "produktive Realitätsverarbeitung".

Sozialisationstheorien

Sozialisationstheorien bilden die Grundlage für das Sozialisationsverständnis. Und die aktive Realitätsverarbeitung jedes einzelnen Mitspielers.
Im Sozialisationsverständnis lassen sich zwei Traditionen unterscheiden, die heute noch sehr populär und verbreitet sind, aber vor allem wegen ihrer Einseitigkeit heute in der Wissenschaft abgelehnt werden.
Die erste Tradition (Psychologische Theorien) „erklärt die menschliche Entwicklung aus dem Organismus des Menschen heraus und misst der Umwelt einen geringen Stellenwert bei“ (Nestvogel). Dazu zählen „reifungstheoretische, organistische, anlagenorientierte, essentialistische, biologistisch-rassistische Ansätze“. (Nestvogel)[1]
Die zweite Tradition (Soziologische Theorien) sieht Sozialisation als einen vorrangig durch die Gesellschaft gesteuerten normativen Prozess „als Mittel zur Integration“. Hierzu zählen „sozialdeterministische, strukturfunktionalistische, mechanische, prägungs­theoretische Ansätze“ (Nestvogel). Grundlage sind hier die Menschenbilder, nach denen die ungeformte „rohe“ menschliche Natur sich den Bedürfnissen der jeweiligen Gesellschaften anpassen müsse. Hobbes spricht hier von „zähmen“, Spencer und Darwin meinten anpassen, und Durkheim spricht davon, „dem eben geborenen egoistischen und asozialen Wesen ein anderes Wesen hinzuzufügen, das imstande ist, ein soziales und moralisches Leben zu führen“.[1] Parsons ging es bei seinem Sozialisationsverständnis darum, „Verhaltensmaßstäbe und Ideale der Gruppe in sich aufzunehmen“ und „die Bereitschaft zur Erfüllung eines spezifischen Rollentyps innerhalb der Struktur der Gesellschaft“ zu entwickeln.[2]
Dagegen betrachten neuere und zur Zeit wissenschaftlich relevante Traditionslinien die Sozialisation „als 'Entwicklung im Kontext' (systemtheoretisch-ökologische und reflexiv-handlungstheoretische Ansätze)“.[2] Diese Entwicklung im Kontext scheint mir besoners spannend zu sein. Im Bezug auf unser Fallbeispiel braucht es auch die Reflektion auf die Realität der Gegenwart. Die Gegenwart sieht zwei geschiedene welche noch kirchlich verbunden sind und zwie Töchter haben. Die Umgangsumsetzung zwischen beiden Elternparteien sind der Bernnpunkt der Auseinandersetzungen und Störfaktoren beider Lebensführungen. Die realität ist unbefriedigend für den Spieler B und A scheint zufrieden zu sein.
Sozialisationstheorien unterscheiden sich in ihrer Funktion zwischen affirmativen oder deskriptiven Theorien und kritischen Theorien sowie Theorien. Affirmative Theorien fragen danach, welcher Sozialisationstyp gebraucht wird. Ddekonstruktivistischeneskriptive Theorien fragen und forschen danach, welchen Sozialisationstyp eine bestehende Gesellschaft erzeugt und beziehen im Gegensatz zu kritischen Theorien Kategorien wie Macht, Ungleichheit, Herrschaft und Gewalt nicht mit ein. Dekonstruktivistische Theorien verwerfen die Möglichkeit neutraler oder objektiver Wissenschaft und beziehen daher die Perspektive, aus der heraus geforscht wird, kritisch mit ein.[3]
Die Begriffe Macht, Ungleichheit, Herrschaft und Gewalt , möchte ich gerne genauer betrachten.

Die Bedeutung eines sozialen Umfeldes für den Menschen

Pflanzliche und tierische Organismen sind auf geradezu perfekte Weise in ihre jeweiligen natürlichen Umgebungen eingepasst. Demgegenüber erscheint der Mensch höchst unzulänglich darauf vorbereitet, sich in einer natürlichen Umgebung zu behaupten. Morphogenetisch unfertig, organisch unspezialisiert, weitgehend ohne funktionsfähige Instinkte und eine lebensdienliche Bewegungsarchitektur, benötigt er besondere Rahmenbedingungen, um überlebensfähig zu werden. Zu den wichtigsten dieser Rahmenbedingungen gehört ein besonderes soziales Umfeld, aus dem heraus er seine Lebensfähigkeit entfalten und entwickeln kann.[4]

Für den neu geborenen Menschen besteht sein soziales Umfeld anfangs aus einem kleinen Kreis von Personen, die sich um ihn kümmern sowie aus deren Lebensumständen. Die um ihn gruppierten Personen bilden – von ihm zunächst ganz unabhängig – bereits miteinander ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht aus abgeglichenen Lebensanschauungen und erprobten Umgangsformen. Dieses Geflecht ist seinerseits eingewoben in andere, zum Teil umfassendere soziale Netzwerke. Jede der Personen hat zudem ihr eigenes Leben aus einem solchen sozialen Umfeld heraus begonnen, wie nun das Neugeborene.

Diese sozialen Netzwerke sind nicht zu trennen von den jeweiligen Lebensumständen, in die sie eingebettet sind. Sie gründen zwar, wie bei allen anderen Lebewesen, auf natürlichen Gegebenheiten, bestehen indessen größtenteils aus Techniken und Einrichtungen der Lebensbewältigung, die die Menschen erst aus jenen Gegebenheiten und in fortdauernder Auseinandersetzung mit ihnen über viele Generationen hinweg herausgearbeitet, tradiert und weiter entwickelt haben. Sie prägen einerseits nachhaltig das Leben des Einzelnen und seine sozialen Beziehungen; auf der anderen Seite bleiben sie Gegenstand menschlicher Gestaltung und Veränderung.[5]

Institutionalisierung menschlicher Lebensweisen

Die fortwährende Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umgebung stabilisiert sich institutionell zu artspezifischen Lebensformen und -anschauungen durch Gewöhnung. Diese These möchte ich auch gerne genauer beleuchte und auseinander fummeln. Angenommen ich führe neue Regeln ein, welche ich zu Gewohnheiten institutionalisiere, angenommen das gelingt, dann bilden diese eine neue Lebensform. Wenn mir die genaue Gestaltung und Ausformung meines Alltages in Form neuer Gewohnheit zu imitieren gelingt, müsste ich in der Lage sein Neuerungen durchzusetzen.
Jedes Tun, das häufig wiederholt wird, verfestigt sich zu einem Muster, das unter Einsparung von besonderer psychischer Anspannung und physischer Kraft reproduziert werden kann und dabei vom Handelnden als zweckmäßiges Handlungsmuster aufgefasst wird.[6] Betrachten wir diese Handlungsmuster, dann könnte man Nischen von Variablen entdecken, stimmt´s. In diesem Prozess kristallisieren sich zugleich aus dem an sich übergangslosen Kontinuum der Welt bestimmte Erscheinungen heraus und gewinnen Kontur und Bedeutung als Gegenstände und Geschehnisse, auf die das Tun sich richtet. Der Vorteil selektierender Wahrnehmung und gewohnheitsmäßigen Tuns liegt in einer Begrenzung zahlloser möglicher Sicht- und Reaktionsweisen auf wenige – oder gar nur eine einzige – in der Regel bewährte, d. h. lebensdienliche Verhaltensweisen.[7] Gewöhnung sorgt damit für eben die Richtung und Spezialisierung, Lebenssachverhalte zu erfassen und auf sie gezielt zu reagieren, die der biologischen Ausstattung des Menschen fehlen. Indem sie ihn davon entlastet, jede Situation von neuem Schritt für Schritt analysieren und durch Entscheidungen bestimmen zu müssen, und so etwas wie eine Basis schafft, auf der sich menschliches Handeln vollzieht, spart sie das Freisetzen von Energien für Gelegenheiten auf, die einer richtungsbestimmenden Entscheidung bedürfen.
Der Übergang von individuell durch Gewöhnung verfestigten Betrachtungsweisen und entlastetem Handeln zur Institutionalisierung von menschlichen Lebensformen beginnt, wenn sich Menschen in ihrem Verhalten gegenseitig aufeinander einstellen. Zur Basis der Verständigung werden dabei Übereinkünfte über Andeutungen, Zeichen, die schließlich in Sprache einmünden und die von allen Beteiligten in gleicher Weise verwendet und aufgefasst werden. „Die einzelne Handlung des einen ist für den anderen nicht mehr Quelle der Verwunderung oder drohender Gefahr. Stattdessen nimmt vieles, was vor sich geht, für beide die Trivialität dessen an, was beider Alltagsleben sein wird. […] Sie sparen Zeit und Kraft nicht nur für beliebige äußere Aufgaben, die sie getrennt oder gemeinsam haben, sondern für ihre gesamte seelische Ökonomie. Ihr Zusammenleben hat nun in einer ständig sich erweiternden Welt der Routinegewissheit seine Form gefunden.“[8] Dieser Vorgang vollzieht sich ähnlich beim Umgang zwischen Einzelnen und Gruppen sowie zwischen Gruppen oder größeren Personengesamtheiten. Kennzeichnend ist dann, dass die jeweiligen Personengesamtheiten bestimmte gruppenspezifische Anschauungen und Routinen des Verhaltens teilen; die diesen Anschauungen und Verhaltensweisen zugrunde liegenden Typisierungen sind Allgemeingut der jeweiligen Gruppe.[9]
Über eine gewisse Zeit hinweg etablierte gemeinsame Anschauungen und Routinen des Handelns wirken selbstbestätigend und haben die Tendenz zu Dauer und Bestand. Sie erreichen damit mehr und mehr eine überindividuelle, unabhängig vom einzelnen Subjekt bestehende Gegenständlichkeit, Objektivität. Das gilt vor allen Dingen für die Anschauungen und Routinen, die bereits, als von vorangegangenen Generationen übernommen, selbstverständlich geworden sind und damit schon längst als Institutionen den Charakter historischer und objektiver Wirklichkeit haben.[10]
Dem gegenüber bleiben Betrachtungsweisen und Routinen, die innerhalb einer Generation oder auch individuell entwickelt worden sind, für diejenigen, die ihnen Gestalt gegeben haben, leichter veränderbar.[11] Auch diese Möglichkeit schwindet jedoch, wenn eine neue Generation hinzukommt, die deren Zustandekommen nicht mehr selbst erlebt und gestaltet hat. Für sie sind diese anfänglich auch gar nicht als Konvention reflektierbaren Routinen Teil einer ihnen objektiv gegenübertretenden Wirklichkeit. Das wirkt gleichsam wie ein Spiegelreflex auf die Elterngeneration zurück:[10] Zur Wirklichkeit der 'natürlichen' Gegebenheiten der Welt treten so – und dies an die Stelle artspezifischer Umwelten anderer Lebewesen – die zu Institutionen verdichteten Anschauungs- und Handlungsroutinen einer ‚sozialen‘, einer ‚gesellschaftlichen‘ Wirklichkeit.[10] Die institutionalisierten Anschauungs- und Handlungsroutinen schlagen sich zudem in Techniken des Umganges mit den Gegebenheiten der natürlichen Umgebung des Menschen nieder. Sie ersetzen die ihm weitestgehend fehlenden Instinkte, die alle anderen Lebewesen in ihre jeweilige Umwelt einpassen. Sie sind für ihn die Instrumente, mit denen er sich die für ihn an sich unwirtliche Umgebung für sich erst passend macht.[12]

Sozialisationsprozess

Sozialisation ist ein Prozess, der nie abgeschlossen ist. Im Zentrum steht die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit sowie der sozialen Beziehungen einer Person. Zur Persönlichkeit gehört einerseits die Individualität, die den Einzelnen von allen Anderen unterscheidet, andererseits die Intersubjektivität, die die Mitglieder einer Gesellschaft oder Gemeinschaft miteinander teilen (z. B. Werte, Normen, soziale Rollen).
Über sein soziales Umfeld wird der unfertige Mensch in eine Welt eingepasst, in der und aus der heraus er leben kann. Es ist ein aus natürlichen Gegebenheiten jeweiliger Umgebungen von Menschen bereits herausgearbeitetes Gebilde aus Anschauungen, Einrichtungen Lebensformen. Sie bilden die Werkzeuge, mit denen sie ihre jeweilige Umgebung gedeutet und für sich passend gemacht haben. Um selbst lebensfähig zu werden, muss der neugeborene Mensch lernen, mit diesen Werkzeugen umzugehen, sie zu gebrauchen. Die Einpassung des unfertigen Menschen in diese Welt vollzieht sich in einem Prozess des Verinnerlichens von Anschauungsweisen und Formen der Lebensbewältigung, die ihm durch die Menschen geboten werden, welche ihn – das zunächst noch ganz hilflose Geschöpf – unmittelbar umgeben. Verinnerlichen bedeutet, seine Umgebung Schritt für Schritt so zu erfassen, zu deuten und zunehmend auch zu handhaben, wie sie von den Menschen seiner unmittelbaren Umgebung aufgefasst, gedeutet und gehandhabt wird. Der junge Mensch lernt, die Welt mit Augen seiner Mitmenschen zu sehen, mit ihren Begriffen zu ordnen und zu gliedern, mit ihren Emotionen und Bewertungen auf ihre Erscheinungen zu reagieren und sich ihre Techniken des Umganges mit den Gegebenheiten dieser Welt anzueignen. Mit einem Wort, er übernimmt sukzessive eine Welt, in der die ihn unmittelbar umgebenden anderen Menschen schon leben.[13] Dass diese Welt nur eine von unzähligen anderen menschlichen Lebenswelten ist, bleibt ihm zunächst verborgen. In ein bestimmtes soziales Umfeld hineingeboren, gibt es für ihn vorerst nur dieses. Es ist der Ort, um den herum sich für ihn die übrige Welt entfaltet und von dem aus sie ihm erschlossen wird. Es ist für ihn die Welt schlechthin.[14] Erst in einer späteren Lebensphase wird für ihn erkennbar, dass es auch ganz andere Lebenswelten gibt, dass die eigene nur das Ergebnis eines Bündels von Zufälligkeiten ist und dass es sogar – wenn auch immer von einer nicht mehr reversiblen, schicksalhaften Ausgangsbasis aus – unterschiedliche Optionen für die Gestaltung der eigenen Lebenswelt gibt.[15]
Es wird vor allem die primäre und die sekundäre Sozialisation unterschieden.[16]

Primäre Sozialisation

Mit der primären Sozialisation werden die Fundamente für die noch ausstehende Einpassung des Menschen in die Welt gelegt, in der und aus der heraus er zu leben hat. Mit ihr wird eine Grundausstattung an Lebens- und Weltwissen vermittelt, die ein Mensch braucht, um in seiner Umgebung Fuß zu fassen. Die mit der primären Sozialisation zu leistende schrittweise Verinnerlichung der Anschauungsweisen und Lebensformen seines sozialen Umfeldes durch den neuen Erdenbürger ist an Voraussetzungen gebunden, die anfangs nur ganz wenige Personen erfüllen können.
Erste und wichtigste Bedingung ist eine vertrauensvolle Bindung (Urvertrauen) des Neugeborenen an Menschen, die ihren Zugang zur Welt bereits gefunden haben. Dem sensorischen Entwicklungsstand des Neugeborenen entsprechend ist diese Bindung noch nahezu ausschließlich auf emotionales Wohlbefinden gegründet. Sie bildet sich deshalb am leichtesten zwischen ihm und der Mutter aus, der Person, die ihm ihrerseits schon durch die Schwangerschaft gefühlsmäßig am engsten verbunden ist. In und bei ihr kann es sich mit seinen elementaren vitalen Bedürfnissen nach Wärme, Nahrung, Zuwendung und Pflege am geborgensten fühlen. Die Bindung an weitere Menschen hängt dann gleichermaßen davon ab, inwieweit sie zum Wohlbefinden des Neugeborenen beizutragen vermögen.[17]
Eine weitere wichtige Voraussetzung für den Verinnerlichungsprozess sind Dauer und Beständigkeit der Bindung. Da der neue Erdenbürger anfangs noch über keinerlei abstrahierende Begrifflichkeiten verfügt, mit denen er die auf ihn eindringende Fülle der Erscheinungen für sich ordnen und gliedern könnte, muss sich das, was offenbar für ihn Bedeutung haben soll, erst aus dem wiederholten Umgang seiner Bezugspersonen mit diesen Erscheinungen allmählich herauskristallisieren. Dieses Begreifen braucht Zeit und es gelingt auch nur, wenn das Verhalten der Bezugspersonen gegenüber gleichen Erscheinungen auch einigermaßen gleich bleibt.[18]
Die innere Bereitschaft, institutionalisierte Anschauungsweisen und Lebensformen zu verinnerlichen, erwächst aus einer Identifizierung des Kleinkindes mit seinen nächsten Bezugspersonen.[19] Das ermöglicht es ihm, regt es aber auch dazu an, die Welt in einer Weise aufzufassen, zu deuten, sich zu ihr zu stellen und sie schließlich so zu handhaben, wie seine Bezugspersonen dies tun.
Dies führt dann zu einem weiteren sehr wichtigen Schritt der primären Sozialisation des Kindes. Indem es die Formen der Anschauungen seiner Bezugspersonen über und deren Umgangsweisen mit der Welt übernimmt, findet es nicht nur seinen Zugang zur Welt, in der es zu leben hat, sondern darüber hinaus auch einen neuen Zugang zu sich selbst. Wenn es also die Welt mit ihren Augen zu sehen lernt, wird es durch sie auch seiner selbst als Gegenstand ihrer emotionalen wie tätigen Zuwendung gewahr. Zu den Eindrücken, Empfindungen und Bedürfnissen, die es unmittelbar in sich selbst verspürt, erfährt es sich dabei als das, was die Menschen, die es umgeben, in ihm sehen. Und während es auch dies verinnerlicht, wird es unversehens auch zu dem, was diese in es hineinlegen.[19]
Mit diesen Zuschreibungen erhält das Kind im Rahmen seiner primären Sozialisation von seinen Bezugspersonen schließlich einen ganz bestimmten Platz und eine spezifische Rolle in dem sozialen Umfeld zugewiesen, aus dem heraus es die Welt erfährt. Es lernt sich dabei als eine Person kennen, die in unterschiedlichen Beziehungen zu anderen Personen seines sozialen Umfeldes steht und an das Rollenerwartungen geknüpft werden, die es erfüllen soll (Herausbildung einer eigenen Identität).

Sekundäre Sozialisation

Sind mit der primären Sozialisation die Fundamente für die Einpassung des Menschen in seine Welt gelegt, steht er vor der Aufgabe, aus seinem Leben etwas zu machen, es konkret zu gestalten. Diese Aufgabe muss er in Auseinandersetzung mit einer Welt aufnehmen, die außerhalb des Rahmens der primären Sozialisationsumfeldes liegt. Den in dieser Auseinandersetzung sich vollziehenden Prozess bezeichnet man als sekundäre Sozialisation.
In komplexen, arbeitsteiligen Gesellschaften ist die Welt, mit der der Einzelne sich auseinanderzusetzen hat, in eine Vielzahl von miteinander verzahnten und verschachtelten Subwelten aufgefächert, deren jede durch ganz spezifische Anforderungen sowie spezielles Wissen und Können geprägt ist: Lehrer kümmern sich um Bildung, Ärzte und Schwestern um die Gesundheit, Bauern und ihnen nachgelagerte Industrien um die Herstellung von Nahrungsmitteln, Händler um deren Verteilung, Handwerker um den Bau von Häusern und die Reparatur von Wasserleitungen, Soldaten um die Verteidigung des Landes, Richter um die Befriedung von Rechtsstreitigkeiten, Müllwerker um die Beseitigung des täglichen Abfalls – und so weiter.[20] Sekundäre Sozialisation ist demzufolge die Verinnerlichung solcher, durch Arbeits- oder Funktionsteiligkeit bedingter institutionaler „Subwelten“. Sie besteht im Erwerb von rollenspezifischem Wissen und Können und „erfordert das Sich-zu-eigen-Machen eines jeweils rollenspezifischen Vokabulars. Die ‚Subwelten‘, die mit der sekundären Sozialisation internalisiert werden, sind partielle Wirklichkeiten im Kontrast zur 'Grundwelt', die man in der primären Sozialisation erfasst“.[21]
Über die primäre und die sekundäre Sozialisation wird der in die Welt noch weitestgehend einpassungsbedürftige Mensch zunehmend in Routinegewissheiten der Anschauung und der Bewertung der Welt sowie seines Verhaltens ihr gegenüber stabilisiert. Anders als bei den instinktiv fixierten Adaptionsmechanismen anderer Lebewesen bleiben diese Routinegewissheiten aber modifizierbar. Dies gilt nicht so sehr für die mit der primären Sozialisation erworbenen Routinegewissheiten, die in besonderem Maße emotional verankert und intellektueller Reflexion schwerer zugänglich sind, weil sie zumeist als alternativlos verinnerlicht werden. Aus dieser Haut kommt der Mensch deshalb nur noch sehr schwer heraus. Umso mehr indessen gilt das für die mit der sekundären Sozialisation aufgenommenen Anschauungs-, Bewertungs- und Verhaltensweisen, die vielfach mit der Erkenntnis verinnerlicht werden, dass es auch andere Lebensmöglichkeiten gibt, auch wenn sie für den Einzelnen nicht unbedingt erreichbar sind oder sonst in Betracht kommen. Menschen können ihr Verhältnis zur Welt also verändern; sie bleiben in der Lage, neue Rollen zu übernehmen und in ihnen andere Anschauungen, Bewertungen und Verhaltensmuster zu verinnerlichen als die, die sie bis dahin geleitet haben.[22] Je länger der einzelne in eine der Subwelten eingebunden ist, je anhaltender die wiederkehrenden Erfahrungen sind, die er dort macht, desto stärker lagern sich diese als nicht mehr angezweifelte Gewissheiten ab, die seine Weltsicht bestimmen. Diese Sedimentierung erklärt zu einem guten Teil, warum Menschen in vorgerücktem Alter in ihren Anschauungen, Bewertungen und Verhaltensweisen immer starrer werden und ihre Sensibilität für andere Sichtweisen abnimmt.[23]

Tertiäre Sozialisation


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Sie findet im Erwachsenenalter statt und bezeichnet die Anpassung, die ein Individuum in Interaktion mit seiner sozialen Umwelt ständig vornimmt, d.h. der Mensch lernt Verhaltensweisen neu oder er verlernt Verhaltensweisen und Denkmuster, die er in früheren Jahren angenommen hat, da sie jetzt ihre Bedeutung verloren haben. Im Beruf und mit der Gründung einer Familie übernimmt er Verpflichtungen und erbringt Leistungen, die dem Funktionieren und Überleben der Gesellschaft dienen.

Quartäre Sozialisation


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Sie findet im höheren Lebensalter statt. Die Gesellschaft hat spezielle Erwartungen an ältere Menschen. Das Individuum muss sich in neue Lebenssituationen und Lebenszusammenhänge einfinden, die typisch für diese Lebensphase sind, wie der Umzug ins Heim oder pflegebedürftig zu werden.

Sozialisation als Beziehungsgestaltung


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Sozialisation äußert sich in zwei Ausdrucksmodalitäten:
  • 1. in den Persönlichkeitseigenschaften und
  • 2. in den Prozessen des Zusammenlebens
Seit den 1960er Jahren liegt der Schwerpunkt der Sozialisationsforschung in der Bezugnahme auf die Entwicklungspotenziale und Handlungsoptionen einzelner Akteure (vgl. Klaus Hurrelmann u. a. 1998). Die starke Fokussierung auf das Subjekt mündete jedoch in einer Engführung, die eine Ausblendung von sozialen Gestaltungsprozessen zur Folge hatte, die durch das Zusammenleben selbst entstehen.
Indem die Sozialisationsforschung die Prozesse des Zusammenlebens als zweite Dimension mit einschließt, ist es ihre Aufgabe, sich nicht nur auf die zentralen Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung zu konzentrieren, sondern zudem einen Schwerpunkt auf die Analyse der konkreten zwischenmenschlichen Beziehungsgestaltung zu setzen. Diese äußert sich in Prozessen der Entstehung von individuellem Handlungswissen und einer allgemeinen Handlungsorientierung. Als grundlegend für die Annahme dieser Perspektive von Sozialisation ist die Tatsache zu betrachten, dass Sozialisation Interaktion voraussetzt und auf anthropologische, bio-psycho-soziale Dispositionen des Menschen zur Reflexion, zur Koordination und zur Verständigung baut.
Sozialisation ist in Bezug der hier beschriebenen Erweiterung durch die Dimension der gemeinsamen Handlungspraxis und der hier entstehenden Wissensgenese demnach als „eine soziale Praxis zu bestimmen, die sich durch das Zusammenleben von Menschen etabliert, wobei Erfahrungen, Fertigkeiten und Wissen zwischen den Menschen ausgetauscht und kultiviert werden“ (vgl. Matthias Grundmann 2006).

Humanisation


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Der Sozialanthropologe Dieter Claessens stellt in "Familie und Wertsystem" heraus, dass eine 'gelingende' "Sozialisation" einer vorausgehenden gelungenen Humanisation bedürfe, in der das Neugeborene im ersten Lebensjahr ("post-uterinen Frühjahr") ein Urvertrauen gewinne (oder eben nicht gewinne), soziale Lehren für sich zu akzeptieren (siehe auch: Geburt).
Mittlerweile ist auch durch aktuelle anthropologische und entwicklungsgenetische Studien belegt, dass Sozialisation als eine gattungsspezifische Form der Lebensbewältigung anzusehen ist. Diese beschränkt sich allerdings nicht allein auf die Fähigkeit zur "Humanisation", sondern viel grundlegender auf die Erkenntnisfähigkeit, wie sie zum Beispiel in der Wahrnehmung und Deutung reziproker Handlungsdisposition begründet ist.

Sozialisation und Erziehung


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Sozialisation vollzieht sich in und durch Interaktionen, wobei sich die beteiligten Akteure in ihrem Verhalten wechselseitig aufeinander beziehen. Allerdings geschieht das häufig nicht als Interaktion zwischen Gleichen, sondern vor allem in Generationenbeziehungen, das heißt, zwischen Alt und Jung. Eine unbeabsichtigte Nebenfolge der wechselseitigen Handlungskoordinationen in sozialisatorischen Interaktionen ist die unbewusste Inkorporation (Pierre Bourdieu) der hegemonialen Werte und Normen der Bezugspersonen, der Bezugsgruppe und schließlich auch einer Gesellschaft. Hinzu kommt Erziehung, die nach Siegfried Bernfeld als bewusste „gesellschaftliche Reaktion auf die Entwicklungstatsache“ verstanden werden kann. Erziehung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Kinder die Fähigkeiten zu einem Teil erst erwerben müssen, durch die sie zu kompetenten Gesellschaftsmitgliedern werden. Ziel der Sozialisation ist es u. a., das Kompetenzgefälle zwischen Alt und Jung, also zwischen Generationen, aufzuheben.
Erziehung lässt sich vor diesem Hintergrund in Anschluss an Émile Durkheim (einer der Ersten, die den Begriff Sozialisation als Wissenschaftsbegriff eingeführt hatten) soziologisch als socialisation méthodique, d.h. als geplante und absichtsvolle Sozialisation bestimmen. Daraus folgt: Erziehung ist diejenige Teilmenge der Sozialisationsvorgänge, für die das Ziel grundlegend ist, Veränderungen von Personen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, zu bewirken. Sie bezeichnet demnach jenen Anteil am Sozialisationsprozess, der sich auf die Manipulation von Bezugspersonen bezieht.
Im Zuge der 68er-Bewegung entbrannte eine heftige Debatte darüber, wie groß der Anteil der Sozialisation an der Entwicklung des Menschen ist und wie groß der Anteil des Angeborenen (nicht identisch mit dem durch genetische Anlagen Bedingten). Zurzeit (2006) besteht die Kontroverse vor allem darin zu bestimmen, welchen quantitativen und qualitativen Anteil die Sozialisation auf dem Hintergrund der jeweiligen genetischen Anlagen hat. Gefragt wird also danach, inwieweit die Entwicklung der Person durch angeborene oder soziale, mithin auch sozial vererbte oder durch soziale Umwelten selektiv vorgegebene Handlungsdispositionen beeinflusst wird. Diese Kontroverse ist durch eine undifferenzierte Verwendung der Begriffe Entwicklung, Sozialisation und Selektion (wozu letztlich auch die Erziehung zählt) gekennzeichnet.

Kritik


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Sozialisation ist im erziehungswissenschaftlichen Sinn kritisch zu betrachten: Die Klassiker der Pädagogik gehen von einer nicht-affirmativen Erziehung, also nicht von einer Erziehung im Sinne von Anpassung an die gesellschaftlichen Normen aus. (Vgl. dazu Jean-Jacques Rousseau, Friedrich Schleiermacher, Wilhelm von Humboldt, Johann Friedrich Herbart, Dietrich Benner). Gelungene Sozialisation versetzt das Individuum einerseits in die Lage, bestehende Werte und Normen zu erkennen und zu akzeptieren – andererseits die Normen und Werte auch reflektierend in Frage zu stellen (siehe auch: Internalisierung (Sozialwissenschaften)).
Sozialisation betont häufig die Abhängigkeit unterschiedlicher Generationen voneinander (z. B. Eltern und Kinder). Manchmal wird vergessen, dass sich bestimmte Lernprozesse gerade innerhalb derselben Generation, der Peergroup, abspielen bzw. entscheiden: So ist die Übernahme der Geschlechterrolle nach neueren Untersuchungen relativ früh und eindeutig ein Lernprodukt, das sich aus der Identifikation mit der eigenen Generation entwickelt und wahrscheinlich nicht aus der Auseinandersetzung mit der Eltern-Generation.

Verwendung in der Biologie

siehe Kulturbegriff in der Biologie und Sozialverhalten aus Sicht der Verhaltensbiologie

Siehe auch

Literatur

Weblinks

 Wiktionary: Sozialisation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen





Im ungünstigsten Fall kann dies bis zur Spaltung von Organisationen führen. Um den Vorrang konkurrieren zudem oft die Verwaltung von Unternehmen (formale Autorität der „Linie“) und die Sachexperten (Informationsmacht des „Stabes“).

Fallbeispiele eines mikropolitischen Spiels: das Dominanzspiel und das Bossing

Das Dominanzspiel wird besonders gerne von Führungspersonen gegenüber aufstrebenden Mitarbeitern eingesetzt. Um sie zu disziplinieren und klein zu halten, wird in Phasen von Beurteilungen, drohenden Gehaltsforderungen oder Karriereambitionen Mitarbeitern eine Aufgabe übertragen, bei der sie mit hoher Wahrscheinlichkeit überfordert sind, einen Fehler machen oder in eine Falle tappen. Im entscheidenden Moment wird der Mitarbeiter dann vor Zeugen kritisiert und bloßgestellt. Dadurch ist der Beweis angetreten, dass seine positive Selbstsicht unbegründet war.
Bossing geht insofern weit darüber hinaus, als ein Mitarbeiter von seinem Vorgesetzten aus seiner Stellung gedrängt werden soll. Ziele können hierbei neben einer Entmachtung des Betroffenen auch die Freisetzung einer Stelle ohne Kündigung sein.

Mikropolitischen Phänomenen vorbeugen

Gegenstrategien, um sich verselbständigenden mikropolitischen Phänomenen vorzubeugen oder ihnen entgegenzuwirken, sind:
  • Bündelung der Gestaltungskompetenz in der Organisationsführung, die durch die geschickte Nutzung einer eigenen Mikropolitik und das Ansammeln interner Informationen (z. B. Wissen um Besonderheiten der Mitarbeiter, um deren Verbindungen untereinander …) ergänzt wird
  • Offenlegung von Entscheidungswegen
  • Berichtswesen und Controlling, um Transparenz bezüglich des Erreichens und Erfüllens von Vereinbarungen und Zielen herzustellen
  • klare Kommunikationswege mit klaren Ansprechpartner, um Informationen zu bündeln
  • klare Regelung von Kompetenzen und Befugnissen
  • offenes Austragen von Konflikten
  • Anciennitätsprinzip: Beförderungsstrategie nach dem Alter, wodurch möglichst viele Mitarbeiter höhere Beförderungsstellen im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit erreichen können bzw. die zeitliche Verweildauer in einzelnen Funktionen nicht zu stark voneinander abweicht. Eine sachfremde Manipulation von Beförderungen wird damit zurückgedrängt und der Beschäftigte kann sich frei von Anpassungsdruck und Beförderungsrepressalien entfalten (vs. opportunistische Verhaltensweisen). Der große Nachteil ist allerdings, dass individuelle Leistungen zu wenig gewürdigt werden können und die Organisation besonders in den Führungspositionen überaltert; ein flexibles Personalmanagement ist nicht möglich. Denkbar ist auch, dass eine beförderte Person von einem Konkurrenten aus der begehrten Funktionsstelle wieder herauszudrängen versucht wird (Mobbing als Form der Mikropolitik).

Literatur

  • Gerhard Blickle, Marc Solga: Einfluss, Konflikte, Mikropolitik. In: Heinz Schuler (Hrsg.): Lehrbuch der Personalpsychologie. 2. Auflage. Hogrefe, Göttingen 2006, ISBN 9783801719340., S. 611-650.
  • Horst Bosetzky: Die instrumentelle Funktion der Beförderung. In: Verwaltungsarchiv 63 (1972), S. 372-384.
  • Horst Bosetzky: Machiavellismus, Machtkumulation und Mikropolitik. In: Zeitschrift für Organisation 46 (1977), S. 121-125.
  • Horst Bosetzky: Managementrolle: Mikropolitiker. In: Wolfgang H. Staehle (Hrsg.): Handbuch Management. Die 24 Rollen der exzellenten Führungskraft. Gabler, Wiesbaden 1991, ISBN 3409199349. Wiesbaden 1991 (Gabler), S. 286-300.
  • Horst Bosetzky, Peter Heinrich, Jochen Schulz zur Wiesch: Mensch und Organisation: Aspekte bürokratischer Sozialisation. Eine praxisorientierte Einführung in die Soziologie und Sozialpsychologie der Verwaltung. Stuttgart 6. Aufl. 2002 (Deutscher Gemeindeverlag), S. 214-233. ISBN 355501238X
  • Horst Bosetzky: Mikropolitik und Führung. In: Alfred Kieser (Hrsg.): Handwörterbuch der Führung. 2. Auflage. Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3791080431. Sp. 1517-1526.
  • Martin Brüggemeier, Anke Felsch: Mikropolitik. In: Die Betriebswirtschaft, 52. Jg. (1992), H.1, S.133-136.
  • Tom Burns: Micropolitics: Mechanism of Institutional Change. In: Administrative Science Quarterly (1961/62), H. 6, 257-281.
  • Michel Crozier, Erhard Friedberg: Macht und Organisation. Die Zwänge kollektiven Handelns. Athenäum, Königstein/Ts. 1979, ISBN 3761082118.
  • Peter Heinrich, Jochen zur Schulz Wiesch, Horst Bosetzky (Hrsg.): Wörterbuch der Mikropolitik. Leske + Budrich, Opladen 1998, ISBN 3810020133. Opladen 1998 (Leske und Budrich).
  • Ralf Krause, Marc Rölli: Mikropolitik. Eine Einführung in die politische Philosophie von Gilles Deleuze und Félix Guattari Turia + Kant, Wien 2010, ISBN 9783851326192
  • Willi Küpper, Günter Ortmann (Hrsg.): Mikropolitik. Rationalität, Macht und Spiele in Organisationen. Westdt. Verl., Opladen 1988, ISBN 3531120182
  • Henry Mintzberg: Power in and around organizations. Prentice-Hall, Englewood Cliffs, NJ 1983, ISBN 0136868576
  • Oswald Neuberger: Führen und führen lassen. Lucius & Lucius, Stuttgart 2002, ISBN 978-3825222345.
  • Oswald Neuberger: Mikropolitik und Moral in Organisationen. Herausforderung der Ordnung 2. Auflage. Lucius & Lucius, Stuttgart 2006, ISBN 9783825227432.
  • Frank Nullmeier, Tanja Pritzlaff, Achim Wiesner: Mikro-Policy-Analyse. Ethnographische Politikforschung am Beispiel Hochschulpolitik. Campus-Verl., Frankfurt am Main 2003, ISBN 3593372819
  • Peter Wasem: Mikropolitik als Wertschöpfungsquelle: Versuch einer mikropolitischen Aufklärung der Wissenschaft von der Personalentwicklung. 1. Auflage, GRIN Verlag, Leipzig 2007, ISBN 3638689425

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