Montag, 16. Mai 2016

Verantwortung, wann für was und andere Zusammenhänge... Materialsammlung!

Eine Betrachtung zum Thema von Malenka Radi, am 16.Mai 2016

Verantwortung ist ein Begriff der Möglichkeit. Notwendigkeit ist unabweisbar, Unmöglichkeit nicht erfüllbar. Unabweisbares und Unmögliches sind der menschlichen Entscheidung entzogen und damit nicht Gegenstand der Verantwortung. Verantwortung kann eine zukunftsorientierte oder eine vergangenheitsorientierte Bedeutung haben. Prospektiv ist die Verpflichtung, einen bestimmten Handlungserfolg herzustellen oder die Anforderungen an eine bestimmte Aufgabe oderRolle einzulösen, wie z. B. die Neutralität eines Schiedsrichters im Sport oder der Lernerfolg des Schülers durch einen Lehrer.


Verantwortung, und worum geht es? In meinem Falle geht es darum das Leben in den Griff zu bekommen. Sich nicht mehr neuen Schwierigkeiten stellen zu müssen in bezug auf die existenzsicherung und die Gefahr von anderen angeklagt zu werden.

Folgende Fragestellungen werden an mich gerichtet:
  1. Wer ist wofür verantwortlich, aus meiner Sicht heute.
  2. Um welche Problematik geht es und um wleche Anklage.
  3. Was ist geschehen? Und woaus bestehen die Widerholungen und Ähnlichkeiten für neue Delikte und Zusammenhänge, worin besteht die Gefahr, wieder in eine ähnliche Lage zu kommen?




Der Begriff der Verantwortung bezeichnet nach verbreiteter Auffassung die Zuschreibung einer Pflicht zu einer handelndenPerson oder Personengruppe (Subjekt) gegenüber einer anderen Person oder Personengruppe (Objekt) aufgrund eines normativen Anspruchs, der durch eine Instanz eingefordert werden kann und vor dieser zu rechtfertigen (zu beantworten) ist.“
Hier steht also der Angeklagte vor dem Richter. Und ich erinnere mich nur zu genau, was ich gefragt wurde. Grundsätzlich sehe ich mich immerwieder in ähnlichen Situationen, wo mir alles zuviel wird und ich förmlich den Kopf in den Sand stecke. Wenn ich um Hilfe bitte, dann gerät meine Lben so sehr aus meiner eigen Hand, daß ich michh auch nicht wieder finden kann. Heute frage ich mich, ob es etwas mit meiner so definierten Krankheit zu tun hat. Als manisch depressiv mit extrem erhöhtem Antrieb, werde ich bezeichnet. In den letzten Tage erleb ich all dies wieder ganz ähnlich. Die Kosten wachsen mir über den Kopf. Ich empfinde einen straken Willen, meine Pläne zu realisieren und mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, koste es was es wolle. Ich bin nicht kriminell, aber ich zahle einen hohen Preis und ich verliere Respekt und Achtung innerhalb meiner eigenen Familie. Das tut am Meisten weh. Meine eltern sind kein Vorbild, meine Großeltern betrachte ich mit erstaunter Distanz und die historischen Ereignisse in europa, sowie meine ganz persönlichen Beobachtungen von anderen Menschen, geben mir auch nicht das Gefühl, daß ich andere Probleme habe, als andere. Es ist schwierig das tägliche essen auf den Tisch zu bringen. Noch schwerer seine Miete zu zahlen und überhaupt auszukommen, geschweige denn, sich auch einmal etwas zu leisten. Arbeistlosigkeit und Depression sind die Folge, von wasß Als junges Mädchen in Berlin wurde ich Pankerin. Ich habe das dann nicht mehr nach außenhin gezeigt. Bin es aber geblieben. Was macht den Punk aus? Und warum kann ich mich als sochen definieren?




Punk ist eine Jugendkultur, die Mitte der 1970er Jahre in New York und London entstand. Charakteristisch für den Punk sind provozierendes Aussehen, eine rebellische Haltung und nonkonformistisches Verhalten. Der einzelne Angehörige dieser Subkultur nennt sich ebenfalls Punk (Plural: Punks) oder auch Punk-Rocker; deutsche Bezeichnungen sind auch Punker und für weibliche Punks Punkerin(Plural: Punkerinnen) oder (selten) Punkette (Plural: Punketten).


Handlungen und ihre Folgen können je nach gesellschaftlicher Praxis und Wertesystem für den Verantwortlichen zuKonsequenzen wie Lob und Tadel, BelohnungBestrafung oder Forderungen nach Ersatzleistungen führen. Die Beziehung (Relation) zwischen den beteiligten Akteuren knüpft am Ergebnis des Handelns an.
Ende der 1980er Jahre drang Punk auch in Deutschland zunehmend in den Mainstream-Bereich vor. Wegweisend waren dabei vor allem Die Toten Hosen (aus ZK hervorgegangen) und Die Ärzte. Beide Bands gehören seit Mitte der 1990er zu den kommerziell erfolgreichsten Bands der Bundesrepublik,[32] sind regelmäßig auf den vorderen Plätzen der Musikchartsvertreten und unter den Headlinern großer Freiluftkonzerte.
Weitere wichtige deutsche Punk-Bands sind Slime und Die Goldenen Zitronen aus Hamburg, Toxoplasma aus Neuwied,Feeling B und Die Skeptiker aus Ost-Berlin, Daily Terror aus Braunschweig, WIZO aus Sindelfingen und ZSD aus München.


Ich erinner mich an die Drogenszene und und die Strichmädchen von Berlin.
Meine Zeit in Siegmundhof, das herumströmerin in Berlin, das Schuleschwänzen und in der Stadt herumtinglen, das hat mich dazu gebracht lieber den Weg nach oben zu suchen in eine konservative und bürgerliche Welt. Aber ersteinmal bin ich beim Theater gelandet. Ich habe mich dann zurückgezogen von dem Stadtleben. In Hamburg war ich nur noch im Schauspielhaus und auf der Fachhochschule. Ich habe mich darauf konzentriert erfolgreich zu werden. Bühnebildnerin und Intendantin in spe wollte ich werden. Mit dem ende meiner ersten großen Partnerschaft habe ich mich dann aber von diesem Traum verabschiedet und mich in das Dasein einer Unternehmerin gestürzt. Ich habe die Verantwortung nicht ertragen, daß ich meine ersten Kinder nicht ausgetragen habe, meine erste Liebesbeziehung gescheitert ist und ich plötzlich alleine dastand. Ich wurde sehr traurig. Und mit dieser Depression war ich wieder ein Risikokandidat. Wer ist hier verantwortlich, daß ich meine Eltern nicht aufgesucht habe, daß ich nicht um Hilfe gebeten habe? In Österreich war ich als Deutsche ein Ausländerin ohne Arbeisterlaubnis. Jobben durfet ich nicht. Aber ich wollte in Wien bleiben. Keine Arbeit, kein Geld und keine Freunde, keine Familie. Ich war sehr isoliert und einsam. So floh ich aufs Land, in eine Liebschaft. Das österreichische Theatermuseum ernährte mich mit einem Kostümbildauftrag fürs Kindertheatermuseum, aus dem ich auch meine Diplomarbeit machen konnte. Ein Schlussstrich dann. Ich bekam meine Wohnung in Wien, in der Auhofstrasse zurück, aber warum keinen fixen Job, an einem der Theater? Weil ich es gar nicht probiert habe. Kurz eine Assitenz in Düsseldorf, ein Gastspiel in Paris, eine eigen Produktion in Hamburg, und dann wieder keine Traum und keine Perspektive. Und so rutschte ich in eine große Liebesaffäire und eine weitere Beziehung welche dann zu meiner ersten Anklage über 10 Jahre später führte. Warum habe ich keine Reißleine gezogen? Hier hatte ich die ersten Höhenflüge: Malenka Milano, die Coco Chanel von morgen. Oh je. Mode aus Italien. Schulden ohne Ende. Ein Modesalon und am Ende ein Bankrott und ich, auf der Flucht vor der Realität. Genau wie heute. Nichts ha“t sich geändert.
Die der Verantwortung zugrunde liegenden gesellschaftlichen Normen können einen rechtlichenreligiösen,weltanschaulichen oder moralischen Ursprung haben.“
Was für ein Satz! Moralisch war ich lediert. Religiös etwas stabilisiert durch meine Taufe. Weltanschaulich ein Punk und auf der Suche nach einem Weg. Also bin ich kurz in London einen Traum hinterhergelaufen und später in Berlin auf der FU gelandet. Eine glückliche Zeit des studierens folgte. Drei Fächer: Volkswirtschaft, Geschichte und Theaterwissenschaften. Eine gute Zeit, ganz in der Realität. Mit der Hoffnung doch noch Intendantin zu werden? Alte Träume wieder aufleben zu lassen? Hier habe ich für mich sehr verantwortungsvoll gelebt und den Alltag sicher so gut wie nie bewältigt.
Die ewige Studentin? Dann die großen Prüfungen, einige Einser, einige Fluchten.
Die Verantwortung kann aber auch auf einem selbst gewählten Idealals einer nur individuell gültigen Norm beruhen. Allerdings ist auch in diesem Fall der Anspruch an Wirkungen gegenüber anderen Personen oder Institutionen gebunden. Denn nur unter Einbeziehung der Mitwelt ergibt der Begriff der Verantwortung einen Sinn.“
Für mich gab es kaum eine Mitwelt. Dazu war ich zu einsam.
Die Ideologien des Punks wurden bzw. werden von außen wie auch von der Szene selbst kritisiert. Crass zum Beispiel schrieben Lieder wie „White Punks on Hope“, in dem Joe Strummer von The Clash Ausverkauf und Verrat an seinen Prinzipien vorgeworfen wurde, sowie auch das Lied „Punk is Dead“, das die gesamte Szene angriff. Der Dead-Kennedys-Sänger Jello Biafra beschuldigte das Fanzine Maximumrocknroll des „Punk-Fundamentalismus“, als dieses ablehnte, für Biafras Label Alternative Tentacles Records zu werben, weil die Autoren der Meinung waren, es sei kein Punk. Eine weitere Kritik kam von den „Conservative Punks“, die der Ansicht sind, dass die heutigen Punks nur noch Hippies mitIrokesenschnitt seien. Diese werden jedoch aufgrund ihrer rechtskonservativen Einstellung und ihrer parteipolitischen Aktivität in der Regel nicht als Punks anerkannt (siehe Abschnitt „Punk und Politik“).
Von außerhalb wurde Punk u. a. von Jim Goad kritisiert, der in seinem Essay The Underground is A Lie! behauptete, dass viele Punks nur Heuchler seien.[34] Er schreibt darin, dass viele sich benähmen, als seien sie arm, während sie verschwiegen, dass sie aus der Mittelschicht stammten. In Farts from Underground[35] behauptet er, durch Do it yourself sei niemals irgendetwas eigenes Neues produziert worden, und dass es schlechter Qualität erlaube, als klasse dargestellt zu werden. Des Weiteren behauptet er, dadurch, dass Punk so politisch und propagandistisch geworden sei, sei die Punk-Subkultur langweiliger als der Mainstream geworden und auch, dass Punk mittlerweile veralteter und zurückgebliebener sei als der Mainstream, gegen den er sich richte. Manche kritisieren DIY auch als eine Form, die nur denen möglich ist, die auch das Geld dafür haben, da es Menschen mit wenig Geld gar nicht möglich sei, ein eigenes Label hochzuziehen, oder die Zeit dafür zu finden, sich ihre eigenen Klamotten zu machen.
In ihrem Buch The Rebel Sell: Why the Culture Can’t Be Jammed behaupten Joseph Heath und Andrew Potter, die Politik der Gegenkulturen sei gescheitert und das Verständnis des Punk von Gesellschaft fehlerhaft. Alternative und Mainstream-Lebensstile hätten dieselben Werte, das kapitalistische System suche nicht die Konformität, stattdessen trieben die aus sozialen Unterschieden resultierenden Kräfte und der stetige Konkurrenzkampf den Markt an.[36]
Weitere Kritik kommt von der feministischen Bewegung Aristasia. So behauptet die Gruppe, dass Punk nichts anderes mache, als den Leichnam des Establishments zu treten, da dieses schon seit 1965 nicht mehr existiere. Sie bezeichnen es als „Die Doktrin des Pappkameradenfeindes“ und behaupten, je mehr die Punks gegen den Status Quo rebellierten, desto mehr würden sie ein Teil davon. In einem Interview mit einem Fanzine sagte deren Medienbeauftragte Marianne Martindale, wenn man sich selbst als nichtkonform bezeichne, ordne man sich selbst in eine soziale Norm ein.[37] Die Aristasianer erklären, dass diese Theorie auch auf andere Jugendkulturen übertragbar sei, wie zum Beispiel Hip-HopGothic oder Black Metal.
Die Tatsache, daß ich keine Orientierung innerhalb eines Freundeskreises, einer Familie, oder anderen Gruppe hatte, machte mich immerwieder zu einem „Lonley Rider!“.
Woher das kam, dieses sich zwar an einem Mann binden, aber diesem gar nicht zu Vertrauen, weiß ich nicht. Ich hatte damals dann einen netten Freund und eine gute äußere Schale, aber im Innersten trig ich ja das Geheimnis meiner Flucht und meiner Scheinrealität in mir. Ich wußte ich kann gar nicht so eine Fassade aufrecht erhalten. Es erschien mir auch langweilig mich den Gegenheiten anzupassen und ich hatte angst. Aber warum ging ich dann wieder ans Theater nach Österreich?
Und dann die Teilnahme am Opernwettbewerb. „ Der Ring“. Was für eine Herausforderung. Ich war stolz auf mich und flog wieder ganz optimistisch der Realität davon.
Als ich dann in München landetet und wieder versuchte den Alltag in den Griff zu bekommen, sehr viel jobbt und sehr viel studierte, neben einem Leben in der High Society, war irgendwie ein Traum wahr geworden. Doch es folgt ein Alptraum. Eine nicht lebensfähiges Embryo, ein Mann, der nict zu mir hielt. Einen Job am Opernhaus Köln, der mir durch die Finger rann und wieder eine große Depression, ohne Medikament und ohne Begleitung. War ich dafür verantwortlich? Für solche Tragödien? Immer noch hatte ich die Last der Schulden und des Bankrotts im Nacken.


In jedem Fall setzt die Zuschreibung von Verantwortung die Annahme einer Handlungsfreiheitund eines wirksamen Einflusses des Handelnden auf das Handlungsergebnis voraus.“
Also, wie habe ich gehandelt. Ich bin geflohen, vor der Regelung meiner Schulden. Ich bin geflohen vor der Suche nach einem fixem Job und einer eigenen Existenz. Immer auf der Suche nach dem richtigen Mann und Partner. Was hat damals Liebe und Pratnerschaft für mich bedeutet? Und was bedeutet es heute für mich. Gestern schlief ich mit dem Gedanke ein, ich brauche einen Mann mit genug Einkommen, mich zu ernähren. Einen fixen Job für meine eigene Sicherheit, mein Selbstverständnis und meine eigen Rente und eine Sicherheit für meine Töchter sorgen zu können. Auerdem natürlich eine Vision, einen Traum, eines Lebens das ich mir für mich und meine Kinder wünschen würde.


Ob und in welchem Maß eine solche Selbstbestimmung gegeben ist, ist umstritten und wird in der Philosophie des Geistes kritisch diskutiert. Indem Verantwortung Rechtfertigung herausfordert, ist sie an das Vorbringen von Begründungen und die Vernunft der Beteiligten gebunden.Durch ihre Orientierung an Normen und Wertungen ist Verantwortung auch ein ethisches Thema. Hierin habe ich meine Situation zu definieren. Ich fühle mich wie eine Henne welche hin und her rennt, um genug Futter für ihre Küken zu finden. So empfinde ich mich eher als Opfer von Zufällen und Ereignissen um mich herum, auf welche ich nicht mit genug Aufmerksamkeit reagiert habe. So z. B. Die Feindschaft, welche zu meinen Schwägerinnen entsanden ist. Dieser Neid, diese Wut, daß ich mich in ihrem Geburtshaus begwegt habe, als wenn es mein eigens wäre. Sie wollten das nicht akzeptieren. Und ich habe gar nicht eingesehen, warum ich an einem Ort leben sollte, ohne mich mit diesem gänzlich zu identifizieren und mit diesem zu verschmelzen. Ich hoffe sie vermissen mich auch, meine tollen Einladungen und schönen Dinners. Ich hoffe sie vermissen all die Begegnungen und Menschen, wleche sie durch mich kennengelernt haben. Ich fühle mich nun eher wie jemand der geächtet wird und aus dem Haus geworfen. Ich habe keine guten Gefühle mehr nach Immendorf. Ich fühle mich nicht Wohl, in Niederösterreich und habe gar kein Interesse dort noch viel zu investieren.
Etwas Schutz habe ich in Wullersdorf gefunden. Aber es ist eine gefährliche Situation, voll mit Zugeständnissen. Und hier wieder die Frage nach der Deliktvermeidung und der Lösung von Problemen, ohne davonzulaufen und wie ich lernen kann, mich der Realität zu stellen.
Wenn einer Person die Verantwortung für eine bestimmte Aufgabe oder dauerhafte Aufgabenstellung zugewiesen ist, dann wird von Verantwortlichkeit gesprochen.“
Das bedeutet, ich muss lernen es als Aufgabe zu betrachten, mit meiner Krankheit und dem Fluchtbedürfnis vor der Realität zu leben. Außerdem muss ich mir kleine Ziele setzen und Aufgaben definieren, welche ich bewältigen kann. Also, z.B. einen Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden, der mit meinen Kinderbetreuungszeiten zusammenpasst. Eine Existenzsicherung zu realisieren und die Schwierigkeiten und Probleme zu definieren, um Lösungen zu finden.
So wollte ich das z.B. mit Jo jetzt tun. Er hat sich dem aber gar nicht gestellt. Sondern macht einfach Ferien ud sucht keine Lösungen. Ich soll so funktionieren, wie er sich das wünscht und vorstellt. Ich wollte aber einmal ein Bild finden, für eine gemeinsame Zukunft und eine echte Partnerschaft, welche eben auch das zusammen leben und arbeiten beinhaltet und nicht nur das träumen und Zärtlichkeiten austauschen. Was uns aber natürlich auch viel gibt, an Geborgenheit und Stillung der Einsamkeitsgefühle.
Während die Grundrelation des Konzepts der Verantwortung – jemand ist verantwortlich für etwas vor jemandem – wenig umstritten ist, besteht über die Ausgestaltung der einzelnen Dimensionen des Begriffs eine Vielzahl von Meinungen.  Je nach Anwendungsbereich (etwa in Politik, Ökonomie, Recht, Psychologie) wird dem Begriff ein besonderer Inhalt zugewiesen.“ wie man sieht geht es bei mir in erster Linie um die Liebe und das Leben einer guten Partnerschaft, sowie meine Neigung dann auch dem partner, der Liebe selber, bzw. dem Schicksal die Schuld zu geben. Dies gilt sowohl für den Umfang der Zuständigkeit als auch für die Gültigkeit der Normen, aufgrund deren Verantwortung zugeschrieben wird. Welche Normen ich habe und welche Regeln und Gesetze mir wichtig sind, das war ebenfalls immer ein Thema für mich. Ich wäre grenzenlos und verrückt, sagen andere gerne. Ich hätte keine Moral und ich wäre ein Mensch ohne Prinzipien. Ich sehe das nicht so. Irgendwann habe ich begonnen Prinzipien zu definieren und aufzustellen. So z.B. klare Tagesabläufe und Rythmen. Das einhalten von Vorhaben, Verabredungen und Zusagen. Wocbei ich in finanziellen Angelegenheiten kaum Wege finde. Z.B Zahlungsversprechungen einzuhalten. Machtlos fühle ich mich oft, weil ich einfach nicht in der Lage bin, Geld zu verdienen.
Der Begriff ‚Verantwortung‘ erweist sich als eine mindestens dreistellige Relation, die Verantwortungssubjekt, Verantwortungsbereich und Verantwortungsinstanz verknüpft. Nun haben sich alle drei − Instanz, Bereich und Subjekt − in der Geschichte der neuzeitlichen Säkularisierung entscheidend verändert: An die Stelle Gottes als Verantwortungsinstanz tritt die Gesamtheit aller vernünftigen Wesen in Gegenwart und Zukunft und ggf. auch die außermenschliche Natur, der Verantwortungsbereich wird um die Menge aller neuen Technologien erweitert, zumal jene, bei denen eine grundsätzliche Nichtvorhersehbarkeit ihrer Folgen dem Menschen bewußt ist, was eng mit der grundsätzlichen Veränderung des Verantwortungssubjekts zusammenhängt, das ganz offenkundig sowohl seine Begrenzung auf das Individuum als auch seine Einschränkung auf jene Handlungen, für die es selbst in bewußtem Sinne steuernd verantwortlich war, aufgeben muß.“[7]

Etymologie

Das Wort Verantwortung ist eine Substantivbildung aus dem Verb verantworten. Das Verb bedeutet zunächst allgemeinantworten, dann im Besonderen vor Gericht antworten, eine Frage beantworten und schließlich für etwas einstehen, etwas vertreten. Im reflexiven Sinn hat es im letzten Fall die Bedeutung sich rechtfertigen. Seinen spezifischen Charakter hat das Verb ver-antworten durch eine Derivation erhalten, wobei das Präfix ver... eine eigene etymologische Geschichte hat.  Das Wort verantworten ist im 12. Jahrhundert und das Substantiv Verantwortungerst im 15. Jahrhundert nachzuweisen.
Das Verb verantworten entstammt dem mittelhochdeutsch verantwürten mit der ursprünglichen Bedeutung sich als Angeklagter vor Gericht verteidigen. Sein Vorkommen wird als Übersetzung des lateinischen respondere „antworten, Antwort geben“ aus der römischen Rechtssprache gesehen, das unmittelbar Eingang in das Englische (responsibility) gefunden hat.



Zum Begriff der Verantwortung

In der Antike und im Mittelalter wurden Fragen der Verantwortlichkeit unter den Begriffen Schuld und Zurechnung(Imputation) behandelt. Die erste Monographie zur Verantwortung verfasste 1884 der Franzose Lucien Lévy-BruhlL'idee de responsabilité. Eine Bedeutung in der philosophisch-moralischen Diskussion erlangte der Begriff erst im 20. Jahrhundert, und zu einem ethischen Schlüsselbegriff wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg. Verantwortung ist ein Begriff der Möglichkeit. Notwendigkeit ist unabweisbar, Unmöglichkeit nicht erfüllbar. Unabweisbares und Unmögliches sind der menschlichen Entscheidung entzogen und damit nicht Gegenstand der Verantwortung. Verantwortung kann eine zukunftsorientierte oder eine vergangenheitsorientierte Bedeutung haben. Prospektiv ist die Verpflichtung, einen bestimmten Handlungserfolg herzustellen oder die Anforderungen an eine bestimmte Aufgabe oderRolle einzulösen, wie z. B. die Neutralität eines Schiedsrichters im Sport oder der Lernerfolg des Schülers durch einen Lehrer.
Also, muss ich folglich eine Aufgabe definieren, für die ich bereit bin Verantwortung zu übernehmen. Da fällt mit sofort meine Mutterrolle ein und auch die Tochterrolle und natürlich die der Liebenden, sowie die einer Autorin. Wobei ich oft angst habe, was mein Schreiben für Folgen mit sich bringen könnte.
Die Rolle der Schuldnerin, oder derjenigen die zahlen muss, übernehme ich ungerne. Lieber ist es ich hätte jemanden, der meine Rechnungen zahlt und der für mein Einkommen sorgt. Die Identifikation der Rolle einer Ehefrau trage ich nicht ganz, weil ich mir die sexuelle Freiheit herausnehme, tun und lassen zu dürfen, was mir mein Körper sagt, wenn ich dazu Lust habe. Aber die Rollenteilung, für den Haushalt da zu sein, zu kochen und für ein schönes zu Hause zu sorgen, die übernehme ich gerne. Mit dem Wunsche auch noch freiberuflich tätig sein zu können. Sport treiben zu dürfen und mich in der Gesellschaft sehen alssen zu können, und im Kulturleben aktiv teilnehmen zu dürfen. Wichtig sit mir also ein Ernährer. Und das war schon immer so. Das die Gesellschaft von mir eine eigene Existenzsicherung fordert finde ich zwar modern, aber nicht den Möglichkeiten entsprechend, wenn es keine Arbeit gibt. Mir selber Arbeit zu erfinden, bedeute für mich, mich dem Risiko der Selbstausbeutung und des Bankrotts auszusetzen, dafür kann ich eigentlich und darf ich auch keine Verantwortung übernhmen, außer daß ich es einfach lasse und aufpasse nicht handlunsgaktiv als Unternehmerin zu sein.
Das wäre ein Fazit und ergebnis, eine Konsequenz, welche ich aus meinen bsiherigen Erfahrungen tragen sollte.


Der Verantwortliche entwickelt ein Verantwortungsgefühl und übernimmt die Verantwortung für eine absehbare Zukunft.“
Das bedeutet, wenn ich einen Plan mache, wie ich aus meinen Miseren herauskommen könnte. Ich brauche einen guten Job und dann einen Plan meine Auslagen zu zahlen. Ich muss mich wöchentlich mit den Ausgaben und Einnahmen beschäftigen, sparen und nicht träumen. Ich sollte unbedingt Konsequenzen ziehen und meinen Willen stärken, keine Belastungen auf mich zu nehmen. Das wären Ziele, für die ich Verantwortung übernehmen kann.
Retrospektiv wird festgestellt, wer für das Ergebnis einer Handlung verantwortlich ist.“
Wie kommt es zu den aktuellen Mehrausgaben, und zusätzlichen Schulden. Wie kann ich das vermeiden und in Zukunft abbauen? Wo finde ich Hilfe und Unterstützung?
Der Erfinder erhält einen Anspruch auf ein Patent, Verstöße gegen Normen können bestraft werden. Retrospektiv kann man jemanden nur zur Verantwortung ziehen, wenn er bereits vor dem zu verantwortenden Ereignis, also prospektiv, in der Verantwortung gestanden hat.
Hier wurde ich immer gefragt, ob ich beim zusatndekommen einer Rechnung in der Lage gewesen wäre diese zu bezahlen. Das ist etwas für das ich nie geradestehen kann, weil ich immer rückwirkend finanzieren muss, was zu zahlen ist und mich kaum vorwärtsbewegen kann. Wenn immer zuwenig da ist und man immer von der Hand in den Mund , bzw. von Augenblick zu Augenblick lebt, dann kann man nie zahlen, daß heißt man darf nie Rechnungen produzieren. Aber es gibt Rechnungen, die passieren einfach, wie Unfälle. Bin ich dafür verantwortlich? Ich bin wohl dafür verantwortlich eben kein Geld und keine Arbeit zu haben, sagen einzelne Bekannte. Meine Mutter denkt ich wäre arbeitsscheu. Ich bin nur scheu, wenn mir nichts bleibt. Und ich habe zuletzt bei Bionx die Erfahrung gemacht, daß ich nichteinmal genug zu essen hatte, um den Arbeisttag zu überstehen. Geschweige denn meine Fahrkarten zu bezahlen, um zur Arbeit zu fahren.
Zukunft und Vergangenheit nur zwei Seiten derselben Frage, wie der Mensch richtig handeln sollte. Verantwortung ist somit eine Grundkategorie der praktischen Philosophie, weil sie bei jeder Form des Handelns in Betracht zu ziehen ist und die Lebenspraxis in den Fokus stellt. Auch die Lebenserfahrung
Verantwortung ist das tragende Netzwerk menschlicher Praxis, denn wenn das Gute im Handeln in Frage gestellt ist, ist auch die Verantwortung in Frage gestellt. Wenn jemand grundsätzlich ablehnt, Wertmaßstäbe für sich gelten zu lassen, wird er auch ebenso die Zurechnung von Verantwortung nicht akzeptieren. Nach Karl-Otto Apel ist Verantwortung eine soziale Institution zur Kompensation von Gleichgewichtsstörungen.  Die Kategorie der Verantwortung dient der Regulierung sozialer Verhaltensweisen und damit der Verbesserung des gemeinsamen Lebens.
Verantwortung kann durch gesellschaftliche Forderungen, wie Gesetze, religiöse Gebote oder moralische Normen auferlegt sein. Verantwortung kann aber auch freiwillig entstehen, indem jemand eine Aufgabe übernimmt, z.B. ehrenamtlich tätig wird. Sachliche Verantwortung freiwilliger Natur entsteht auch durch die Einhaltung von Versprechen, seien diese mündlich gegeben, durch einen Vertrag, durch Bürgschaften o.ä. Hierin eingeschlossen ist die (soziale) Verantwortung gegenüber unverschuldet in Notlagen geratene Menschen. Auch im Fall einer Selbstverpflichtung ist es üblich, dass sich der Betreffende für die Erfüllung der übernommenen Aufgabe rechtfertigen muss. In jedem Fall dient ihm sein Gewissen als Instanz der Rechtfertigung, wobei die Normen, denen das Gewissen folgt und deren Entstehung auf verschiedene Weise erklärt werden können. Die Fähigkeit, sich zu rechtfertigen, setzt Sprache voraus. So wird die Kategorie der Verantwortung zu einem anthropologischen Merkmal des Menschens: Er ist ein „verantwortungsfähiges Wesen.“  Verantwortung istdialogisch und setzt einen Weltbezug voraus. „Die volle Erfahrung der Verantwortung fordert also die beiden Grundbeziehungen: Verantwortung für sein eigenes Handeln und Verantwortung für die Welt konkret zu vereinigen. Ja, in dieser konkreten Vereinigung besteht die eigentliche Praxis der Verantwortung.“
Verantwortung kann bei einzelnen Personen, Personengruppen − zum Beispiel beim Löschzug der Feuerwehr − oder einer Gesellschaft in ihrer Gesamtheit liegen. Verantwortung kann eingeschränkt sein, wenn Handlungen aufgrund von Anweisungen erfolgen. Für die übertragene Verantwortung bleibt jedoch eine Mitverantwortung bestehen, die sich auch auf das Gelingen einer geteilten ganzheitlichen Verantwortung erstreckt. Ein Träger von Verantwortung muss in der Lage sein, das Konzept der Verantwortung zu verstehen und sich ihm zu unterwerfen. Der Träger muss die Anforderungen an seine Verantwortung kennen, beherrschen und die Handlungsfolgen beurteilen können. Er benötigt Erfahrung und Kompetenz.


Ich dachte immer, die habe ich. In meinem Fall ist mir alles aus den Händen gerutscht.
Es hat damit begonnen, daß ich meit einem Ehevertrag geheiratet habe und gra nicht von meinen Kümmernissen und Sorgen gesprochen habe. Außermdem habe ich die Liebe nicht getestet, sondern mich einfach nur von einer schlechten Lage in eine noch schlechtere befördert. Als wir dann verheiratet waren, hab ich zwar veruscht eine gute Ehe zu Leben, bin aber schnell an meine Grenzen gestoßen. Das begann damit, da ich gar nicht in der Lage war den Alltag zu finanzieren. Wie immer, wie meistens, wie schon so oft, in meinem Leben. Und ich habe nichts gefordert, um nicht gebeten, einfach nur überlegt, was ich slebst tun könnte, um mich aus diese mißlichen Lage zu befreien. Wieder eine Flucht in Träume und Visionen. Liegt da meine Schuld. Nuun habe ich viel gesühnt und immer noch keinen Ausweg gefunden. Wieder stehe ich da, ohne genug Kleingeld für das tägliche Brot. Keine Möglichkeit mit zu bewegen, kein Auto, kein Geld für Benzin oder Diesel und lauter Situationen, die unlösbar scheinen, wenn ich mich nicht wieder in alet Strukturen und Abhängigkeiten bringen möchte.
Die Misere unseres Hofes, der tod von 500 Schweine, der Bankrott der Biogasanlage, das Auftreten von Viktoria. All diese Moment waren zuviel für mich, um noch an das gestüt zu glauben. Es waren zu häßliche Momente der Niederlage und der Mißerfolge und dann noch die Krankheitsdiagnose Parkinson. Ich war restlos überfordert. Schuld?
Jedefalls bin ich nicht bereit gewesen füt all das Verantwortung zu tragen. Gab es ja auch kein Polster in meiner Ehe für die Liebe und das Vertrauen und den Willen zusammenzuhalten mehr. Dann diese täglichen Auftritte meines Exmannes, mit seiner neuen Flamme und meine Kinder, in all dem Chaos. Ich habe das nicht ertragen und gar keinen Willen mehr gehabt das zu ertragen.
Ich bin auch nict bereit für das Geschick meines Exmannes Verantwortung zu tragen. Ich glaube eher an schlechte Dinge in der geschichte diese Familie, die zurückschalgen wie ein Bummerang. Ich glaube an den Teufel, der hier mit am Werke ist und fühle mich ohnmächtig. Im Moment habe ich auch eher das Bedürfniss auf sehr viel Distanz und Abstand.
Und eine große Sehnsucht auf ein eigenes und neues Glück sehr weit weg.
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Im Fall von Institutionen, die in modernen Gesellschaften zunehmend an Bedeutung gewinnen, nehmen diese die sie repräsentierenden Personen und Gremien kooperativ wahr. Der sachliche Bereich der Verantwortung erstreckt sich auf das, was der Träger beeinflussen kann, was auch das Handeln anderer Personen einschließt, die dem Einfluss des Trägers unterliegen. Der Träger hat gegenüber dem Objekt Macht, die auf Strukturen oder einer freiwilligen Übertragung beruhen kann, wie zum Beispiel der Kapitän einer Fähre. Die Macht kann sich auch in Sorge und Fürsorge wie bei Eltern eines Kindes ausdrücken. Die Art und der Grad der Verantwortung ist durch die Vielzahl der unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen und Tätigkeitsfelder bestimmt. Entsprechend ist der Begriff der Verantwortung jeweils in Hinblick auf die konkrete Konstellation zu füllen. Es wird beurteilt, wie jemand seine Verantwortung wahrnimmt. Die Rede von „Verantwortung wahrnehmen“ enthält zwei Bedeutungsaspekte: Zum einen muss jemand erkennen, wie und in welchem Umfang ihm Verantwortung zukommt. Zum anderen muss er entsprechend seiner Einsicht, seiner Wahrnehmung, auch handeln, um seine Verantwortung wahrzunehmen.
Georg Picht verweist darauf, dass der Begriff der Verantwortung einen Überschuss gegenüber dem der Haftung hat. Haftung bedeutet, dass man für seine Pflicht auch gezwungener Maßen in Regress genommen werden kann. Wenn hingegen jemand eine Verantwortung für eine Person oder eine Aufgabe hat, ist seine Pflicht zur Fürsorge unabgegrenzt und umfassend. Insofern kann Verantwortung nicht auf eine juristische Ebene beschränkt werden. Der Begriff enthält auch immer eine moralische Konnotation. Wer Verantwortung trägt, kann sich nicht alleine auf formale Vorschriften berufen, er muss auch den Geist der Aufgabe erfassen und erfüllen. In diesem Sinn erstreckt sich Verantwortung auch auf Haltungen und Einstellungen.Während die Pflicht auf einen einseitigen Anspruch, eine hierarchische Beziehung, begrenzt ist, beruht Verantwortung auf einer Einstellung, die Gegenseitigkeit beinhaltet. Verantwortung bedarf des Einverständnisses des Trägers, diese zu übernehmen. Wenn reiner Zwang besteht, kann man nur von Pflicht reden. Allerdings besteht zwischen der Instanz der Rechtfertigung und dem Träger der Verantwortung eine Asymmetrie dahingehend, dass die Instanz nicht infrage gestellt ist. Der Verantwortliche ist der Instanz, ob gezwungen oder freiwillig, möglicherweise auf „Gedeih und Verderb“ unterworfen.
Bei Kurt Bayertz findet sich der Hinweis, dass es aus Sicht des Opfers bei Verletzung der Verantwortung in Hinblick auf die Folgen unerheblich ist, ob das Handlungsergebnis mit Absicht herbeigeführt wurde. Die Folgen sind unabhängig von derMotivation. Für das handelnde Subjekt und die Frage der schuldhaften Verursachung, also auch bezogen auf die Bewertung der Verantwortung durch das Opfer, stellt sich das nach Bayertz ganz anders dar. „Wird die innere Verfassung des Handlungssubjekts in die Betrachtung einbezogen, so kann sich ein Verantwortungskonzept ausbilden, für das kausale Urheberschaft zwar eine notwendige, nicht aber hinreichende Bedingung der Verantwortung ist.“[29] Es sind tragische Fälle denkbar, in denen jemand sich bemüht, seiner Verantwortung nachzukommen, aber an den Umständen scheitert. Klassische Fälle sind die Folgen von Naturkatastrophen.
Mit dem Begriff der Verantwortung sind die beiden Adjektive verantwortlich und verantwortungsvoll verbunden. Beide haben ein leicht voneinander abweichendes Bedeutungsfeld. Verantwortlich hat einen stärker kausalen Charakter, in dem das Verursachen und die daraus folgende Haftung besonders betont sind. Zudem kann man den Begriff auch auf Sachverhalte beziehen, wie etwa ein Erdbeben für einstürzende Gebäude oder ein Virus für die Ausbreitung einer Epidemie als verantwortlich bezeichnet werden können.[30] Verantwortliches Handeln beinhaltet Umsicht und Überlegung. Dabei bemüht sich der Verantwortliche um sachgerechtes Handeln, in dem die Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten angemessen berücksichtigt werden.[31] Der Ausdruck verantwortungsvoll enthält hingegen das Element des Höherwertigen oder eines besonderen Schwierigkeitsgrades einer Verantwortung, die übertragen wird, oder eine Würdigung einer besonderenAchtsamkeit, mit der eine Verantwortung wahrgenommen wurde. Der Träger einer verantwortungsvollen Aufgabe benötigt besondere Kompetenzen zu ihrer Erfüllung. Verantwortungsvoll ist eine Aufgabe auch, wenn sich bei einer Nichterfüllung besonders schwerwiegende negative Handlungsfolgen ergeben. In solchen Fällen kann jemand, der eine Verantwortung trägt, dies auch als Bürde empfinden.[32]
Der Begriff der Schuld deckt nur einen Teil des Begriffsfeldes von Verantwortung ab. Zum einen ist er rein retrospektiv auf bereits eingetretene Handlungsergebnisse bezogen. Zum anderen setzt er einen feststellbaren Verstoß gegen bestehende Normen voraus, die einzuhalten jemand die Verantwortung hatte. Schuld tritt erst ein, wenn jemand seiner Verantwortung nicht nachgekommen ist, obwohl er anders hätte handeln können. Dann kann die Rechtfertigung des Handelns nicht mehr gelingen. Juristisch wird zusätzlich noch ein fahrlässiges oder vorsätzliches Handeln gefordert, damit der Tatbestand der Schuld zutrifft. Im moralischen Sinn wird ein Verstoß als verantwortungslos bezeichnet, wenn jemand sich um seine Verantwortung nicht angemessen gekümmert hat. Damit ist dann häufig eine Abwertung der Person verbunden. Noch stärker ist der Vorwurf des unverantwortlichen Handelns, der einen bewussten Verstoß, zumindest ein bewusstes In-Kauf-Nehmen der Handlungsfolgen, und einen erheblichen Schaden beinhaltet. Hans Jonas spricht von einem „Akt positiven Leichtsinns“.[33]
Als Verantwortungsdiffusion wird ein Zustand bezeichnet, bei dem die Zuordnung der Verantwortlichkeit auf einen Verantwortungsträger vermieden wird, indem alle dafür in Frage kommenden Personen der Verantwortung ausweichen. Das aus der Physik entlehnte Wort Diffusion deutet an, dass dieses Vermeiden wiederum nicht gesteuert erfolgt, sondern inselbstähnlicher Weise ungeregelt ist.

Arten der Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Morphologische Matrix der Verantwortungstypen nach Ropohl 1994[34]
(1)
(2)
(3)
(A) Wer
Individuum
Korporation
Gesellschaft
verantwortet
(B) Was
Handlung
Produkt
Unterlassung
(C) Wofür
Folgen voraussehbar
Folgen unvoraussehbar
Fern- und Spätfolgen
(D) Weswegen
moralische Regeln
gesellschaftliche Werte
staatliche Gesetze
(E) Wovor
Gewissen
Urteil anderer
Gericht
(F) Wann
vorher: prospektiv
momentan
nachher: retrospektiv
(G) Wie
aktiv
virtuell
passiv
Je nach Anwendungsbereich sind von verschiedenen Autoren Strukturmerkmale entworfen worden, die einer tieferen Begriffsanalyse dienen. So gliedert Wilhelm Weischedel in soziale, religiöse sowie Selbstverantwortung.[35]Bei Pavel Baran findet sich die Unterteilung in „die Beziehung des Menschen zur Gesellschaft, zur Natur und zu sich selbst.“[36] Der bekannte Jurist H.L.A. Hart klassifizierte[37] nach
  1. kausale Verantwortung in Hinblick auf die Verursachung
  2. Rollenverantwortung in Hinblick auf die Aufgabe
  3. Fähigkeitenverantwortung in Hinblick auf die Erfüllbarkeit
  4. Haftungsverantwortung, die von der Verursachung abweichen kann.
In diesen drei Strukturvorschlägen wird moralische Verantwortung nicht unmittelbar benannt. Bei Baran und Weischedel ist sie allerdings implizit enthalten. Innerhalb der Rollenverantwortung gibt es beispielsweise die Führungsverantwortung, die Fürsorgeverantwortung oder die Verantwortung, die sich aus dem Berufsethos eines bestimmten Standes (Ärzte, Wissenschaftler) ergibt. Die Feststellung der kausalen Verantwortung ist nicht normativ, sondern beruht auf empirischen Erkenntnissen. Ihre Relation ist zweistellig und besteht zwischen Träger und Objekt der Verantwortung.[38]
Karl Jaspers ist auch außerhalb der philosophischen Kreise bekannt geworden durch eine frühe Auseinandersetzung mit der Verantwortung des Einzelnen für die Verbrechen des Nationalsozialismus in dem Essay "Die Schuldfrage" (1946).[39] Hierzu diskutierte er
  • die kriminelle Schuld, die aufgrund objektiv nachweisbarer Gesetzesverstöße entsteht, vor Gericht entschieden wird und eine formale Strafe zur Folge hat,
  • die politische Schuld, die durch Handlungen einzelner Staatsbürger und die Mitverantwortung, wie er regiert wird, erzeugt wird und der Gewalt und dem Urteil des politischen Siegers unterliegt, der die Handelnden in Haftung nimmt,
  • die moralische Schuld aus Handlungen, die über die rechtliche Situation hinausgehen und die vor dem eigenen Gewissen zu rechtfertigen sind und zu Einsicht, Buße und Erneuerung führen muss, sowie die
  • die metaphysische Schuld, die ein Mangel an Solidarität der Menschen mit den Menschen ist, also auf der Mitverantwortung für alles Unrecht und alle Ungerechtigkeit in der Welt beruht und schon beim Wegsehen entsteht und deren Rechtfertigungsinstanz allein Gott ist, dem man nur mit Aufgabe des eigenen Stolzes und mit Demut begegnen kann.
Jaspers kam zu dem Ergebnis, dass es eine Kollektivschuld nicht geben kann und dass man außer im Fall der juristischen Schuld nicht von Schuld im eigentlichen Sinn sprechen kann. Vielmehr entsteht eine Verantwortlichkeit aus der Tiefe des eigenen Gewissens. Diese Verantwortlichkeit kann aber nicht abgegolten werden und verjährt nicht. Deshalb kann man auch ein ganzes Volk für die Folgen seines kollektiven Handelns politisch haftbar machen. Für die moralische Verantwortung muss man sich jedoch auf den Einzelnen beziehen.
Eine andere Ebene beschreibt Otfried Höffe mit der Gliederung in Aufgaben-, Rechenschafts- und Haftungsverantwortung, die sich stärker am Prozess verantwortlichen Handelns orientiert.[40] Apel differenziert nach einem „Mikrobereich (Familie, Ehe, Nachbarschaft), einem Mesobereich (Ebene der nationalen Politik) und einem Makrobereich (Schicksal der Menschheit).“  Einen neuen, in der Systemtheorie begründeten Aspekt stellt Walter L. Bühl in den Vordergrund mit der Forderung, die individuelle, kollektive und kooperative Verantwortung so zu ergänzen, dass auch denen Verantwortung zugeschrieben wird, die für das Design von Systemen und die Entstehung von Schnittstellen (Bifurkation) zuständig sind.
In Hinblick auf das Handeln im Rahmen von Institutionen, z.B. bei den von Technikern gemeinschaftlich erstellten Produkten, verwies Hans Lenk darauf, dass hier nur eine gemeinschaftlich zu tragende Mitverantwortung für Kollektivhandlungen gegeben ist, die von der Einwirkungs- und Mitwirkungsmacht abhängt. Diese unterteilte er in
  • Verantwortung institutionellen Handelns (Veranlassungs- oder Führungs- und Befehlsverantwortung)
  • Vorsorgeverantwortung
    • generelle Fürsorgehandlungsverantwortung
    • aktive Verhinderungsverantwortung (Präventivverantwortung)
  • negative Kausalhandlungsverantwortung (Vermeidung von Unterlassungen)
  • positive Kausalhandlungs(ergebnis)verantwortung.[43]
Realisiert werden kann dies z. B. durch die Umstellung von Sanktionen auf Prävention und durch prospektive Vorwegnahme möglicher Risiken statt retrospektiver Zuschreibung von Schadenfolgen durch sog. Soft-Law-Regelungen (etwa Mediation, Selbstverpflichtung oder auch Monitoring bei befristeten Genehmigungen) zur Responsibilisierung systemischer Prozesse, wobei eine Personalisierung der Entscheidungsprozesse die Zurechenbarkeit von Entscheidungen weiterhin sicherstellen sollte.[44]

Verantwortung und Freiheit des Willens

Im traditionellen Verständnis[45] setzt Verantwortung unabdingbar Handlungsfreiheit voraus. Dies entspricht der Auffassung, dass der Akteur aufgrund einer Entscheidung tatsächlich auch anders hätte handeln können.[46] Der Verantwortliche wird als jemand betrachtet, der autonom seiner sittlichen Vernunft folgend eine willkürliche Entscheidung treffen und auch durch eine Handlung verwirklichen kann, obwohl er auch anders hätte handeln können. Eine freie Handlung erfolgt hiernach ohne Zwang und ist nicht zufällig. Freiheit ist in dieser Sicht die Bedingung der Möglichkeit der Selbstbestimmung des Menschen.[47] „Willensfreiheit ist mithin eine zum Sprachspiel verantwortlicher Urheberschaft gehörende Präsupposition des Tun- und Lassenkönnen, die die Zurechnung von Verantwortung erst ermöglicht.“[48] Deshalb ist Verantwortung im ersten Schritt ein Anspruch an sich selbst und für sich selbst. Der Einzelne ist sowohl Gegenstand seiner eigenen Verantwortung als auch die Autorität, vor der er sich verantworten muss. Der Maßstab ist sein Gewissen, in dem alle natürlichen und sozialen Normen gebündelt sind.[49] Indem jemand die äußeren Normen der Gesellschaft und die von ihm als vernünftig eingesehenen Gründe verinnerlicht, fühlt er die Verantwortung und seine Verstöße gegen seine so gewonnenen Maßstäbe als „innere Stimme“. Diese persönlichen Normen waren bis zur Aufklärung vorrangig christlich geprägt und haben seit Beginn der Neuzeit einen immer stärkeren Bezug zur Vernunft und zu Vernunftgründen, die in der angenommenen Autonomie des Subjektes liegen. „In der Verantwortung gründet die Einheit der Vernunft in allen ihren endlichen Gestalten. Weil der Mensch das Wesen ist, dem sich Aufgaben stellen, ist menschliches Dasein immer im Horizont erkannter Wirkungsbereiche möglich.“[50]
Durch die Annahme der Handlungsfreiheit als Voraussetzung des Konzeptes der Verantwortung wird dieses Gegenstand der Diskussion über einen freien Willen in der Philosophie des Geistes. Das traditionelle Verständnis eines sich selbst bestimmenden Ichs, das weitgehend auch mit dem Alltagsverständnis und der üblichen Sicht im Strafrecht übereinstimmt, wird als Libertarismus[51] bezeichnet. Im Bereich der Philosophie gilt diese Auffassung als Minderheitsposition. Bekannte Vertreter sind etwa Immanuel Kant,[52] Roderick ChisholmPeter van InwagenRobert Kane und in Deutschland Geert Keil. Geht jemand hingegen davon aus, dass die Welt vollständig kausal bestimmt ist (strikter Determinismus), kann er auch niemandem Verantwortung zuschreiben, denn dieser hätte ja gar nicht anders handeln können. Diese eher seltene Auffassung wird etwa von Galen Strawson,[53] Ted Honderich[54] oder Derk Pereboom[55] vertreten.[56] Wesentlich verbreiteter ist die Position, dass zwar die physische Welt deterministisch ist, aber dennoch Willensfreiheit besteht (Kompatibilismus). Zu dieser Grundauffassung gibt es reine Reihe von Spielarten. So gehen etwa Daniel Dennett[57] oderHarry Frankfurt[58] davon aus, dass die jeweilige Handlungsfreiheit nicht auf alternativen Handlungsmöglichkeiten beruht. Die Entscheidung des Verantwortlichen ist durch seine persönliche Geschichte und die bestehenden Bedingungen fest vorgegeben, aber er muss aufgrund unvollständiger Information im jeweiligen Moment entscheiden. Dennett vertritt zusätzlich die These, dass moralische Bewertungen und damit die Zuweisung von Verantwortung ihren Ursprung in der biologischen und kulturellen Evolution haben. Eine ähnliche Position, die sie als „Semi-Kompatibilismus“[59] bezeichnen, vertreten John Martin Fischer und Mark Ravizza, indem sie zwar den freien Willen bestreiten, aber das Institut der Verantwortung bejahen, weil hierdurch maßgeblich Einfluss auf das Verhalten (nicht die Entscheidungen) des Menschen genommen werden kann.[60] Neutraler positionierte sich Peter Strawson, der es nicht für notwendig hielt, die Frage des Determinismus zu entscheiden, weil die Annahme der Willensfreiheit und die Zuschreibung von Verantwortung unausweichlich Teil der menschlichen Lebenspraxis ist.[61] Julian Nida-Rümelin knüpft hieran unmittelbar an: „Wir als normale menschliche Wesen, eingebettet in soziale Zusammenhänge, können gar nicht anders, als Verantwortlichkeit und Freiheit in dem Umfang vorauszusetzen, wie es für die von uns allen geteilten moralischen Empfindungen und Einstellungen (Strawson spricht hier von reactive attitudes) erforderlich ist. Unsere lebensweltlichen interpersonalen Beziehungen lassen keinen Spielraum für theoretische Überzeugungen, die diese Einstellungen als unbegründet erscheinen lassen würden.“[62]Anders hält z. B. Michael Pauen[63] wie vor ihm schon Moritz Schlick[64] oder David Hume[65] eine deterministische Welt und die Existenz echter Handlungsalternativen für vereinbar. Konsens besteht ganz überwiegend darüber, dass viele als Handlungen ausgezeichnete Aktivitäten des Menschen durch seine Geschichte, die gesellschaftlichen Gegebenheiten, aber auch körperliche und psychologische Reaktionen auf unbewusste Sachverhalte (etwa hormonelle Zustände oder unbewusste Wahrnehmungen) verursacht sind. Es gibt Kognitionswissenschaftler wie die Hirnforscher Gerhard Roth undWolf Singer oder den Psychologen Wolfgang Prinz, die die Schuldfähigkeit und damit das Strafrecht überhaupt in Frage stellen.[66] Die wissenschaftstheoretischen Prämissen dieser naturalistischen Auffassung sind umstritten.[67] Insbesondere wird in diesen Stellungnahmen die Erste-Person-Perspektive nicht ausreichend betrachtet. Zumindest aber ist die Entscheidungsfreiheit des Menschen durch äußere Bedingungen sehr stark eingeschränkt und es bedarf einer bewussten Reflexion und Persönlichkeitsbildung, um zu einer willentlichen Entscheidung zu kommen (nicht-klassischer Kompatibilismus, Peter BieriAnsgar Beckermann[68]). Zusätzlich gibt es die Auffassung, dass physische Welt und geistige Welt zwei unabhängige Ebenen darstellen, die zwar aufeinander abgestimmt sind, aber nicht voneinander abhängen (Dualismus). Diese von Descartes ausdrücklich formulierte Vorstellung findet in der Moderne immer weniger Anhänger.

Zurechnung von Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine moralische Person[69] ist ein Subjekt, „dessen Handlungen einer Zurechnung fähig sind.“[70] Verantwortung kann man jemandem zuschreiben, wenn er das Handlungsergebnis (kausal) verursacht hat. Es ist nicht die Handlung, sondern das Handlungsergebnis, das auf die Verantwortlichkeit zurückverweist.[71] Wenn jemand Auto fährt, kommt es darauf an, dass er keinen Unfall verursacht. Die Rechenschaft wird gefordert, wenn jemand die von ihm verantwortete Aufgabe nicht erfüllt hat oder nur durch Glück, z.B. trotz zu schnellen Fahrens, einem Verstoß gegen bestehende Normen entgangen ist. Ein Lehrer ist nicht auf seine Methoden festgelegt, sondern wird am Lernerfolg der Schüler gemessen, wobei der Erfolg wiederum von der Bereitschaft und den Fähigkeiten der Schüler und sonstigen Rahmenbedingungen abhängt. Voraussetzung ist, dass der Verstoß gegen eine Norm oder das Verfehlen einer Aufgabenstellung vom Handelnden selbst oder einem Dritten, der eine Rechtfertigung fordert, auch erkannt wird. Das Ausmaß der Verantwortung einer Person kann hierbei bezogen auf die Art der Beziehung des Akteurs zu einem Geschehen abgestuft erfasst werden[72] für alle Effekte:
  1. mit denen sie irgendwie in Verbindung gebracht werden kann (Assoziation)
  2. die sie verursacht hat
  3. die sie verursacht hat und vorhersehen konnte
  4. die sie absichtlich herbeigeführt hat
  5. die sie absichtlich herbeigeführt hat und die nicht zu rechtfertigen sind.
Die tatsächliche Zurechnung des Ergebnisses einer Handlung oder Unterlassung erfolgt in der Praxis auf den konkreten Fall bezogen unterschiedlich und in Abhängigkeit von der Person, ihren Fähigkeiten, ihrer persönlichen Sozialisation und Geschichte, einerseits sowie von der Situation andererseits.[73] Dabei wird auch berücksichtigt, inwieweit jemand fahrlässiggehandelt hat. Ein Akteur gilt als zurechnungsfähig, wenn er handlungsfähig ist, d. h. aufgrund seiner individuellen Bedingungen und der äußeren Umstände nicht eingeschränkt ist. Andernfalls ist er mehr oder weniger unzurechnungsfähig. Dies gilt auch für allgemeine Lebensregeln wie „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ oder „Eltern haften für ihre Kinder“. Wenn jemand die Folgen einer Handlung bei angemessener Sorgfalt hätte absehen oder verhindern können, so kann ihm zumeist Nichtwissen oder fehlende Absicht nicht als Exculpation dienen. Anders verhält es sich bei Personen, deren persönliche Bedingungen nicht den üblichen Anforderungen an eine frei entscheidende und handlungsfähige Person entsprechen. Solche Einschränkungen gelten beispielsweise für Kinder, Demente, geistig Behinderte oder psychisch Kranke, aber auch für Personen, die ohne eigenes Zutun in einen besonderen Erregungszustand geraten sind und im Affekthandeln. Dabei kann die Zurechnung aus der Perspektive des Handelnden und aus der Beobachterperspektive durchaus unterschiedlich ausfallen („Ich kann nichts dafür“ versus „Du hast Schuld“).[74] Einfluss auf die Urteile hat auch die Frage, ob der Handelnde und der Beobachtete resp. der Verantwortung Fordernde dem gleichen Normensystem folgen.
Einer Person werden Handlungen dritter Personen zugerechnet, wenn sie aus einer bestimmten Rolle heraus deren Handeln entscheidend beeinflussen können. Klassische Fälle sind Eltern und Kinder (Fürsorgeverantwortung) sowie Vorgesetzte und Mitarbeiter (Führungsverantwortung). Haben in diesen Fällen Handlungen negative Folgen, fällt die Verantwortung den direkt Handelnden nicht oder nur teilweise zu. Der Verantwortliche (die Eltern, der Vorgesetzte) muss geeignete organisatorische Vorkehrungen treffen, dass die gestellte Aufgabe erfüllt wird und kein Schaden durch die oder bei den ihm Anbefohlenen eintritt. Andernfalls trifft ihn ein Organisationsverschulden. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, inwieweit Mitarbeiter durch die Anweisungen des Vorgesetzten von einer Verantwortung befreit sind. Der klassische Fall, in dem dies nicht gegeben ist, sind Anweisungen zu Verbrechen. Eindringlich diskutiert das Hannah Arendt im Fall vonAdolf Eichmann. Eine moderne Variante hierzu ist die Frage nach dem Recht des Whistleblowers, wenn er ungenehmigt brisante Informationen veröffentlicht.
Auf ein besonderes Problem der Zurechnung moralischer Verantwortung haben Thomas Nagel[75] und Bernard Williams[76]unter dem Stichwort „Moral Luck“ hingewiesen.[77] Beide diskutieren die Tatsache, dass Verursachung und Handlungsabsicht in der moralischen Bewertung nicht gleich ausfallen. Schießt jemand auf einen Menschen in mörderischer Absicht, so wird die Tat anders bewertet, wenn sie erfolgreich war als der Fall, dass das Opfer zufällig stolperte und der Schuss fehlging. Das Handlungsergebnis ist unterschiedlich. Im Strafrecht hat dies unmittelbare Konsequenzen auf das Strafmaß. Die unterschiedliche Bewertung von gleichartigen Handlungen aufgrund der Tatsache, dass der Zufall einen Einfluss auf das Handlungsergebnis hatte, ist umstritten.[78] Bei der Bewertung spielt insbesondere eine Rolle, ob man einerGesinnungsethik folgt, bei der primär die Handlungsabsicht moralisch zu bewerten ist, oder ob man im Sinne einerVerantwortungs- oder insbesondere im Sinne einer Erfolgsethik vorrangig auf das Handlungsergebnis abstellt.

Kollektive Verantwortung








Selbstwert









Unter Selbstwert (auch: SelbstwertgefühlSelbstwertschätzungSelbstachtungSelbstvertrauen, oder unpräziser:SelbstbewusstseinEigenwert, umgangssprachlich auch Ego) versteht die Psychologie die Bewertung, die man von sich selbst hat. Das kann sich auf die Persönlichkeit und die Fähigkeiten des Individuums, die Erinnerungen an die Vergangenheit und das Ich-Empfinden oder auf das Selbstempfinden beziehen.
Äußere Faktoren können das Selbstvertrauen prägen, wenn bei bestimmten Anforderungen hinreichend objektive Gründe gegeben sind, wie zum Beispiel Methodenkompetenz, ausreichende Kenntnisse oder Erfahrungen, wiederholte Tätigkeiten in ähnlichen Situationen oder Ähnliches.
Selbstwert ist darüber hinaus auch eine politisch-moralische Kategorie, die beispielsweise die Gewissheit begründet, in einer bestimmten Situation „im Recht“ zu sein, bzw. ein zustehendes Recht wahrzunehmen, einzufordern oder zu erstreiten.

Theorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selbstwertgefühl resultiert aus dem Vergleich der vermeintlichen subjektiven Fähigkeiten mit den Anforderungen, mit denen sich die Persönlichkeit konfrontiert sieht. Es lässt sich an ganz konkreten und zunehmend verallgemeinerten Anforderungssituationen bestimmen, zum Beispiel auch in psychologischen Tests. Ein hohes Selbstvertrauen gegenüber Anforderungen zeigt sich, wenn vorausschauend eingeschätzt wird, dass diese Situation gut gemeistert werden kann.
Der Grad des Selbstvertrauens hängt meist von der unterschiedlichen Befähigung für bestimmte Tätigkeiten ab und ist zeitlichen Änderungen (etwa durch Emotionen oder Müdigkeit) unterworfen.
Personen können situativ oder ständig ein inadäquates Selbstvertrauen haben, indem sie ihre Leistungsmöglichkeiten über- oder unterschätzen. Derartige Fehleinschätzungen entstehen auf der Grundlage individueller Besonderheiten, Einstellungenund anderer Eigenschaften.
Ein zu hohes Selbstwertgefühl muss jedoch keineswegs günstig sein und kann sich zu Überheblichkeit entwickeln, was bei anderen Antipathie hervorruft.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Basis für einen sicheren Umgang mit sich und der Umwelt hängt eng mit dem Selbstvertrauen und dem Selbstwertgefühl zusammen. Die Selbstsicherheit bildet sich im Laufe der kindlichen Entwicklung aus:
  1. über das Erzielen von Wirkungen – insbesondere von jenen, die beim Kind zu angenehmen, positiv erlebtenGefühlen führen;
  2. das Erhalten von Wertschätzung und Anerkennung (als besondere Form sozialer Wirkung);
  3. dem Identifizieren mit wichtigen Bezugspersonen, die selbst die nötige Selbstsicherheit haben und auf das Kind positiv reagieren;
  4. in der späteren Entwicklung durch eine Balance zwischen erlebter Freiheit und der Verbundenheit zu Bezugspersonen.

Sechs Säulen des Selbstwertgefühls[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den im Laufe der Entwicklung wichtigen Faktoren zu einem gesunden Selbstwertgefühl, nennt der PsychologeNathaniel Branden die folgenden Bedingungen, die „die sechs Säulen des Selbstwertgefühls“ bilden:
  1. Bewusstes Leben
  2. Selbstannahme
  3. Eigenverantwortliches Leben
  4. Selbstsicheres Behaupten der eigenen Person
  5. Zielgerichtetes Leben
  6. Persönliche Integrität
Authentische Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl sind nach der Meinung Brandens in einem positiven Ansatz weitgehend abgekoppelt von der Rückmeldung eines Gegenübers.

Studien zum Zusammenhang mit dem restlichen Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empirische Studien legen nahe, dass der Einfluss des Selbstwertgefühls auf die übrigen Lebensbereiche geringer sei als allgemein vermutet: Die schulischen Leistungen, das Aussehen, die Beliebtheit bei anderen, die Konfliktfähigkeit und die Selbstbehauptung gegenüber den Gemeinheiten anderer würden nicht mit dem Selbstwertgefühl korrelieren. Es wurde auch kein Zusammenhang zwischen dem Selbstwertgefühl von 9- bis 13-Jährigen und ihrem späteren Alkoholkonsum im Alter von 15 Jahren festgestellt.
Dagegen zeigte sich, dass Menschen mit hohem Selbstwertgefühl kontaktfreudiger und glücklicher als andere Menschen sind. Auch neigen Kinder mit hohem Selbstwertgefühl eher zum Herumkommandieren als andere.[1]

Arbeitslosigkeit und Selbstwert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Langzeitarbeitslose, vor allem jene, die vorher in jahrelangem, festem Arbeitsverhältnis standen, tendieren dazu, ihr durch ihren Beruf definiertes Selbstverständnis in Frage zu stellen. In der Regel tritt nach sechsmonatiger bis einjähriger Arbeitslosigkeit ein Gefühl der Nutzlosigkeit auf, das in manchen Fällen zur Entfremdung von der Familie und/oder anderensozialen Milieus führen kann, bis hin zur Selbstaufgabe und zum Suizid. Es besteht anscheinend, gemäß Jeremy RifkinsDas Ende der Arbeit (Seiten 156 ff.), ein deutlicher Zusammenhang zwischen anwachsender Arbeitslosigkeit und der Zunahme von Depressionen und psychotischen Erkrankungen. Hier wird berichtet, dass der Soziologe und Psychologe Thomas T. Cottle, der die psychischen Folgen der Arbeitslosigkeit über fünfzehn Jahre hinweg untersuchte, bei Langzeitarbeitslosen in Amerika, die durch die US-Regierung als „entmutigt“ eingestuft wurden, pathologische Symptome feststellte, die denen Sterbender ähnelten.
Ein anderer Erklärungsansatz findet sich im Manifest der Glücklichen Arbeitslosen: „Wenn der Arbeitslose unglücklich ist, dann liegt das auch daran, daß der einzige gesellschaftliche Wert, den er kennt, die Arbeit ist. Er hat nichts mehr zu tun, er langweilt sich, er hat keine Kontakte mehr, da ja die Arbeit oft auch einzige Kontaktmöglichkeit ist, das gleiche gilt übrigens auch für Rentner. Der Grund dieser existentiellen Misere ist natürlich die Arbeit und nicht die Arbeitslosigkeit.“[2]
Organisatoren von Motivationsseminaren scheinen die Bedeutung von Langzeitarbeitslosigkeit als potenzielle Einnahmequelle erkannt zu haben. Mit teilweise dubiosen Praktiken versuchen sie, das Selbstwertgefühl gedemütigter Langzeitarbeitsloser zu steigern. Die Effektivität solcher „Motivationsseminare“ bleibt – trotz teilweiser Förderung durch Arbeitsämter – jedoch fraglich. Ohnehin entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage, dass eine Steigerung des Selbstwertgefühls unmittelbar Einsetzbarkeit und Erfolg auf dem Arbeitsmarkt steigerte. Vielmehr scheint es eher ein Versuch zu sein, die Eigenverantwortung des Einzelnen für sein Schicksal ins Gewissen zu rufen, anstatt externe Faktoren für Arbeitslosigkeit heranzuziehen, wie zum Beispiel RationalisierungOutsourcing oder Automatisierung.

Psychologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Selbstwert ist auch ein Konzept in der wissenschaftlichen Psychologie, insbesondere in der Persönlichkeits- und der Differentiellen Psychologie, aber auch innerhalb der Sozialpsychologie.

Begriffsklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der psychologischen Forschung beschreibt der Selbstwert eine der drei Komponenten des Selbst. Selbstwert oder synonym die Selbstwertschätzung entspricht der affektiven Komponente. Hierbei handelt es sich um die Bewertung des Bildes von der eigenen Person. Die kognitive Komponente ist das Selbstkonzept, also das Bild, das Personen von sich selbst haben. Unter der konativen oder handlungsbezogenen Komponente können Begriffe wie Selbstwirksamkeits­erwartung oder Selbstdarstellung subsumiert werden. Der Begriff Selbstwertschätzung entspricht am ehesten dem englischen Begriff „self-esteem“ und umfasst positive wie auch negative Bewertungen der eigenen Person. Der Begriff Selbstwertgefühl hingegen ist weniger angemessen, weil es sich dabei nicht um ein Gefühl oder eine Emotion im engeren Sinne handelt.

Theoretische Einbettung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Menschen gelangen über drei verschiedene Quellen zu selbstbezogener Information. Mittels Selbstbeobachtung kann aktuelles Verhalten und Erleben zu früheren Ereignissen in Beziehung gesetzt werden und sich so eine positive oder eher negative Selbsteinschätzung herauskristallisieren. Je nachdem, wie der soziale Vergleich mit anderen Personen ausfällt, erleben sich Personen unterschiedlich. Rückmeldungen stellen die dritte Quelle selbstbezogenen Wissens dar. Die Beurteilung dieses Wissens wirkt sich wiederum auf die Selbstwertschätzung aus. Unter „Selbstwertquellen“ hingegen versteht man Bereiche des Lebens, aus denen man seinen Selbstwert zieht. Vergängliche Selbstwertquellen wie zum Beispiel Schönheit sind insofern problematisch, als sie mit dem Älterwerden zu Schwankungen oder gar Einbrüchen im Selbstwert führen.
Zur psychoanalytischen Theorie siehe auch: Selbstobjekt

Erfassungsmethoden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selbstwertschätzung wird am häufigsten mit Selbstbeschreibungsfragebögen erfasst. Als ein eindimensionales Verfahren ist die Rosenberg Self-Esteem Skale (Rosenberg, 1965)[3] zu nennen. Sie ist die international am weitesten verbreitete Skala, die mit zehn Items sehr ökonomisch die globale Selbstwertschätzung ermittelt. Selbstwerttheorien gehen zusätzlich davon aus, dass Selbstwertschätzung hierarchisch strukturiert ist, sich also unter der globalen Selbstwertschätzung mehrere Facetten des Selbstwerts wie Leistungsselbstwert oder sozialer Selbstwert gliedern. Mehrdimensionale Selbstwertskalen wie die Feelings of Inadequacy Scale (FIS, Janis & Field, 1959)[4] oder die Multidimensionale Selbstwertskala (MSWS, Schütz & Sellin, 2006)[5] tragen dieser hierarchischen Struktur Rechnung.

Entwicklung von Selbstwertschätzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine 2002 veröffentlichte Studie meint, dass eine gewisse genetische Komponente die Ausprägung des Selbstwerts beeinflusst.[6] Andere – z. B. der Psychologische Psychotherapeut Rolf Merkle – sind der Auffassung bzw. Überzeugung, dass Selbstvertrauen ausschließlich erlernt ist.[7] Weitläufige Meinungen, dass Frauen im Durchschnitt einen geringeren Selbstwert hätten als Männer, wurden in einer Studie aus dem Jahr 2011 nicht bestätigt.[8] Des Weiteren konnte im Verlauf des Lebens ein Anstieg des Selbstwertgefühls festgestellt werden, bis es in einem Alter von ungefähr 60 Jahren seinen Höhepunkt erreicht. Der Rückgang des Selbstwertgefühls im Alter wird auf Veränderungen im sozio-ökonomischen Status und der allgemeinen Gesundheit zurückgeführt.[9]
Die Selbsteinschätzungen von Kleinkindern basieren noch auf Bewertungen wie „gut“ oder „schlecht“. Im Verlauf der kindlichen Entwicklung gewinnt der soziale Vergleich mehr an Einfluss, so dass insbesondere bei Übergängen in neue Lebensphasen (zum Beispiel Einschulung) die Selbstwertschätzung Umbrüchen unterliegt. Die Pubertät ist durch die Suche nach Identität und häufig durch Selbstzweifel gekennzeichnet. Insbesondere bei Mädchen ist ein Absinken des Selbstwerts zu verzeichnen, da die vorherrschenden Schönheitsideale meist entgegen ihrer pubertären Entwicklung stehen. Obwohl häufig davon ausgegangen wird, dass sich Persönlichkeitseigenschaften im Erwachsenenalter nicht mehr verändern, stellten Studien fest, dass die Selbstwertschätzung in dieser Lebensphase durchaus beeinflusst wird, besonders durch familiäre und berufliche Erfolge oder Misserfolge.

Aktuelle Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben Untersuchungen zum expliziten Selbstwert, den meist Selbstbeschreibungsfragebögen ermitteln sollen, versucht ein Teil der psychologischen Forschung heute, die implizite Selbstwertschätzung zu erfassen.[10] Sie ist definiert als die spontane, nicht bewusste Bewertung der eigenen Person. Indirekte Verfahren wie beispielsweise der implizite Assoziationstest (IAT; Greenwald, McGhee & Schwartz, 1998) sollen anhand von Reaktionszeiten auf diese Form der Selbstwertschätzung schließen lassen. Hervorzuheben ist, dass explizite und implizite Selbstwertschätzung in „Selbstwertdiskrepanzen“ auseinanderklaffen können. Weiterhin werden in aktueller Forschung Mechanismen der Selbstwerterhöhung untersucht. Ein Beispiel für einen solchen Mechanismus ist die Selbst-Stereotypisierung, wenn Annahmen und Wissen über eine positiv bewertete Gruppe, der man selbst angehört, auf die eigene Person übertragen werden.[11]

Pathologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karen Horney nahm 1939 erstmals eine genaue Unterscheidung zwischen gesundem Selbstbewusstsein und pathologischem Narzissmus vor.[12] Sowohl eine zu niedrige als auch überhöhte Selbstwertschätzung könnten zu Problemen führen.[13]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Nathaniel BrandenDie 6 Säulen des Selbstwertgefühls, Piper Verlag München Zürich 1995, Taschenbuchausgabe: 2006, ISBN 978-3-492-24386-5.
  • Roy F. Baumeister, Jennifer D. Campbell, Joachim I. Krueger und Kathleen D. Vohs: Does High Self-Esteem Cause Better Performance, Interpersonal Success, Happiness, or Healthier Lifestyles?. In: Psychological Science in the Public Interest, Band 4, Nummer 1, May 2003, S. 1–44 (PDF)
  • Matthew Mc Kay et al.: Selbstachtung – Das Herz einer gesunden Persönlichkeit, Junfermann Verlag Paderborn, 2. Auflage 2007, ISBN 3-87387-557-8.
  • Rolf MerkleSo gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen: Ein praktischer Ratgeber zur Überwindung von Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstzweifeln. Pal Verlag 2001.
  • Jannis PlastargiasBodybuilding zur Stärkung des jugendlichen Selbstwertgefühls. Kubayamashi-Do Studien- und Fachbuchverlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-9808375-9-0 (zugleich Diplomarbeit, Pädagogische Hochschule Karlsruhe 2004).
  • Jeremy Rifkin: Das Ende der Arbeit (und ihre Zukunft), 1995 Putnam, New York, 2004 Campus Verlag, S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2005.
  • Virginia SatirKommunikation – Selbstwert – Kongruenz, Junfermann Verlag Paderborn, 7. Auflage 2004, ISBN 3-87387-018-5.
  • Helga Schachinger, Das Selbst, die Selbsterkenntnis und das Gefühl für den eigenen Wert. 2005, ISBN 3-456-84188-4.
  • Astrid SchützJe selbstsicherer, desto besser? Licht und Schatten positiver Selbstbewertung. Beltz, Weinheim 2005,ISBN 3-621-27532-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


In modernen komplexen Gesellschaften gibt es eine Vielzahl von mehr oder weniger formalen Gruppierungen, die alsInstitutionen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und auf dieses Einfluss haben. Hierzu zählen der Staat, Verbände, Vereine, Kirchen, Unternehmen, wissenschaftliche Institute, Parteien und diverse Körperschaften des öffentlichen Rechts sowie eine unüberschaubare Zahl anderer Nicht-Regierungs-Organisationen.
Elemente der individuellen und korporativen Verantwortung[79]
WER (Handlungssubjekt)
INDIVIDUUM
KORPORATION
WAS (Handlung)
Einzelhandlungen
Handlungszusammenhänge
WOFÜR
(Handlungsfolgen)
kausal zurechenbare
direkte Handlungs-
folgen
synergistische und kumula-
tive Effekte Handlungs-
produkte
WEM gegenüber
Von Handlungen und Handlungsfolgen Betroffene
WOVOR
(Verantwortungsinstanz)
Gewissen, Auftraggeber,
Öffentlichkeit
Korporative Selbstver-
pflichtungen, Öffentlichkeit
WESWEGEN
(Normen und Werte)
Rollenverantwortung vs.
Universalverantwortung
Korporationsziele vs.
soziale bzw. Universal-
verantwortung
Innerhalb solcher Organisationen handeln Menschen gemeinschaftlich oder durch ein Leitungsgremium. Ein Problem der Zuschreibung von Verantwortung bei solchen Gruppen ist, dass die kausale Beziehung des Einzelnen zu einem Handlungsergebnis kaum feststellbar ist oder dass der Einfluss des Einzelnen so gering ist, dass er berechtigt ablehnt für die Handlungsfolgen eintreten zu müssen. Leicht einsichtig wird das Problem bei der Verantwortung für die Klimakatastrophe. Ob der Einzelne weniger mit dem Auto fährt oder seltener Fleisch isst, hat keinen unmittelbaren Einfluss auf das Klima. Nur wenn die Gesamtheit der Menschen sich im Verhalten verändert, wird auch ein Einfluss spürbar. Hierzu beitragen können politische Lösungen. Also hält der Einzelne sich zurück und wartet, dass die Politiker es schon richten werden. Der Einzelne folgt dem Sankt-Florians-Prinzip und entzieht sich seiner tatsächlich vorhandenen Verantwortung (Verantwortungsdiffusion). Unmittelbarer stellt sich die Frage bei den Wählern der NSDAP nach der Verantwortung für die katastrophalen Folgen. Hier wird auch die Verantwortung durch Passivität sichtbar, die Karl Jaspers als Schuld kennzeichnete. Praktische Probleme bei der Zurechnung von Verantwortung bestehen auch bei Katastrophen wie der Nuklearkatastrophe von Fukushima, der Katastrophe von Bhopal oder demUnglück bei der Loveparade 2010. Immer stellt sich die Frage, wessen Handeln ursächlich für das Handlungsergebnis war. Welche Verantwortung trifft eine Bank, die ein Unternehmen finanziert, das einen größeren Umweltschaden verursacht? Normalerweise wird diese Frage verneint, es sei denn der Bank waren spezielle Risiken bekannt. Gilt das Gleiche aber, wenn Hersteller von Waffen finanziert werden? Ein Beispiel für die Zurechnung und Übernahme von Verantwortung sind die Entschädigungszahlungen deutscher Unternehmen an Opfer der NS-Zwangsarbeit.[80]
Bei der Analyse des Begriffs der kollektiven Verantwortung ist zu unterscheiden zwischen kooperativer und korporativer Verantwortung. Kooperative Verantwortung ist die Mitverantwortung an einem gemeinsamen Werk oder einer gemeinsamen Aufgabe, die im Wesentlichen auf den Einzelnen und seinen Einfluss auf das Gesamtergebnis zurückzuführen ist. Bei korporativer Verantwortung, also der Zuschreibung von Verantwortung zu einer formalen Institution, eine nicht-natürliche, sondern juristische Person gibt es unterschiedliche Auffassungen.[81] Während unter anderem Julian Nida-Rümelin dafür plädiert, dass auch in Korporationen die Verantwortung unter Berücksichtigung seines Anteils und seinen Einflussmöglichkeiten dem Einzelnen zuzurechnen ist,[82] hält Matthias Maring unter der einschränkenden Bedingung desSubsidiaritätsprinzips ein Hierarchiemodell der Verantwortung für sinnvoll.[83] Dabei unterscheidet er die Verantwortung aus Sicht der Individualethik, der Sozialethik, der Institutionenethik und der Korporationenethik, die jeweils mit inhaltlichen Ethikansätzen zu verbinden sind. Nida-Rümelin schränkt seinen Verantwortungsindividualismus insofern ein, als die Individualinteressen in der Handlung hinter Gruppenpräferenzen zurücktreten. Eine ähnliche Position vertritt Robert Sugden.[84] Einen reinen Verantwortungsindividualismus vertrat hingegen bereits 1948 in Hinblick auf den Nationalsozialismus H.D. Lewis.[85] Margaret Gilbert gehört hingegen zu den Vertretern, die der Auffassung sind, dass es eine genuine Kollektivschuld gibt.[86]
Im rechtlichen Bereich werden juristische Personen unstrittig als Handlungssubjekte – vertreten durch ihre Leitungsgremien -, z. B. in Haftungsfragen, behandelt. Strafrechtliche Verantwortung für Institutionen gibt es jedoch nicht. In der ethisch-moralischen Sphäre ist die Diskussion so weit fortgeschritten, dass auch Unternehmen als Einheit Verantwortung zugeschrieben wird. Für diesen Diskurs haben sich die Begriffe Corporate Governance und Corporate Social Responsibilityeingebürgert.
Das Prinzip der relativen Gleichheit (Equity principle) (synonym: Beitragsprinzip) ist eine Gerechtigkeitsregel, die sich dem Bereich der Verteilungsgerechtigkeit zuordnen lässt. Nach dem Prinzip der relativen Gleichheit wird eine interpersonelle Beziehung dann als ausgeglichen wahrgenommen, wenn die Relation von Input (I) und Konsequenzen (K) zwischen zwei Personen (Person A und B) gleich ist[1][2]: IA/KA = IB/KB. Das Prinzip der relativen Gleichheit gewinnt vor allem in leistungsorientierten Situationen an Bedeutung, wo es zur Erhöhung der Leistungseffizienz durch Schaffung individuellerAnreize beiträgt. Neben dem Prinzip der relativen Gleichheit tragen auch andere Faktoren zu der Entscheidung über die Belohnungsverteilung bei. Der relative Anteil des Prinzips der relativen Gleichheit an der Bestimmung der Belohnungsverteilung lässt sich quantifizieren[3].
Das Prinzip der relativen Gleichheit lässt sich nicht nur auf den Leistungsbereich anwenden sondern durchzieht alle Lebensbereiche. Im Bereich der Partnerschaftsforschung ergibt sich die Hypothese, dass romantische Partner, die ihre Beziehung als ausgewogen einschätzen, zufriedener und weniger ärgerlich sind als Partner, die sich als überbelohnt oder benachteiligt wahrnehmen. Aus dieser Hypothese ergibt sich eine interessante Folgerung: Nicht die Person in einer romantischen Beziehung ist besonders zufrieden, die die höchsten Belohnungen erhält, sondern die, die ihre Partnerschaft als ausgewogen einschätzt. Das gilt aber nur für partnerbezogene Beiträge wie "Einfühlsam aufeinander Eingehen" und " Entgegenbringen von Wärme, Geborgenheit und Achtung". Hingegen sind persönliche Beiträge wie "Aufstiegschancen im Beruf" und "Bildung" für die Ausgeglichenheit in Partnerschaften irrelevant[4].

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hochspringen↑ Adams, J.S. (1965). Inequity in social exchange. In L. Berkowitz (Ed.), Advances in experimental social psychology (Vol. 2, pp. 267-299). New York: Academic Press.
  2. Hochspringen↑ Walster, E., Walster, G.W. & Berscheid, E. (1978). Equity: Theory and research. Boston: Allyn and Bacon.
  3. Hochspringen↑ Fisek, M.H. & Hysom, S.J. (2008). Status characteristics and reward expectations: A test of a theory of justice in two cultures. Social Science Research, 37, 769-786.
  4. Hochspringen↑ Rohmann, E. & Bierhoff, H.W. (2007). Skalen zur Erfassung der Equity in Partnerschaften (SEEP). Zeitschrift für Sozialpsychologie, 38, 217-231.

Bürgerverantwortung

Bürgerverantwortung ist einerseits gekennzeichnet durch die Erfüllung von Pflichten eines Staatsbürgers wie das Wahrnehmen des Wahlrechts, der aktiven Teilnahme an der politischen Willensbildung (Unterstützung oder Mitgliedschaft in Parteien oder Nicht-Regierungs-Organisationen) sowie die Übernahme von gesellschaftlich erforderlichen Laienämtern wie dem eines Wahlhelfers oder eines Schöffen. Andererseits greift die Forderung nach einer aktiven Bürgergesellschaft sowohl aufseiten der Bürger als auch in der Politik zunehmend Platz. Teilhabe am Gemeinwesen findet dabei auf vielfältige Weise statt. „Das Projekt der Zivilgesellschaft, wie es sich von der Societas civilis über die bürgerliche Gesellschaft bis hin zur modernen Bürgergesellschaft entwickelt hat, beruht auf mindestens drei Pfeilern der Verantwortung:
  • Der Selbstverantwortung, die in der selbständigen Begründung von Handlungsregeln und der Einsicht in bestehende Handlungspflichten besteht;
  • der Eigenverantwortung, die durch die eigenständige Erfüllung von Handlungszielen und eine autonome Lebensführung gekennzeichnet ist;
  • der Mitverantwortung, die sich durch die Partizipation am Gemeinwesen und dem Engagement für das Gemeinwohlauszeichnet.“[87]
Die zunehmende Bedeutung der Forderung nach einer verstärkten Bürgergesellschaft hat ihren Niederschlag in der 1999 begründeten Enquete-Kommission Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements[88] gefunden, die 2002 ihren Bericht vorgelegt hat. Hierin heißt es:
Der Begriff der Bürgergesellschaft ist ideengeschichtlich mit dem Begriff der „guten politischen Ordnung“ verbunden. Die Idee der aktiven Bürgerschaft geht auf die antike Polis und auf die italienischen Stadtrepubliken der frühen Neuzeit zurück und bezeichnet bis heute den Status, der die mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestatteten Mitglieder einer politischen Gemeinschaft auszeichnet. Demokratische Bürgerschaft ist gleichzeitig mit dem Anspruch aktiver Teilhabeverbunden, d.h. mit der Bereitschaft, sich informiert in die politische Willensbildung einzumischen, sich an Wahlen und Abstimmungen zu beteiligen sowie öffentliche Aufgaben und Ämter zu übernehmen. Da Demokratien zudem weitgehend auf Zwang verzichten wollen und können, wird bürgerschaftliches Engagement zur politischen Tugend, die die „gute Bürgerin“ bzw. den „guten Bürger“ auszeichnet. Es ist gleichzeitig der Gradmesser für die demokratische Qualität eines Gemeinwesens.
Bürgergesellschaft ist die Vision einer politischen Gemeinschaft, in der nicht allein oder vorrangig der Staat und seine Institutionen für die Zukunft der politischen Gemeinschaft Verantwortung tragen. Bürgergesellschaft heißt, sich von der Vorstellung der Allzuständigkeit des Staates zu verabschieden, zuzulassen und zu fordern, dass Bürgerinnen und Bürger in größerem Maße für die Geschicke des Gemeinwesens Sorge tragen. Bürgergesellschaft ist eine Gesellschaft selbstbewusster und selbstverantwortlicher Bürger, eine Gesellschaft der Selbstermächtigung und Selbstorganisation.“[89]

Verantwortung und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Picht vertritt die Auffassung, dass der Mensch sich in der Geschichte als einer Möglichkeit der Natur überall dort verwirklicht, „wo er seine Verantwortung erkennt und ihr gerecht wird.“[90] Dies bedeutet nicht nur „Verantwortung für andere Menschen, sondern notwendig auch Verantwortung für Sachen.“ Hierin schließt er die Verantwortung für Tiere und die Umwelt bis hin zum Klima mit ein. Denn: „der Mensch ist, insofern er Verantwortung trägt, als ein Wesen bestimmt, das sein Selbstsein nicht in sich selbst, sondern außer sich hat. Er hat sein Selbstsein durch die Geschichte vermittelt in der Natur; er hat sein Selbstsein durch die Natur vermittelt in der Geschichte.“ (328) Der Mensch muss begreifen, dass er unausweichlich in die Natur eingebunden ist, deren Geschichte Teil seiner eigenen Geschichte ist und dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten und Handlungen für die Geschichte der Natur verantwortlich ist.
Vor allem für Menschen mit einer exponierten Stellung in der Gesellschaft – „Staatsmänner, Philosophen, Seher, Dichter“ – wird die Geschichte zur Autorität, die aufweist, ob und wie sie ihre Verantwortung wahrgenommen haben. „Deshalb fungiert die Geschichte zugleich als Gerichtshof.“ (329)
Picht geht sogar soweit, zu behaupten, dass im Umkehrschluss aus der Verantwortung für die Zukunft folgt, dass der Mensch auch Verantwortung für seine geschichtliche Vergangenheit trägt. „In dem Maße, in dem wir uns als unfähig erweisen, für die Überlieferung der bisherigen Geschichte und für die Schuld der bisherigen Geschichte selbst die Verantwortung bewußt zu tragen, in demselben Maße sind wir unfähig, in unserer Gegenwart zu begreifen, was unsere Verantwortung für die zukünftige Geschichte von uns fordert.“ (331) In diesem Sinne ist die Rede von der „Gnade der späten Geburt“ für die Deutschen in Bezug auf ihre nationalsozialistische Vergangenheit falsch. „Deutschland wird noch in hundert Jahren an den Folgen des Nationalsozialismus leiden müssen, und kein Protest gegen die Kollektivschuld vermag etwas daran zu ändern, daß wir faktisch so existieren, als ob wir haftbar wären.“ (330) Mit Anerkennung der Geschichte als Instanz der Verantwortung folgt man der Maxime „Erhaltung der Menschheit“. (332) Ganz in diesem Sinne formulierte Angela Merkel, als sie am 18. März 2008 als erste ausländische Regierungschefin vor der Knesset sprach: „ich bin zutiefst davon überzeugt: Nur wenn Deutschland sich zu seiner immerwährenden Verantwortung für die moralische Katastrophe in derdeutschen Geschichte bekennt, können wir die Zukunft menschlich gestalten. Oder anders gesagt: Menschlichkeit erwächst aus der Verantwortung für die Vergangenheit.“[91]

Verantwortung für die Zukunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie bereits bei Georg Picht angedeutet, hat sich in den 1970er Jahren eine neue Perspektive einer Verantwortung für die Zukunft entwickelt. Wichtige Beiträge hierzu waren Karl-Otto Apels „Das Apriori der Kommunikationsgesellschaft“[92] (1973) sowie vor allem Das Prinzip Verantwortung von Hans Jonas, die den Blick der Diskussion zur Verantwortung über den Menschen oder die Ehrfurcht vor dem Leben an sich (Albert Schweitzer) hinaus auf die Natur allgemein und auf künftige Generationen erweitert haben. Hier wird nun den Menschen als Kollektiv die Verantwortung zur Vermeidung von Schäden aufgrund von Großtechnologien und als Folge der Massengesellschaft zugewiesen.
Zur Verantwortung für die Zukunft gehört vor allem auch das Abwägen von Risiken und deren Bewertung durch Abschätzung der Risikofolgen. Damit verbunden ist das Gebot, solche Handlungen zu unterlassen, die eine existenzielle Gefährdung der Umwelt oder künftiger Generationen nach sich ziehen könnten. Frühe Themen der sich herausbildendenUmweltethik und der Zukunftsethik waren die Diskussion über die Kerntechnik oder die Umweltverschmutzung. In jüngerer Zeit sind Fragen der Bioethik und der Gentechnik, vor allem aber die bedrohliche Globale Erwärmung als Thema hinzugetreten.

Sphären der Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Sphären der Verantwortung werden unterschiedliche Lebens- und Sinnkonstellationen bezeichnet, die sich durch unterschiedliche Maßstäbe in ihrem Anspruch an die Verantwortung auszeichnen.[93] Insofern ist Verantwortung ein Dachbegriff (umbrella term) zur Kennzeichnung der Familienähnlichkeit im Sinne Ludwig Wittgensteins von verschiedenen sozialen Situationen.[94] Die jeweiligen Sphären wie das Strafrecht, die Religion, die Moral, die Politik oder die Ökonomiehaben eigene Wertesysteme und Verfahren der Sanktionierung ausgebildet, um ihren individuellen Ansprüchen und Gegebenheiten Rechnung zu tragen. Dabei kann es zumindest partiell zu Konflikten über die Gewichtung und Bewertung der Verantwortung kommen. Je unterschiedlicher die Ansprüche, um so komplexer und schwieriger wird es für den Akteur, seiner Verantwortung in einer bestimmten Situation gerecht zu werden. Ja selbst innerhalb einer Sphäre kann es zu Konflikten kommen; so können sich unterschiedliche Handlungsempfehlungen ergeben, je nachdem, ob man utilitaristischenoder deontologischen Moralprinzipien folgt.

Verantwortung in der Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christlich-jüdische Religionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mensch der christlich-jüdischen Religionen hat von Gott den Auftrag erhalten, Gottes Schöpfung „zu bebauen und zu bewahren“ (1. Mose 2, 15) Zudem hat ihm der „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“ (1. Mose 2, 9) die Fähigkeit ermöglicht, sein Handeln zu bewerten. Deshalb kann Gott vom Menschen einfordern, dass er seine Gebote hält und der Mensch muss sich vor Gott verantworten. Dieser ist die religiöse Instanz der Rechtfertigung, der Mensch ist das für sein Handeln verantwortliche Subjekt und der Gegenstand der Verantwortung ist die ganze Welt als von Gott gegebenesTreugut. Der Mensch muss darum stets bemüht sein, die Gebote Gottes zu erkennen und nach ihnen zu leben, um seine Verantwortung vor Gott zu erfüllen. Dies drückt sich in einem „gottgefälligen“ Umgang mit seinen Mitmenschen und seiner Umwelt aus.[95] Eine grundlegende Orientierung hierzu bieten ihm die Zehn Gebote, die aufgrund ihrer Kürze und ihrer Allgemeingültigkeit den historischen Wandel überstehen.[96] Hieraus ergeben sich Sozialgebote wie etwa die Ehrfurcht vor dem Leben, Bewahrung einer intakten Familie, die Achtung des Eigentums und die Pflicht zur Wahrhaftigkeit. Aus diesen Prinzipien leitete Leo Baeck die Pflicht ab, jederzeit, vor allem aber in schwierigen Lebenssituationen, die Verantwortung für den Mitmenschen zu übernehmen.[97] Ähnlich dient Martin Buber der Glaube als Leitlinie für die Verantwortung des Erziehers: „Nichts anderes mehr als das Ebenbild Gottes. Das ist das undefinierbare, nur faktische Wohin des gegenwärtigen Erziehers, der in der Verantwortung steht““[98]
Das grundlegende Gebot des Neuen Testaments ist in der Bergpredigt dokumentiert und fordert unmittelbar zurNächstenliebe, zur Barmherzigkeit und zur Gerechtigkeit auf. Christen müssen sich vor dem Jüngsten Gericht für ihre Taten verantworten. „Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tage.“ (Joh. 12,48). Dabei spielt die Frage des Glaubens eine wesentliche Rolle. Der Ungläubige kommt erst gar nicht in die Lage der Rechtfertigung, denn er kennt die Gebote Gottes nicht und ist deshalb vom Urteil, aber auch der Gnade Gottes ausgeschlossen. „Welche ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und welche unter dem Gesetz gesündigt haben, die werden durch das Gesetz verurteilt werden“ (Röm. 2,12).
In der Neuzeit hat sich eine Christliche Soziallehre herausgebildet, die auch den Gedanken der Individualität und der Eigenverantwortung des Menschen Rechnung trägt. „Der Mensch ist sittliches Subjekt, weil er in freier Entscheidung selbstbestimmt zu handeln und die Unterscheidung zwischen Gut und Böse zu treffen vermag. Sein Tun und Lassen ist ihm zuzurechnen. Er trägt dafür vor sich selbst, vor seinen Mitmenschen und vor Gott Verantwortung.“[99] Dabei werden auch der Umgang mit der Natur, die Wirtschaft und die Wissenschaft mit in die Überlegungen einbezogen, so etwa Papst Paul VI.in seiner: Enzyklika Populorum progressio (Fortschritt der Völker) aus dem Jahr 1967:. „Durch die zähe Anwendung seiner Intelligenz und seiner Arbeit entreißt der Mensch Schritt um Schritt der Natur ihre verborgenen Gesetze und macht sich ihre Kräfte dienstbar. Indem er seine Lebensweise in Zucht nimmt, entwickelt er in sich den Drang am Forschen und Erfinden, das Ja zum berechneten Risiko, das Wagnis zu neuen und großzügigen Unternehmungen und den Sinn für Verantwortung.“ (Nr. 25) „Jedes Programm zur Steigerung der Produktion hat nur so weit Berechtigung, als es dem Menschen dient. Es soll die Ungleichheiten abtragen, Diskriminierungen beseitigen, den Menschen aus Versklavungen befreien und ihn so fähig machen, in eigener Verantwortung sein materielles Wohl, seinen sittlichen Fortschritt, seine geistige Entfaltung in die Hand zu nehmen.“ (Nr. 34) Wolfgang Huber vertritt die Auffassung, dass die Sozialethik die reine Gesinnungsethik, die nach seiner Meinung in der Bindung des autonomen Subjekts an das Gewissen bei Kant betont wird, überwindet und zu einer Verantwortungsethik kommt, in der die Handlungen und Handlungsfolgen im Vordergrund stehen, sodass die Anforderungen an die moderne technisch-wissenschaftliche Welt erst bewältigt werden können.[100] Die gemeinsame Mitverantwortung hat ihren Beleg in dem auch als Trauspruch beliebten Vers: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“ (Gal. 6,2). In einer Denkschrift der evangelischen Kirche wird die Verantwortungsethik unmittelbar aus demGleichnis des barmherzigen Samariters abgeleitet: „Die Wahrnehmung von Verantwortung im Sinne ihrer Übernahme setzt ihre Wahrnehmung im Sinne ihres Erkennens voraus. Beispielhaft lässt sich dieser Zusammenhang am Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter erkennen (Lk 10,25-37). Die Moral, die Jesus aus der Beispielgeschichte zieht: “Gehe hin und tue desgleichen!” (V.37), ist als Anleitung zu einer entsprechenden Aufmerksamkeit und somit Schulung der ethischen Wahrnehmungsfähigkeit zu verstehen.“[101]

Buddhismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Buddhismus als Religion, die auf keinen bestimmten transzendenten Schöpfergott Bezug nimmt,[102] stellt den Einzelnen in den Vordergrund und ermutigt ihn, für sein Leben die Verantwortung in die eigene Hand zu nehmen. Hierzu gehört auch das Bestreben, sich geistig weiterzuentwickeln. Die ethische Grundlage des Buddhismus ist das Mitgefühl, das allgemein verstanden wird als der Wunsch, dass andere frei von Leid sind, und zu dem auch das Bewusstsein von Pflicht, Verantwortung und Respekt gegenüber anderen gehört.[103] Ein Vorschreiben, wie andere ihre Verantwortung wahrzunehmen haben, wird hingegen im Buddhismus abgelehnt. Bestenfalls gibt der Buddhist dem anderen den Hinweis auf den richtigen Weg. Ob und wie dieser beschritten wird, ist dann jedem Einzelnen selbst überlassen.[104]
Allgemein gehört zu den Lehren des Buddhismus der verantwortliche Umgang mit dem Leben und der Umwelt. Dies kommt beispielsweise in der Begründung des Friedensnobelpreises für den 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso zum Ausdruck. „Der Dalai Lama hat seine Friedensphilosophie auf der Grundlage von großer Ehrfurcht vor allen Lebewesen und der Vorstellung einer universellen Verantwortung, die sowohl die gesamte Menschheit als auch die Natur umfasst, entwickelt.“[105]

Chinesische Philosophie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der chinesischen Philosophie, die vorrangig eine angewandte Ethik ist, wird das Konzept der Verantwortung nicht ausdrücklich thematisiert, sondern ist implizit gefordert, weil ein richtiges Handeln in allen Bereichen zu einem guten, gelingenden Leben beiträgt. Die großen chinesischen Philosophen waren weitgehend a-religiös.[106] Sie verstanden sich als Lehrer, die zeigen, wie die Menschen eine harmonische Ordnung der Gesellschaft als Voraussetzung eines guten Lebens schaffen können. Die chinesische Philosophie entstand in der Zeit der Streitenden Reiche mit hoher politischer Instabilitätetwa ab 500 v. Chr. und war zunächst stark zersplittert. Man spricht von der Periode der Hundert Schulen.
Die älteste und am meisten verbreitete Strömung ist der Konfuzianismus, der vor allem auf die Bewahrung der Traditionen und eine gute Erziehung Wert legte, um den unruhigen Verhältnissen seiner Zeit begegnen zu können. „Kern der konfuzianischen politischen Lehre ist ein patriarchalisch-konservativer Humanismus mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein. […] Er ist eine ziemlich rigorose Pflichtenmoral.“[107] Im Daoismus, der Elemente einer Religion aufweist, wird die Harmonie stärker im Einklang des Lebens mit der Natur und in der Enthaltsamkeit gesucht. Der Mohismuswar dem Konfuzianismus verwandt, betonte aber stärker religiöse Aspekte und hatte eine stärker ausgeprägte Sozialethik. Die grundlegenden Tugenden des Konfuzianismus sind Menschlichkeit (Ren), Sittlichkeit (Li) und Gegenseitigkeit (Shù). In den Erzählungen über Konfuzius, im Lunyu, wird berichtet: „Zigong fragte, ob es ein Wort gebe, an das man sich das ganze Leben hindurch halten könne. Der Meister sagte: „Es heißt wohl shù. Was man selbst nicht wünscht, anderen Menschen nicht zufügen.““ (Lunyu, 15, 23) Die Humanität und die Beachtung der Ein- und Unterordnung in der Gesellschaft sind nach der goldenen Regel in Einklang zu bringen. Die Orientierung an der Harmonie führt verglichen mit dem europäischen Individualismus zu einer viel größeren Gruppenorientierung, so dass Entscheidungen oftmals nur in Gemeinschaft getroffen werden.[108] Entsprechend ist auch die Verantwortung stärker geteilt.

Juristische Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Bereich des Rechts hat der Begriff der Verantwortung immer eine soziale Dimension. Die auf sich selbst gerichtete Eigen- oder Selbstverantwortung und die Frage des Gewissens spielt im Recht keine Rolle.[109] Juristisch wird Verantwortung als die Pflicht einer Person verstanden, für ihre Entscheidungen und Handlungen in Hinblick auf die Einhaltung dokumentierter Vorschriften Rechenschaft abzulegen. Wird einer Person eine Aufgabe und die zugehörigeKompetenz zugewiesen, so muss sie diese ausführen und bei Fehlern für die Folgen einstehen. In der Wissenschaft wird hierfür zunehmend der englische Begriff accountability gebräuchlich. Im Gegensatz zu moralischer oder religiöser Verantwortung gibt es keine Selbstzuschreibung, sondern nur die Zuschreibung der Verletzung von Recht durch einen Richter. Der subjektive Aspekt kommt lediglich bei der Bemessung des Strafmaßes zum Ausdruck.[110] Juristische Verantwortung ist somit immer an empirische Befunde gebunden, und eine Verknüpfung mit abstrakten (a priori gegebenen) Werten bleibt in der Beurteilung der Verantwortung durch das Recht ohne Berücksichtigung.[111]
Es werden unterschieden:
  • Handlungsverantwortung: Rechenschaftspflicht hinsichtlich der Art der Aufgabendurchführung
  • Ergebnisverantwortung: Rechenschaftspflicht hinsichtlich der Zielerreichung
  • Führungsverantwortung: Rechenschaftspflicht hinsichtlich der wahrgenommenen Führungsaufgaben
Es existiert eine Kette zwischen Verantwortung, Aufgaben und Tätigkeiten. Aufgaben sind Arbeits- oder Handlungsoptionen; sie stellen zum Teil auf Zielsetzungen ab; Tätigkeiten sind demgegenüber untergeordnete Handlungen, die zur Erfüllung der Aufgaben dienen. Verantwortung im Recht kann sich auf Personen, aber auch auf Sachgüter und die Erfüllung bestimmter Anforderungen an Rollen wie die des Eigentümers, Treuhänders oder Mieters beziehen. Innerhalb des Rechts gibt es wieder eigenständige Sphären mit unterschiedlichem Gehalt im Strafrecht mit der Sanktion der Strafe, Zivilrecht mit der Folge der Haftung oder Familienrecht, in dem die Pflicht zur Sorge im Vordergrund steht. Diese sind wieder aus internationaler Perspektive aufgrund der geschichtlichen Differenzen der jeweiligen Rechtssysteme unterschiedlich.[112] Dies wird zum Beispiel bei der Produkthaftung im anglo-amerikanischen Rechtsraum verglichen mit der Handhabung in Europa deutlich.
Dadurch dass im Recht die Kodifizierung der Normen notwendige Bedingung für die Relevanz der Verantwortung ist, können rechtliche und moralische Verantwortung auseinanderfallen. So verbietet die Moral üblicherweise jede Form von Selbstschädigung, während im Recht der Konsum von Drogen wie Alkohol teilweise zulässig ist. Ein anderer Fall ist das Recht zur Abtreibung. Eine besondere Problematik, diese Differenz zu bewältigen, ergibt sich, wenn Handlungen innerhalb eines Rechtssystems legal erfolgt sind, die aus der Sicht anderer Rechtssystems Verbrechen darstellen, wie dies in denMauerschützenprozessen der Fall war.[113] Im Extremfall kann das Auseinanderfallen von Moral und Recht dazu führen, dass Personen aus rechtlichen Gründen gezwungen sind, gegen ihre moralischen Werte zu handeln, so dass je nach Befolgung der Norm in der anderen Sphäre eine Schuld entsteht, so etwa für den Beamten, der den Vollzug einerAbschiebung durchführen muss, obwohl er sie moralisch für falsch hält.

Politische Verantwortung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politische Verantwortung steht einerseits im Spannungsfeld von Macht und Machtmissbrauch, andererseits ist sie vor allem mit dem Anspruch auf Erfolg verbunden. Der Politiker erhält das Vertrauen seiner Wähler und ist diesem für die Ergebnisse seiner Politik verantwortlich. Die Kontrolle erfolgt durch die öffentliche Meinung und die Notwendigkeit, sich erneut zur Wahl stellen zu müssen. In der grundsätzlichen Auswirkung von Politik wird meist in zwei Verantwortungsarten unterschieden, die als unterschiedliche Leitlinien für ein anzustrebendes Gesellschaftsbild dienen:
  • Selbstverantwortung (Eigenverantwortung) bedeutet, für sich selbst sowie für das eigene Handeln, Reden und Unterlassen Verantwortung zu tragen.
  • Mitverantwortung bedeutet, für andere (insbesondere diejenigen, die dies nur teilweise können) Verantwortung zu übernehmen.
Mitverantwortung und Selbstverantwortung sind als gleichwertige Verantwortungsarten anzusehen; oft sind beide in Kombination erforderlich. Im Hinblick auf die Aufgaben des Sozialstaats betonen Liberale eher die Selbstverantwortung, die sie als Grundlage für persönliche Freiheit betrachten. Nach liberaler Auffassung soll der Staat erst dann tätig werden, wenn der Einzelne, z. B. aufgrund von Krankheit oder Arbeitslosigkeit, mit der Selbstverantwortung überfordert ist. Staatliche Unterstützungsleistungen sollen hauptsächlich Hilfe zur Selbsthilfe sein (→Subsidiaritätsprinzip).
Sozialdemokraten dagegen betonen eher die Mitverantwortung, die sie als Grundlage für soziale Gerechtigkeit betrachten. Sie befürworten deshalb eine staatlich institutionalisierte Solidargemeinschaft. Der Staat übernimmt die Verantwortung für seine Bürger. Liberale kritisieren dies als paternalistisch.
Ein internationales Konzept ist die Initiative Schutzverantwortung (Responsibility to Protect) zum Schutze des Menschen vor schweren Menschenrechtsverletzungen und Brüchen des humanitären Völkerrechts.


Verteilungsgerechtigkeit bezeichnet die Gerechtigkeit von Verteilungsregeln und ihren Ergebnissen. Entsprechend gibt es eine Regelgerechtigkeit und eine Ergebnisgerechtigkeit.
Die Ergebnisgerechtigkeit ist ein Gerechtigkeitskonzept, das solche Zustände einer Gesellschaft als gerecht definiert, in denen allen Mitgliedern der Gesellschaft der Nutzen aus der Gesellschaft („Ergebnis“) in grundsätzlich gleichem Maße zukommt, jedoch bei einem Verschulden des Mitglieds sein Nutzen aus der Gesellschaft entsprechend gekürzt wird. Als Gegensatz zur Ergebnisgerechtigkeit wird die Regelgerechtigkeit angesehen.

Antike und Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aristoteles betrachtet die staatlichen Gesetze[1] als Formalobjekt der Regelgerechtigkeit, Thomas von Aquin in teilweisem Anschluss daran das Gemeinwohl.[2] Die Gesetzesgerechtigkeit ist für Thomas die allgemeine Gerechtigkeit, die er der Verteilungsgerechtigkeit (distributive G.) und der Tauschgerechtigkeit (kommutative G.) als aus seiner Sicht gesonderte Gerechtigkeitstypen gegenüberstellt.

Experimentelle Spieltheorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spiele im Bereich der Verteilungsgerechtigkeit erweisen sich häufig als eine Kombination von Spielen direkt um ein offen benanntes Ergebnis (z. B. Mehrung von Geld) mit Spielen um die Spielregeln selbst. Letztere Spiele werden auch als „Metaspiele“ bezeichnet und sind unter Anderem wegen ihrer internen Rückkopplung komplexer als die Spiele um eine einfache Nutzfunktion mit festen Regeln: Regelgerechtigkeit ist Rahmenbedingung und Spielgegenstand zugleich. Scheinbare Paradoxien und Unvernünftigkeiten ergeben sich bei solchen kombinierten Spielen für den Beobachter, der nur Teilaspekte von Verteilungsspielen betrachtet. Im Fall wiederholter Spiele zwischen Gesellschaften werden sogar völlige Selbstaufopferungen einzelner Spieler durch Metaspiele erklärbar.
Zur Untersuchung der Bewertung von „Gerechtigkeit“ bei der Verteilung von Gütern können Variationen des Ultimatum-Spiels verwendet werden. In den folgenden Beispielen wurde die Sanktionierung von Verteilung in einem weltweiten Forschungsprojekt von 12 US-amerikanischen und einer kolumbianischen Universität untersucht.[3] Dabei können diese Sanktionierungen auch Nachteile für den Sanktionierenden haben, die dieser jedoch hinnimmt:
  • Ultimatum“ für zwei Spieler: Spieler A wird ein Geldbetrag angeboten, den er mit Spieler B teilen muss. Spieler A bietet Spieler B einen Anteil an (zwischen mehr als 0 % und maximal 100 %). Erst wenn Spieler B das Angebot annimmt, werden A und B ihre von A entschiedenen Anteile am Geldbetrag ausgezahlt. Wenn Spieler B das Angebot nicht annimmt, dann erhält keiner etwas. Beide Spieler verlieren.
  • Ultimatum“ für drei Spieler: Wie „Ultimatum“ für zwei Spieler, aber ein dritter Spieler C kann Spieler A zusätzlich „bestrafen“, sollte er A für zu „egoistisch“ halten. Spieler C erhält dazu ohne jede Bedingung einen Geldbetrag und das Recht, Spieler A für ein unangemessenes Angebot an Spieler B zu bestrafen. Dabei bleibt es Spieler C überlassen, zu beurteilen, was ein unangemessenes Angebot sei. Wenn sich Spieler C für eine Bestrafung von A entscheidet, bestimmt er, wie viel Strafe A zahlen muss. Die Kosten der Bestrafung für Spieler C: Ein Drittel des Betrages, den er als Strafe für den Spieler A bestimmt hat.
  • Diktator“ für zwei Spieler: Wie „Ultimatum“ für zwei Spieler, aber B muss das Angebot annehmen. B kann also nicht A durch Verzicht bestrafen.
Bei zwei von den beschriebenen drei „Spielen“ ist die Bestrafung mit Kosten verbunden. Damit kann der Bestrafung ein Wert zugewiesen werden. Man nimmt an, dass Menschen nur dann selbstlos handeln, wenn Egoismus sanktioniert wird. Allerdings gab es Unterschiede in der Bewertung der Angemessenheit des Anteils, den B von A erhält. In zwei Fällen inAccra (Ghana) und bei den Sanquinaga (Kolumbien) nahmen B-Spieler Anteile auch dann nicht an, wenn sie zu hoch waren. Die B-Spieler lehnten hier nicht nur unangemessenen Egoismus ab, sondern auch eine aus ihrer Sicht unangemessene Begünstigung ihrer selbst.[4]

Systemtheorie und Ökonometrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für diese Grafik wurden aus den Einkommensverteilungen der WIID (World Income Inequality Database)[5] für jede Verteilung der symmetrisierte Theil-Index, die Hoover-Ungleichheit und der Gini-Koeffizient berechnet. Über den Gini-Koeffizienten wurden dann die dazugehörigen Differenzen zwischen symmetrisiertem Theil-Index und der Hoover-Ungleichheit aufgetragen. Jede dieser Differenzen ist eine mit ihrem eigenen Informationsgehalt gewichtete Ungleichverteilung abzüglich der ungewichteten Ungleichverteilung. Für basierend auf Dezilen berechnete Gini-Koeffizienten bis 40 Prozent sind die Differenzen meistens negativ.
In geschlossenen Systemen ist Gleichverteilung in allen Kategorien das wahrscheinlichste Ergebnis der in solchen Systemen stattfindenden Prozesse. Die Entropie des Systems hat dann ihr Maximum erreicht. Menschliche Gesellschaften sind beschränkt offene Systeme, denn sie können Entropie exportieren, wenn auch nur in einem begrenzten Maß. Eine Möglichkeit, die Entropie in der Gesellschaft zu senken, ist die Steigerung der Ungleichverteilung in irgendeiner von der Gesellschaft beeinflussbaren Kategorie. Ressourcen wie Einkommen und Vermögen stellen hier eine der wichtigsten Kategorien dar. Was ist hier im Ergebnis eine „gerechte“Einkommens- oder Vermögensverteilung?
In der Ökonometrie gibt es viele verschiedene Maßzahlen für die ungleiche Verteilung von Vermögen und Einkommen. In der Wikipedia beschrieben sind der Gini-Koeffizient, die Hoover-Ungleichverteilung und der Theil-Index. Die Ökonometrie zeigt, dass der Grad der Verteilungsungleichheit von Ressourcen auf Menschen sehr verschiedene Auswirkungen hat. Es geht nicht um „Gleichheit oder Ungleichheit“, sondern um den Grad von Gleichheit beziehungsweise Ungleichheit. Wenn diese Tatsache nicht berücksichtigt wird, werden Diskussion über ökonomische Gleichheit unnötig kompliziert und normativ. Es gibt keinen „Umverteilungsdruck“, der rein proportional zur Ungleichverteilung wächst, sondern es gibt ein Verhalten, aus dem sich Optimalität ableiten lässt, wie anhand der drei Ungleichverteilungsmaße gezeigt werden kann:
  • Der Gini-Koeffizient ist ein ohne Bezug zu realen Ausgleichsprozessen konstruiertes Ungleichheitsmaß. Dank seiner Popularität haben Sozialwissenschaftler jedoch viele Erfahrungen[6] sammeln können, welche Bedeutungunterschiedliche Gini-Koeffizienten haben.
  • Die Hoover-Ungleichverteilung ist das Einfachste aller Ungleichheitsmaße. Sie beschreibt den Umverteilungsdruck in einer Gleichheit anstrebenden Gesellschaft, in der ein Ausgleich basierend auf vollständiger Information mit minimalem Aufwand erreicht werden könnte.
  • Der symmetrisierte Theil-Index (Mittelwert aus Theil-L und Theil-T-Index) ähnelt der Hoover-Ungleichverteilung. Jedoch werden hier die aggregierten einzelnen Abweichungen von der Parität zusätzlich mit ihrer informationstheoretischen Bedeutung gewichtet. Der symmetrisierte Theil-Index beschreibt den Umverteilungsdruck in einem Gesellschaftssystem, in der ein Ausgleich durch zufällige Bewegungen von Menschen und Ressourcen erfolgen würde. (Jedes abgeschlossene Gesellschaftssystem wäre ein solches System. Um intern Ungleichverteilung anwachsen zu lassen, müssen Systeme ihre Umwelt - also häufig den mit Nachbarsystemen geteilten Raum - mit Entropie belasten können, woraus sich dann wieder entsprechende intersystemische Verteilungskonflikte ergeben.)
Liegt der symmetrisierte Theil-Index über der Hoover-Ungleichverteilung, dann treibt die Ungleichverteilung einen Ausgleich von sich aus an, denn die stochastisch erfolgende Umverteilung ist stärker, als eine intelligent kontrollierte Umverteilung. (Bei hoher Ungleichverteilung - z. B. bei hoher Konzentration von Ressourcen auf wenige Orte im Raum - gibt es naturgemäß viel Spielraum für Umverteilung.)
Liegt der symmetrisierte Theil-Index unter der Hoover-Ungleichverteilung, dann wäre eine kontrollierte Umverteilung wirksamer. Allerdings müsste dann auch bewusst Aufwand zur Steuerung der Umverteilung getrieben werden, wodurch Kosten entstünden, die einen Gewinn an Gerechtigkeit wieder schmälerten. In diesem Bereich hat die Gleichverteilung auch schon einen recht hohen Grad erreicht. Völlige Gleichverteilung wäre dann maximale Entropie. Leben ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass lebende Systeme aktiv einen Mindestabstand[7] ihrer aktuellen Entropie zur maximalen Entropie bewahren. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit eines Mindestmaßes an Ungleichheit. In dessen Nähe finden beispielsweise skandinavische Gesellschaften ihren Arbeitspunkt, insbesondere bei sehr guter Ressourcenversorgung (Norwegen und m.E. auch Island).
Zieht man nun die Hoover-Ungleichheit von dem symmetrisierten Theil-Index ab und trägt diese Differenz über den zugehörigen Gini-Koeffizienten auf (siehe Grafik), dann ergeben sich zwei Zonen. Unterhalb eines (basierend auf Dezilen errechneten) Gini-Koeffizienten von etwa 40 % sind die sich aus realen Einkommensverteilungen ergebenden Differenzen zwischen Theil-Index und Hoover-Ungleichheit negativ. Darüber sind sie positiv. Beobachtbar ist nun, dass die Wirtschaftsgebiete mit der höchsten Lebensqualität alle in der Nähe dieses Durchgangs bei 40 % durch die Null-Linie angesiedelt sind. In der Ressourcenlage der Gegenwart liegt hier ein optimaler Wert für Ungleichheit, der sich bei einem freien Spiel der Kräfte von selbst einstellt und nicht erst durch normative Steuerung angestrebt werden muss. Sehr große Abweichungen von diesem Wert (Gini-Koeffizienten unter etwa 20 % oder über etwa 60 % bei auf gleich große Dezile verteilten Einkommen[8]) sind beobachtbar immer mit der Anwendung starker Gewalt verbunden.
Die hier beschriebenen nicht-normativen Verhältnisse schreiben dem Menschen nicht vor, welche Art von Verteilung gerecht sei, sondern sie beschreiben, in welchem unterschiedlichen Grad sich Ungleichverteilungen den Menschen darstellen und welche informationstheoretische Bedeutung unterschiedliche Ungleichverteilungen haben. Die Entscheidung, welche Verteilung gerecht sei, bleibt normativ und darum umstritten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan D. Josten: Ungleichheit, staatliche Umverteilung und gesamtwirtschaftliches Wachstum, 2008, ISBN 978-3-8305-1377-3

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hochspringen↑ Vgl. insg. Summa theologica, II-II, 57-79; Michael Schramm: Art. Gerechtigkeit, in: LThK 3, Bd. 4, 498-500
  2. Hochspringen↑ Joseph Henrich u. a.: Costly Punishment Across Human Societies. In: Science. Band 312, 23. Juni 2006,doi:10.1126/science.1127333.‌ Christopher Schrader: Ultimatum auf Fidschi. In: Süddeutsche Zeitung. 23. Juni 2006 (Artikel in der Süddeutschen Zeitung zu Henrich u. a. (2006)).‌
  3. Hochspringen↑ Joseph Henrich u. a.: Costly Punishment Across Human Societies. 2006, S. 1767, Abb. 1.‌
  4. Hochspringen↑ Y.Amiel, F.A.Cowell: Thinking about inequality, 1999, ISBN 0-521-46696-2
  5. Hochspringen↑ ISO/IEC DIS 2382-16:1996 definiert diesen Abstand in der Informationstheorie als „Redundanz“.
  6. Hochspringen↑ Bei der Angabe von Ungleichverteilungskoeffizienten sollten immer Angaben über die Art und Weise der Datenaggregation gemacht werden. Eine Möglichkeit ist, die Art der Quantile zu beschreiben, auf deren Daten sich die Berechnung stützt. In diesem Fall sind das gleich große Dezile. In Hauser/Becker: Verteilung der Einkommen, Gutachten für den Zweiten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, Frankfurt 2004, S. 96; zitiert in DGB-Präsentation Verteilungsgerechtigkeit, S. 34 werden diese Dezile für Deutschland auch angegeben. Auswertung (Jahr und Gini-Koeffizient): 1998: 38.9 % und 2003: 41.7 %
Normdaten (Sachbegriff): GND4127097-6


Moralische Verantwortung

Im Unterschied zu praktischen Aufgabenverantwortungen und juristischer Verantwortlichkeit weist Micha H. Werner der moralischen Verantwortung einen besonderen Status zu. „Moralische Verantwortung kann nicht lediglich als ein Verantwortungstyp unter vielen verstanden werden. Ihr kommt vielmehr zugleich der Stellenwert einer universalgültigen Metaverantwortung zu, die alle anderen Verantwortungsformen zugleich begrenzt und begründet. Denn in moralischer Perspektive suchen wir nach Antwort auf die Frage, wie wir überhaupt – unter Berücksichtigung aller bedingten Verpflichtungen – handeln sollen. Die Zuschreibung prospektiver Verantwortung ist keine deskriptive, sondern eine präskriptive Äußerung.“[115]
Stefan Gosepath unterscheidet primäre und sekundäre moralische Verantwortung. Primär ist die Verantwortung, die sich unmittelbar aus dem eigenen Handeln und den individuellen Aufgaben ergibt. Sekundär besteht aber auch eine allgemeine Verantwortung, erkannte Übel und Zustände zu beseitigen, auch wenn man an deren Bestehen oder Zustandekommen nicht unmittelbar beteiligt ist. Die Verantwortlichkeit ergibt sich allein daraus, dass jemand in der Lage ist, Ungerechtigkeiten zu beseitigen oder zu mindern.[116] Auf diesem Wege öffnet Gosepath den Begriff der Verantwortung auch für soziale Fragen und Themen der Gerechtigkeit. Dies entspricht der Forderung von Jonas, auch den Altruismus in die Betrachtung mit einzubeziehen: „Verantwortung zum Beispiel für die Wohlfahrt Anderer ‚sichtet‘ nicht nur gegebene Tatvorhaben auf ihre moralische Zulässigkeit hin, sondern verpflichtet zu Taten, die zu keinem anderen Zweck vorgehabt sind.“[117] Dabei ist zu beachten, dass der Begriff Verantwortung noch keine Werte als solche beinhaltet.[118] Entsprechend stellt Dieter Birnbacherfest: „Ohne Verantwortlichkeiten gegenüber anderen können wir keinem moralischen Vorwürfe machen, dass er das eigene Leben, die eigene Gesundheit oder das eigene Glück aufs Spiel setzt oder seine Fähigkeiten brachliegen lässt. Mag er sich dadurch noch so sehr schaden, er verletzt damit keine wie auch immer geartete Verantwortungsnorm.“[119]

Verantwortung in der Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Wirtschaft wird der gesamte Lebensbereich beschrieben, in dem der Mensch Waren und Dienstleistungen austauscht, um seine ökonomischen Bedürfnisse zu befriedigen. In diesem Feld der Lebenswelt gibt es eine Vielzahl von Rollen, die verschiedene Menschen einnehmen, sodass sich auch sehr unterschiedliche Arten von Verantwortung ergeben. Diese Fragen werden in der Wirtschaftsphilosophie und in der Wirtschaftsethik thematisiert und mit unterschiedlichen weltanschaulichen Perspektiven diskutiert.
Bezogen auf einzelne Unternehmen wird die Frage der Verantwortung unter dem Stichwort der Corporate Social Responsibility diskutiert. Die Verantwortung von Unternehmen wird dabei häufig an den Interessen der durch die Aktivität des Unternehmens Betroffenen, der Stakeholder diskutiert. Hierzu zählen neben den Eigentümern die Mitarbeiter, die Kunden und Lieferanten, die Bürger der lokalen Gemeinden, in denen das Unternehmen tätig ist, der Staat als Empfänger von Steuern und auch die Umwelt, sofern und insoweit sie von der Tätigkeit des Unternehmens betroffen ist. Für alle diese Interessengruppen hat das Unternehmen eine spezifische Teilverantwortung, die über das reine Einhalten gesetzlicher Vorschriften hinausgeht. Ein schwieriger Teil der Verantwortung ist es, die verschiedenen Ansprüche in einem ausgewogenen Verhältnis angemessen zu berücksichtigen. Die Durchsetzung von Haftungsansprüchen hängt häufig von der Rechtsform und der Unternehmensgröße ab.
Indem durch die Politik Vorschriften als Rahmenbedingungen der Wirtschaftsordnung gesetzt werden, ergibt sich auch hier eine Mitverantwortung am wirtschaftlichen Geschehen. Hierbei spielen Fragen der Staatsverschuldung und die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen, die Konjunkturpolitik, die Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit und desUmweltschutzes ebenso eine Rolle wie der Verbraucherschutz. Eine eigenständige Verantwortung kommt den Konsumentenin ihrem Kaufverhalten zu, da hierdurch den Akteuren auf der Anbieterseite wesentliche Impulse gegeben werden. Hier steht beispielsweise der Aspekt der Nachhaltigkeit im Konflikt mit der Wegwerfgesellschaft.

Verantwortung in der Wissenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der paradigmatische Fall für die Verantwortung der Wissenschaft ist der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Hier wurde erstmals für eine Weltöffentlichkeit drastisch sichtbar, dass eine Großtechnologie dem Menschen einen erheblichen Schaden zufügen kann. Die in der Geschichte unhinterfragte Nutzung einer stabilen Natur ist im 20. Jahrhundert umgeschlagen in eine Gefährdung von Natur und Lebenswelt durch die Anwendung der Ergebnisse der Wissenschaften in modernen Technologien. Dieses hat unter anderem Carl Friedrich von Weizsäcker in einer Reihe von Reden sehr deutlich dokumentiert.[120] Eine der Konsequenzen war, dass sich erstmals eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Göttinger Achtzehn öffentlich massiv gegen die atomare militärische Aufrüstung der Bundeswehr gewendet hatte. Eine andere Folge war die von Wissenschaftlern initiierte „Pugwash Conferences on Science and World Affairs“, die wesentlich zur atomaren Abrüstung beigetragen hat.[121] Auf der dritten Konferenz im Jahr 1958 hieß es in einer Erklärung:
Aufgrund ihrer Sachkenntnis sind die Wissenschaftler in der Lage, die Gefahren und Verheißungen, die sich aus naturwissenschaftlichen Entwicklungen ergeben, frühzeitig zu erkennen. Sie haben dafür eine besondere Kompetenz und tragen andererseits auch eine besondere Verantwortung hinsichtlich der dringendsten Probleme unserer Zeit.“[122]
Albert Einstein ging noch darüber hinaus und verwies auf eine allgemeinere Verantwortung des Wissenschaftlers, als er an seinen Freund Max von Laue schrieb:
Deine Ansicht, daß der wissenschaftliche Mensch in den politischen, d.h. menschlichen Angelegenheiten im weiteren Sinne schweigen soll, teile ich nicht. Du siehst ja gerade an den Verhältnissen in Deutschland, wohin solche Selbstbeschränkung führt. Es bedeutet, die Führung den Blinden und Verantwortungslosen widerstandslos zu überlassen. Steckt nicht ein Mangel an Verantwortungsgefühl dahinter? Wo stünden wir, wenn Leute wie Giordano BrunoSpinozaVoltaireHumboldt so gedacht und gehandelt hätten?“[123]
Der ursprüngliche Sinn von Verantwortung in der Wissenschaft ist weitgehend deckungsgleich mit dem Berufsethos eines Wissenschaftlers, der für die Korrektheit seiner Erkenntnisse einsteht, die Sicherheit der von seinen Forschungen unmittelbar betroffenen Menschen gewährleistet und einen sinnvollen Umgang mit den ihm zur Verfügung gestellten Mitteln verantwortet. Die Folgen der Forschung, das was nach Veröffentlichung seiner Erkenntnisse mit diesen Ergebnissen passiert, liegt nach traditionellem Verständnis nicht in seiner Verantwortung. Helmut F. Spinner spricht hier von der „internen Verantwortung“ des Wissenschaftlers.[124] Instanz vor der sich ein Wissenschaftler hier rechtfertigt, ist die Gemeinschaft der Forscher sowie in ökonomischer Hinsicht, die öffentliche Hand als Finanzier. Neben möglicherweise bestehenden juristischen Haftungen geht es hier vor allem um den Wert der wissenschaftlichen Reputation.
Eine erweiterte Verantwortung des Wissenschaftlers für die Folgen der Forschung sieht Skinner, wenn die Erkenntnisse geeignet sind, erhebliche negative Konsequenzen für Menschen zu haben, die von der Anwendung nur mittelbar betroffen sind. Hierzu zählt auch der mögliche Missbrauch von Forschungsergebnissen (Dual Use). Themen dieser Art sind Forschungen im Bereich der KerntechnikPharmakologie, der Medizin, der Klimaforschung, der Meeresbiologie und viele andere mehr. Zu den Aufgaben der Wissenschaftler gehört nicht nur, auf mögliche Probleme der Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, sondern zugleich solche Forschungsergebnisse mitzuliefern, durch die die neuen Technologien auch beherrschbar werden, oder auf die Grenzen der Beherrschbarkeit deutlich hinzuweisen. Aber selbst wenn die Frage der Beherrschbarkeit sich nicht unmittelbar stellt, ist die moderne Wissenschaft so weit fortgeschritten, dass mögliche Forschung unter Umständen im Widerspruch zu den Wertvorstellungen der Gesellschaft stehen, wie es die Debatten zur Embryonenforschung, aber auch die Entwicklung neuer Pflanzen durch Genmanipulation in der Gentechnikzeigen. In der Verantwortung der Wissenschaften liegt es, in solchen Fällen für eine möglichst sachgerechte Information der Gesellschaft zu sorgen, auch wenn diese möglicherweise sich dann gegen die Durchführung der Forschung entscheidet.[125] Um diesem Anspruch zu genügen, hat zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft einen eigenen Kodex für ihre Forschungen entwickelt.[126]

Verantwortung und Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch Journalisten stehen in einem Handlungssystem, so dass für sie sowohl die „heroische“ Individualethik als auch eine korporative Verantwortung relevant sind.[127] Die Verantwortung von Medien und den in ihren Systemen handelnden Personen stellt auf die Folgen für die von den Veröffentlichungen Betroffenen ab. Das Selbstverständnis des Journalisten ist zunächst die Information einer interessierten Öffentlichkeit. Dass diese Berichterstattung ethischen Anforderungen unterliegt, zeigt sich in normativen Regularien wie dem Pressekodex des deutschen Presserates, dem Ehrenkodex für die österreichische Presse oder den News Councils[128] in den USA und anderen Ländern. Der moralische Charakter kommt in diesen Kodizes besonders zum Ausdruck, weil es sich um eine Selbstbindung der Beteiligten ohne gesetzliche Verpflichtung handelt. Herausgeber und Journalisten müssen danach „sich bei ihrer Arbeit der Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit und ihrer Verpflichtung für das Ansehen der Presse bewußt sein.“[129] Sanktionsmöglichkeiten im Bereich der Medien sind einerseits wie in der klassischen Individualethik das Gewissen, zum anderen aber auch die Reaktion der Öffentlichkeit auf eine Berichterstattung. Konkrete Fragen sind die nach dem Schutz von Persönlichkeitsrechten, nach der Fairness der Berichterstattung, aber auch der Schutz von Personen wie bei einer vorzeitigen Meldung über Ermittlungen der Polizei, die den möglichen Opfern Schaden zufügen kann.

Ideengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Hans-Martin Schönherr-Mann ist das Konzept der Verantwortung Ergebnis der der Aufklärung folgenden Emanzipationsprozesse. „Die Emanzipation der Bürger im 18. Jahrhundert, die der Juden und der Arbeiter im 19., die der Frauen und Schwarzen im 20. und der Homosexuellen und der diversen Minderheiten im 21. Jahrhundert verbindet ein Anspruch auf Mündigkeit im politischen wie im privaten Bereich. Daraus resultiert die Freiheit, die eigene Lebensform zu wählen und diese nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.“[130] Die neu gewonnene Mündigkeit erzeugt neue Werte, eine neue Ethik und das Gefühl der Verwiesenheit auf die eigene Existenz, das sich in neuen Perspektiven in der Philosophie von StirnerKierkegaard über Nietzsche bis hin zu JaspersSartreLevinasDerrida und Foucault ausdrückt. Einen Zugang aus dem religiösen Empfinden gewannen SchweitzerBonhoefferBuber oder auch Küng, der ein „Weltethosaus emanzipatorischer Perspektive“[131] anstrebt, sowie Kommunitaristen wie Amitai Etzioni oder Denker, die ihren Halt im Anschluss an Kant in der Rationalität suchen, wie etwa die Vertreter der Diskursethik. Verantwortung ist rational begründete Moral, die den der Aufklärung folgenden Zerfall der traditionellen Werte kompensiert.
Robert Spaemann nennt vier Gründe für die wachsende Bedeutung des Konzepts der Verantwortung:[132]
  1. Durch die zunehmende Komplexität der menschlichen Lebensverhältnisse benötigt der Handelnde zunehmende Ermessensspielräume zur Bewältigung seiner Aufgaben.
  2. In der gesellschaftlichen Entwicklung haben sich die verschiedenen sozialen Subsysteme immer weiter ausdifferenziert, so dass die Koordination verschiedener Rollen zusätzliche, möglicherweise in Konflikt stehende Entscheidungen benötigt.
  3. Die wachsende wissenschaftliche Durchschaubarkeit langfristiger Akkumulation menschlicher Handlungsfolgen erzeugt ein zusätzliches Wissen über die Gefahren, die vom menschlichen Handeln ausgehen.
  4. Die zunehmende Geschwindigkeit der Veränderung der Rahmenbedingungen menschlichen Handelns vor allem in den verfügbaren Technologien benötigt immer mehr ein abstraktes Prinzip statt einer festen Ordnung zur Regelung der menschlichen Beziehungen, mit dem auch Fernwirkungen (zeitlich und räumlich) erfasst werden können.
Wolfgang Kersting sieht in der „fortschreitenden Ablösung von Handlungskausalität und Handlungsintentionalität“ im Verantwortungsbegriff interessegebundene gesellschaftliche Konstruktionen, „denen kein natürliches Maß innewohnt, die zur Maßlosigkeit tendieren.“[133] Dies spiegelt sich in der Debatte um „Niedergang oder Wiederkehr von Werten in der politischen Ethik“.[134]

Aristoteles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits Aristoteles hat den Zusammenhang von moralischen und gesetzlichen Normen mit der Verantwortung diskutiert. Die Zurechnung von Handlungen erfolgt für ihn unter der Annahme von Handlungsfreiheit. Dabei berücksichtigt er bereits Einschränkungen der Verantwortung aufgrund äußerer Umstände, kennt aber andererseits auch das Prinzip „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ sowie die Berücksichtigung von indirekten Folgen.
Dafür legen nicht bloß die Einzelnen für sich, sondern auch die Gesetzgeber selbst Zeugnis ab. Denn sie züchtigen und strafen die, welche Böses tun, soweit es nicht aus Zwang oder unverschuldeter Unwissenheit geschehen ist; die aber das Gute tun, zeichnen sie aus, wobei ihre Absicht ist, die einen zu ermuntern, die anderen abzuschrecken. Niemand aber muntert zu Dingen auf, die nicht bei uns stehen und nicht freiwillig sind, da es gar nichts nützen könnte, wenn man sich überreden ließe, keine Hitze oder Schmerz oder Hunger oder sonst dergleichen zu empfinden. Denn man empfände es doch. Selbst die Unwissenheit bestraft das Gesetz, wenn sich herausstellt, dass man an ihr selber schuld ist. So trifft die, die sich in der Trunkenheit vergehen, ein doppeltes Strafmaß, weil die Ursache in dem Betrunkenen selbst liegt. Es stand bei ihm, sich nicht zu betrinken. Die Trunkenheit aber war die Ursache seiner Unwissenheit. Auch die, welche eine Bestimmung der Gesetze nicht kennen, die sie kennen sollten und unschwer kennen könnten, trifft Strafe.“ (EN III 7, 1113b Ende)
Das zivilrechtliche Verschulden (auch Verschuldung, früher: culpa) bestimmt die subjektive Vorwerfbarkeit eines Erfolges. Die Verschuldensformen sind Vorsatz und Fahrlässigkeit (§ 276 Abs. 1 S. 1 BGB). Außerhalb des Deliktsrechts spricht man meist von Vertretenmüssen. Im Strafrecht dagegen heißt die entsprechende Wertungsstufe Schuld (u.a. § 46 Abs. 1 S. 1 StGB).
Das Deliktsrecht (vgl. etwa § 823 BGB) ist „zivilrechtgewordenes Strafrecht“, freilich auf dem Stand der Strafrechtswissenschaft, den diese bei Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches erreicht hatte. Die Prüfungsreihenfolge entspricht daher dem damals im Strafrecht herrschenden Verständnis: Vorsatz und Fahrlässigkeit gelten als Schuldformen, nicht wie im heutigen Strafrecht als Bestandteile des subjektiven Tatbestands.
Das Verschulden setzt Verschuldens- beziehungsweise Deliktsfähigkeit voraus. Altersmäßig wird in Deutschland bei der Deliktsfähigkeit nach § 828 BGB differenziert: Für unerlaubte Handlungen muss der Schädiger bereits das 7. Lebensjahr, bei Unfällen mit Kraftfahrzeugen oder Schienen- oder Schwebebahnen mindestens das 10. Lebensjahr vollendet haben. Die Verschuldensfähigkeit ist für Minderjährige, die noch nicht 14 Jahre sind, im Strafrecht stets ausgeschlossen (§ 19 StGB). Für besondere Fälle kann auch Schuldunfähigkeit (§ 20 StGB) oder verminderte Schuldfähigkeit (§ 21 StGB) vorliegen. Dies korrespondiert im Zivilrecht mit der Deliktunfähigkeit (§ 827§ 829 BGB).
Für eigenes, freilich vermutetes Verschulden haftet, wer einen Verrichtungsgehilfen bestellt, der einem anderen einen Schaden verursacht. Das Verschulden anderer kann aber auch zugerechnet werden: So sieht das Bürgerliche Recht in§ 278 BGB vor, dass das Verschulden eines Erfüllungsgehilfen dem Geschäftsherrn zugerechnet wird. Juristische Personen haften gegebenenfalls über § 31§ 89 BGB für das Verschulden ihrer Organe, z. B. des Vorstandes.

Immanuel Kant

Immanuel Kant hat den Begriff der Verantwortung noch nicht explizit diskutiert. Seine Philosophie ist jedoch für die Denkfigur der Verantwortung von besonderer Bedeutung, weil er den Menschen als Persönlichkeit auffasste, die ihre Handlungen autonom (selbstbestimmt) in Freiheit ausführen kann und der diese Handlungen deshalb nicht nur rechtlich, sondern auch als moralisches Urteil zuzurechnen sind.[135] "Zurechnung (imputatio) in moralischer Bedeutung ist das Urteil, wodurch jemand als Urheber (causa libera) einer Handlung, die alsdann Tat (factum) heißt und unter Gesetzen steht, angesehen wird; welches, wenn es zugleich die rechtlichen Folgen aus dieser Tat bei sich führt, eine rechtskräftige (imputatio iudiciaria s. valida), sonst aber nur eine beurteilende Zurechnung (imputatio diiudicatoria) sein würde."[136] Bereits Kant hatte auf die Einschränkungen der Zurechenbarkeit aufgrund empirischer Gegebenheiten deutlich hingewiesen: "Unsere Zurechnungen können nur auf den empirischen Charakter bezogen werden. Wieviel aber davon reine Wirkung der Freiheit, wieviel der bloßen Natur und dem unverschuldeten Fehler des Temperaments oder dessen glücklicher Beschaffenheit (merito fortunae) zuzuschreiben sei, kann niemand ergründen und deshalb auch nicht nach völliger Gerechtigkeit richten".[137]
Bei Kant ist die Verantwortung vor Gott bereits ein nur abstraktes Prinzip, eine Denkfigur. Der praktische Maßstab ist das Gewissen. Nach Kant funktioniert das Gewissen nur, wenn man es sich wie einen unabhängigen Beobachter vorstellt, der seine Stellung unabhängig vom subjektiven Wollen des Betroffenen „genötigt“ durch die Vernunft bezieht. Das Gewissen ist eine natürliche Einrichtung des Geistes, der der Mensch nicht entrinnen kann und die in ihm als Richter fungiert. Wegen der Allgemeingültigkeit des Anspruchs kann man das Gewissen mit Gott gleichsetzen. „so wird das Gewissen als subjectives Princip einer vor Gott seiner Taten wegen zu leistenden Verantwortung gedacht werden müssen; ja es wird der letztere Begriff (wenn gleich nur auf dunkele Art) in jenem moralischen Selbstbewußtsein jederzeit enthalten sein.“[138] Die Vorstellung eines Gottes bleibt aufgrund der Grenzen der Vernunft allerdings nur eine Idee. „Der Begriff von der Religion überhaupt ist hier dem Menschen bloß ‚ein Prinzip der Beurteilung aller seiner Pflichten als göttliche Gebote’.“[139]

Kierkegaard[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Søren Kierkegaard war der erste Philosoph, der sich mit der Frage der Verantwortung aus einem existenziellen Bedürfnis heraus auseinandersetzte.[140] Für Kierkegaard entziehen sich Fragen des Glaubens und der Moral der vernünftigen Deutung. Der Mensch ist in seinen Entscheidungen frei und deshalb auf sich selbst angewiesen. Der Mensch ist der, der durch Wahl „für das, was er als das Zufällige ausschließt, eine wesentliche Verantwortung übernimmt im Hinblick darauf, dass er es ausgeschlossen hat.“ (EO[141] 827) Doch im Wissen um seine Freiheit, die Notwendigkeit, eine Wahl treffen zu müssen, bleibt der Mensch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Kierkegaard unterschied drei Stadien der menschlichen Existenz, die dieser auf der Suche nach dem Sinn durchlaufen kann, das ästhetische, das ethische und das religiöse.
Der ästhetische Mensch empfindet Schwermut, weil er seinem Schicksal ausgesetzt ist. Das Ästhetische ist keine Wahl zwischen Gut und Böse, sondern die Indifferenz. (EO 728) Es ist das Unmittelbare, das lustvolle, sich selbst genießende Leben im Moment, in dem der Mensch sich nur auf sich selbst bezieht und deshalb frei von Verantwortung ist. Doch dieses Leben bringt keine Erfüllung; es ist oberflächlich und affektiert. Die unerfüllte Suche treibt den ästhetischen Menschen in die Verzweifelung. „Jeder Mensch, der nur ästhetisch lebt, hat darum ein heimliches Grauen vor dem Verzweifeln, denn er weiß sehr wohl, daß das, was die Verzweifelung hervorbringt, das Allgemeine ist, und er weiß zugleich, daß das, worin er sein Leben hat, die Differenz ist. Je höher ein Individuum steht, um so mehr Differenzen hat es vernichtet oder ist darüber verzweifelt, immer aber behält es eine Differenz übrig, die es nicht vernichten will, in der es sein Leben hat.“ (EO 789)
Einen Fortschritt findet der Mensch im ethischen Leben als dem zweiten Stadium. Erst wenn der Mensch sich nicht nur zu sich selbst verhält, sondern seine Verantwortung auf die Gesellschaft richtet, findet er für sich die existenzielle Lebensweise. Er übernimmt im ethischen Stadium nun auch Verantwortung für seine Mitwelt. „Wer sich selber aber ethisch wählt, der wählt sich konkret als dieses bestimmte Individuum; das Individuum bleibt sich da als dieses bestimmten Individuums bewußt, mit den besonderen Gaben und Neigungen, Trieben und Leidenschaften, beeinflußt von einer bestimmten Umgebung, kurz als dieses bestimmte Produkt einer bestimmten Welt. Aber indem ein Mensch sich also seiner selbst bewußt wird, übernimmt er das alles und unterwirft es seiner Verantwortung. Er häsitiert [zögert] nicht, ob er das Einzelne mitnehmen soll oder nicht; denn er weiß es, daß etwas viel Höheres verloren geht, wenn er es nicht thut.“ (EO 816) Doch auch im Ethischen kann der Mensch die Zweifel und damit seine Verzweifelung nicht überwinden. „Der Ethiker führt nur die Verzweifelung zu Ende, die der höhere Ästhetiker bereits begonnen, aber willkürlich abgebrochen hat; denn mag die Differenz noch so groß sein, sie ist doch nur relativ.“ (EO 790)
Das dritte Stadium der Existenz ist das religiöse Stadium. In diesem löst sich der Mensch von allem, was er mit der Vernunft bestimmen kann. Hier hat auch Verantwortung keine Bedeutung mehr. Der Mensch wählt Gott durch die Reue. „Er bereut sich in sich selbst zurück, zurück in die Familie, zurück in das Geschlecht, bis er sich selbst findet in Gott. Nur unter dieser Bedingung kann er sich selbst wählen, und dies ist die einzige Bedingung, die er will, denn so nur vermag er sich selbst absolut zu wählen."(EO 774)
Verantwortung entsteht somit für Kierkegaard durch eine Wahl des ethischen Lebens. „Das Gute ist dadurch, daß ich es will, und sonst ist es gar nicht.“ (EO 784) Verantwortung ist auf das weltliche Leben gerichtet und spielt im religiösen Stadium keine Rolle mehr, wo nur noch der Glaube und die ernsthaft empfundene Reue zählen. Kierkegaard hat mit seinen Gedanken Impulse für die Existenzphilosophie und für den Strukturalismus und den Poststrukturalismus als der Philosophie der Differenz gesetzt.

Nietzsche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Nietzsche stellte einen unmittelbaren Zusammenhang mit der aus der Aufklärung folgenden Erfahrung her, „daß kein Gott für uns sorgt und es kein Sittengesetz giebt“[142] Für ihn folgte daraus: „Sobald man nicht mehr an Gott und an die Bestimmung für ein Jenseits glaubt, wird der Mensch verantwortlich für alles Lebendige“[143] Wer an eine höhere Instanz glaubt, die den Menschen richtet, begeht einen „Irrthum der Verantwortlichkeit“[144] Vielmehr entsteht aus der Tatsache, dass man sich gegenüber niemandem moralisch verantworten muss, die Einsicht einer „Verantwortlichkeit gegen sich selber“[145]
Aus der erkannten Selbstverantwortung entsteht nun für Nietzsche die Aufgabe, eine Philosophie der Zukunft zu entwerfen. „Sobald nun jene zwei Trostmittel, das Platos und das Muhameds, dahin gefallen sind und kein Denker mehr an der Hypothese eines ‚Gottes’ oder ‚ewiger Werthe’ sein Gewissen erleichtern kann, erhebt sich der Anspruch des Gesetzgebers neuer Werthe zu einer neuen und noch nicht erreichten Furchtbarkeit.“[146] Derjenige, der die Verantwortung übernehmen muss, ist ein neuer Menschentyp, der Übermensch, der über eine Herrenmoral verfügt und bereit ist zur Umwertung aller Werte. „Umwerthung aller Werte, das ist meine Formel für einen Akt höchster Selbstbesinnung für die Menschheit“[147]Nietzsche beschrieb diesen neuen Menschen auch als „Freigeist“, den „guten Europäer“ oder die „neuen Philosophen“. Er ist „das von der Sittlichkeit der Sitte wieder losgekommene, das autonome übersittliche Individuum“[148] Es geht nun darum, die „Menschen die Zukunft des Menschen als seinen Willen, als abhängig von einem Menschen-Willen zu lehren und grosse Wagnisse und Gesamt-Versuche von Zucht und Züchtigung vorzubereiten, um damit jener schauerlichen Herrschaft des Unsinns und Zufall, die bisher ‚Geschichte’ hiess, ein Ende zu machen“[149]

Max Weber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Politik als Beruf unterscheidet Max Weber das Spannungsfeld, in dem Politiker/innen handeln, durch den scheinbaren Widerspruch einer "Leidenschaft im Sinne von Sachlichkeit". Politiker/innen - zumindest solche, die den "Beruf" zur Politik haben - zeichnen sich durch "Hingabe an eine Sache" aus. Dazu bedarf es eines Mindestmaßes an Gesinnung (Gesinnungsethik) und dazu des nötigen Augenmaßes (Verantwortungsethik). Politiker dürfen aber auch nicht "steril aufgeregt" sein - die Gesinnung muss authentisch sein, muss durch die Verantwortungsethik jedoch eingezäumt werden. Insofern erscheint die Verantwortung als Widerspruch zu, aber auch als Voraussetzung für politische Gesinnungshaltungen.
Es ist ein abgrundtiefer Gegensatz, ob man unter der gesinnungethischen Maxime handelt - religiös geredet: ‘Der Christ tut recht und stellt den Erfolg Gott anheim’ -, oder unter der verantwortungsethischen: daß man für die (voraussehbaren) Folgen seines Handelns aufzukommen hat.“[150]
Denn wenn es in Konsequenz der akosmistischen Liebesethik heißt: ‘dem Übel nicht widerstehen mit Gewalt’, so gilt für den Politiker umgekehrt der Satz: du sollst dem Übel gewaltsam widerstehen, sonst bist du für seine Überhandnahme verantwortlich.“[151]

Schweitzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Schweitzer richtete sein Denken am Ideal der Humanität aus. „Tiefe Religion und tiefes Denken haben miteinander das Humanitätsideal geschaffen und verkündet. Von ihnen haben wir es übernommen. Wir bekennen uns zu ihm und sind überzeugt, daß es das ethische Grundelement wahrer Kultur ist.“ (GW[152] 5, 169) Das Motto seiner Ethik, die er auch praktisch versuchte zu leben, lautet „Ehrfurcht vor dem Leben“. Die Verantwortung für andere Lebewesen ist begründet durch eine naturhaft vorgegebene Lebensbejahung, wobei der Mensch eine Sonderstellung einnimmt: „Im ethischen Menschen kommt das Naturgeschehen in einen Widerspruch mit sich selbst. Die Natur kennt nur blinde Lebensbejahung. Der in den Kräften und Lebewesen auftretende Wille zum Leben ist bestrebt, sich durchzusetzen. Im Menschen aber kommt dieses natürliche Bestreben in Spannung mit einem geheimnisvollen anderen. Die Lebensbejahung strengt sich an, die Lebensverneinung in sich aufzunehmen, um anderen Lebewesen in Hingebung zu dienen und sie, eventuell durch Selbstaufopferung, vor Schädigung und Vernichtung zu bewahren.“ (GW 2, 355)
Die Verantwortlichkeit des Menschen kommt in besonderem Maße in Konfliktsituationen zum Ausdruck. Hier ist der Mensch auf sich selbst angewiesen und keiner kann ihm die Entscheidung abnehmen. „Nur subjektive Entscheide kann der Mensch in den ethischen Konflikten treffen. Niemand kann für ihn bestimmen, wo jedes Mal die äußerste Grenze der Möglichkeit des Verharrens in der Erhaltung und Förderung von Leben liegt. Er allein hat es zu beurteilen, indem er sich dabei von der aufs höchste gesteigerten Verantwortung gegen das andere Leben leiten läßt.“ (GW 2, 388) Schweitzer hat dies an einem einfachen Erlebnis deutlich gemacht: „Ich kaufe Eingeborenen einen jungen Fischadler ab, den sie auf einer Sandbank gefangen haben, um ihn aus ihren grausamen Händen zu erretten. Nun aber habe ich zu entscheiden, ob ich ihn verhungern lasse oder ob ich täglich soundso viele Fischlein töte, um ihn am Leben zu erhalten. Ich entschließe mich für das letztere. Aber jeden Tag empfinde ich es als etwas Schweres, daß auf meine Verantwortung hin dieses Leben dem andern geopfert wird." (GW 1, 243)

Bonhoeffer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein außergewöhnliches Beispiel bewusst gelebter Verantwortung aus dem Glauben war Dietrich Bonhoeffer, der sich von Anbeginn öffentlich gegen den Nationalsozialismus stellte, aktiv den Widerstand unterstützte und schließlich kurz vor Ende des Krieges im KZ Flossenbürg ermordet wurde. Bonhoeffer verband seinen hohen theoretischen Anspruch mit einer dem gerecht werdenden Lebenshaltung.
Bonhoeffers persönliches Leitmotiv war „das Wirklichwerden der Offenbarungswirklichkeit Gottes in Christus unter seinen Geschöpfen.“ (DBW 6,[153] 34). Das Gute war für ihn nicht der Wert eines Seienden oder einer Handlung, sondern die Wirklichkeit Gottes. „Das Gute ist nichts ohne dieses Wirkliche, und dieses Wirkliche ist nichts ohne das Gute.“ (DBW 6, 35) Bonhoeffer vertrat eine Verantwortungsethik, weil er nur in dieser Glauben und Handeln in Einklang sah. Die Gesinnungsethik hat keinen unmittelbaren Bezug zur Tat, der Erfolg einer Erfolgsethik ist gut, benötigt aber nicht den Glauben als Grundlage und kann deshalb abweichende Werte verfolgen. Beide bleiben an der Oberfläche. (DBW 6, 37) Den richtigen Weg zur Verantwortung findet der Mensch, wenn er sein praktisches Leben im Glauben führt. „Diese echte Verantwortung besteht in der Ausrichtung der konkreten Gestalt der göttlichen Mandate auf ihren Ursprung, ihren Bestand und ihr Ziel in Jesus Christus.“ (DBW 6, 57) Christliche Ethik kann für Bonhoeffer nicht in der Theorie verhaftet bleiben. „Hier kann Entscheidung und Tat nicht mehr dem Einzelnen in sein Gewissen geschoben werden, sondern hier gibt es konkrete Gebote und Weisungen, für die Gehorsam gefordert wird.“ (DBW 6, 89) Die Verantwortung liegt nicht mehr nur beim Einzelnen, sondern die ganze Kirche ist gefordert. Wer den Gehorsam nicht leistet, kann sich vor Gott nicht verantworten. Deshalb sah Bonhoeffer auch die Bekennende Kirche als einzig legitime Vertretung der evangelischen Christen in der Nachfolge Christi in der Zeit des Nationalsozialismus. Er betonte, dass „wir durch unsere Geschichte objektiv in einen bestimmten Erfahrungs-, Verantwortungs- und Entscheidungszusammenhang gestellt sind, dem wir uns ohne Abstraktion nicht mehr entziehen können.“ (DBW 6, 88) In diesem Sinne lässt sich Verantwortung aus Glauben und politische Verantwortung des Christen nicht trennen.[154] Bonhoeffer widersprach der teilweise im Lutheranismus verbreiteten Interpretation der Zwei-Reiche-Lehre, dass das Glaubensleben und das öffentliche Leben in der Praxis getrennt werden könnten.
Wie die Eltern für ihre Kinder so übernimmt der Christ als Stellvertreter Gottes Verantwortung in der Wirklichkeit (DBW 6, 257) Diese Stellvertretung erfolgt in der „Nachfolge“ Christi. (1937, DBW 4) Aus dieser Position des Nachfolgers ist der Mensch zur Zivilcourage aufgefordert und im Grenzfall in den Konflikt des Widerstandes gegen positive Gesetze geraten. „Es gibt kein Gesetz, hinter dem der Verantwortliche hier Deckung suchen könnte. Es gibt auch kein Gesetz, das den Verantwortlichen angesichts solcher Notwendigkeit zu dieser oder jener Entscheidung zu zwingen vermöchte. Es gibt angesichts dieser Situation nur den völligen Verzicht auf jedes Gesetz, verbunden mit dem Wissen darum, hier in freiem Wagnis entscheiden zu müssen.“ (DBW 6, 274) Die durch einen Gesetzesverstoß entstehende Schuld muss ein Christ auf sich nehmen, wenn er in der Nachfolge Christi steht, der die Schuld der Menschen ohne Sünde trug. (DBW 6, 276)
Bonhoeffer betonte die Freiheit des Menschen, verantwortlich zu handeln: „Verantwortung und Freiheit sind einander korrespondierende Begriffe. Verantwortung setzt sachlich – nicht zeitlich – Freiheit voraus, wie Freiheit nur in der Verantwortung bestehen kann. Verantwortung ist die in der Bindung an Gott und an den Nächsten allein gegebene Freiheit des Menschen.“ (DBW 6, 283) Wer um seine Freiheit weiß, weiß auch um seine Verantwortung.
Im Anschluss an Bonhoeffer forderte die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948 in Amsterdam eine „verantwortliche Gesellschaft“, die sich an Freiheit und Gerechtigkeit ausrichtet.[155] Martin Honecker definierte hierzu: „eine verantwortliche Gesellschaft ist eine solche, in der Freiheit Freiheit von Menschen ist, die sich für Gerechtigkeit und öffentliche Ordnung verantwortlich wissen, und in der jene, die politische Autorität oder wirtschaftliche Macht besitzen, Gott und den Menschen, deren Wohlfahrt davon abhängt, für ihre Ausübung verantwortlich sind.“[156]

Sartre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Existenzialismus Jean-Paul Sartres wird das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung radikalisiert. Der Mensch ist verurteilt zur Freiheit und trägt deshalb die Verantwortung für alle Handlungen in der Welt. (SN[157] 950) Der Mensch ist das Subjekt, das Für-sich, das den Zustand der Welt als sein eigenes Produkt hinnehmen muss. Die Übernahme der absoluten Verantwortlichkeit ist die Konsequenz der totalen Freiheit. „Was mir zustößt, stößt mir durch mich zu, und ich kann weder darüber bekümmert sein, noch mich dagegen auflehnen, noch mich abfinden.“ (SN 951) Der Mensch kann sich seinem Schicksal nicht entziehen, „sofern letztlich meine Geworfenheit, das heißt meine Faktizität, lediglich darin besteht, dass ich verurteilt bin, vollständig für mich selbst verantwortlich zu sein.“ (SN 955)
Indem der Mensch seine Freiheit und Verantwortung anerkennt, wählt der Mensch sich selbst. Er schafft einen Entwurf des Lebens und dieser ist sein Bild des Menschen. Er wird zum allgemeinen Gesetzgeber. „Wenn wir sagen, der Mensch wählt sich, verstehen wir darunter, jeder von uns wählt sich, doch damit wollen wir auch sagen, sich wählend wählt er alle Menschen.“ (EH[158] 151) Wer sich selbst als frei und verantwortlich betrachtet, gesteht auch allen anderen diese Freiheit zu und fordert von ihm Verantwortung. Die Freiheit des anderen ist die Grenze der eigenen Freiheit. Dies bedeutet, dass die Einsicht in seine Geworfenheit den Menschen nicht isoliert, sondern ihm die Zugewandtheit auf andere Menschen, eine Humanität erst ermöglicht. Andererseits ist Verantwortung eine Bürde.[159]

Jaspers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Schlüsselbegriff im philosophischen Denken von Karl Jaspers ist der der Grenzsituation.[160] Die Grundsituation des Menschen ist, dass er sich als jemand bewusst ist, der in einem Leben steht, das er bewältigen muss. Hierzu gehört auch das Wissen, dass er krank sein kann oder sterben muss. Eine Grenzsituation entsteht immer dann, wenn er in seinem Schicksal mit grundlegenden krisenhaften Situationen konfrontiert ist, denen er ausgeliefert ist, ohne sie abwenden zu können und ohne über ein Mittel zu verfügen, wie er sie bewältigen kann; „sie sind wie eine Wand, an die wir stoßen, an der wir scheitern.“[161]
Um Grenzsituationen wie die Begegnung mit dem Tod, der unabweisbaren Geschichtlichkeit oder der nicht mehr umkehrbaren Schuld zu bewältigen, muss sich der Mensch ihnen nach Jaspers stellen. „Auf Grenzsituationen reagieren wir darum sinnvoll nicht durch Plan und Berechnung, um sie zu überwinden, sondern durch eine ganz andere Aktivität, das Werden der in uns möglichen Existenz; wir werden selbst, indem wir in die Grenzsituation offenen Auges eintreten. […] Grenzsituationen erfahren und Existieren ist dasselbe.“[162]
Wenn der Mensch im Scheitern Schuld auf sich geladen hat, muss er sich dieser stellen und die Verantwortung übernehmen. Nur so tritt er in die Grenzsituation ein. Mit dem Annehmen der Verantwortung entspricht der Mensch der „nicht aufhörenden Forderung zum Anderswerden“.[162] Jaspers hat diese Auffassung in einer Vielzahl politischer Stellungnahmen nach dem Zweiten Weltkrieg für sich persönlich umgesetzt.

Levinas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Programmatisch stellt Emmanuel Lévinas fest, es sei „nicht ganz unwichtig zu wissen, ob der egalitäre und gerechte Staat, in dem der Mensch seine Erfüllung findet (und den es einzurichten und vor allem durchzuhalten gilt), aus einem Krieg aller gegen alle hervorgeht oder aus der irreduziblen Verantwortung des Einen für alle und ob er auf Freundschaften und Gesichter verzichten kann."[163] Für Lévinas ist es die Begegnung mit dem anderen Menschen von-Angesicht-zu-Angesicht, aus der Verantwortung entsteht.[164] Der Andere begegnet dem Subjekt, ohne dass es darauf Einfluss nehmen kann. Er ist ein Widerfahrnis für das Subjekt.[165] Der Andere erhält hierdurch den Anspruch als ein Eigenes anerkannt zu werden. Dies ist die Verantwortung des Subjektes gegenüber dem Anderen.
Dem Subjekt ist es existenziell unmöglich, „sich der Verantwortung, der Sorge und des Einstehens für den Anderen zu entziehen.“[166] Durch diese unabweisbare Forderung des Anderen wird so die Freiheit und Spontaneität des Subjektes infrage gestellt. Der Arzt erhält die Verantwortung für seinen Patienten, indem dieser sich den Arzt als Verantwortlichen erwählt.[167] Im Vollzug seiner Verantwortung ist der Arzt dem Patienten ausgesetzt.[168] Es entsteht eine besondere Intimität und Nähe, die Levinas mit einer Liebesbeziehung vergleicht. Der Verantwortliche muss sich mit Rolle des Anderen, dem er nicht ausweichen kann, identifizieren. Bestimmend ist die „Nicht-Indifferenz der Verantwortung bis hin zur Stellvertretung für den Nächsten.“[169]
Aus dem Verhältnis zum Anderen ergibt sich bei Levinas ähnlich wie bei Schweitzer oder Sartre eine Ethik des Humanismus, die jedem eine Mitverantwortung für die schrecklichen Handlungen wie im Holocaust, für die Zerstörungen der Natur oder für die Ungerechtigkeit und den Hunger aufgrund der Armut in der Welt zuweist. „Der Mensch gehört nicht zu einer Gesellschaft, die ihren Mitgliedern eine begrenzte Verantwortung überträgt. Er ist Mitglied einer Gesellschaft mit unbeschränkter Verantwortung.“[170] Verantwortung realisiert sich in Gerechtigkeit. „Von selbst findet nun die Verantwortung eine Grenze, entsteht die Frage: 'Was habe ich gerechterweise zu tun?' Gewissensfrage. Es braucht die Gerechtigkeit, das heißt den Vergleich, die Koexistenz, die Gleichzeitigkeit, das Versammeln, die Ordnung, das Thematisieren, die Sichtbarkeit der Gesichter und deshalb die Intentionalität und den Intellekt der Intentionalität und dem Intellekt die Verstehbarkeit des Systems und insofern auch eine gemeinsame Gegenwart auf gleicher Ebene, der der Gleichheit, wie vor einem Gericht.“[171]

Etzioni[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Amitai Etzioni ist Verantwortung ein wesentliches Element einer kommunitaristisch orientierten Gemeinschaft. In seinem Buch Die Verantwortungsgesellschaft entwickelt er Kriterien, die eine gute Gesellschaft ausmachen. Anzustreben ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ordnung und Autonomie.[172] Er vertritt die These „daß der Ruf nach mehr sozialer Verantwortung [...] nicht auf die Einschränkung individueller Rechte zielt, daß vielmehr starke Rechte und ein hohes Maß an Verantwortung zusammengehören.“[173] Durch eine in der Gegenwart immer mehr ausgeweitete individuelle Freiheit gehen moralische Werte verloren und es werden die „ohnehin schon geschwächten Fundamente der sozialen Tugenden weiter ausgehöhlt.“[172] Etzioni appelliert stattdessen für die Ausbildung eines Gemeinsinns, der der Stimme der Moral folgt, eine freiwillige Übernahme von Verantwortung anstrebt und als Wert die goldene Mitte ähnlich der Tugendethik bei Aristoteles setzt. „Gemeinschaften verfügen oft über starke moralische Stimmen und können darum hilfreich sein, eine soziale Ordnung zu bewahren, die sich maßgeblich auf Wertverpflichtungen stützt und von freiwilliger Natur ist, anstatt erkauft oder erzwungen zu sein.“[174] Hiermit wendet er sich sowohl gegen den ungezügelten Kapitalismus als auch gegen einen paternalistischen Staat.

Verantwortung als Thema der Kunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Verantwortung im Zweiten Weltkrieg ist das Drama Draußen vor der Tür vonWolfgang Borchert. Die Verantwortung der Wissenschaften thematisiert Friedrich Dürrenmatt in Die Physiker. Ähnlich verhandelt Heinar Kipphardt im Theaterstück In der Sache J. Robert Oppenheimer die Verantwortung des Physikers für die Verwendung seiner Erfindung aus dem Manhattan-Projekt. Auch der Komponist John Adams greift das Thema in seiner Oper Doctor Atomic auf.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“ (Erster Satz desGrundgesetzes)
  • Unsere Würde unterscheidet uns von allen anderen innerweltlichen Wesen; in ihr erfahren wir unsere Verantwortung; wir tragen Verantwortung für uns selbst und für andere. - Deutsche Bischofskonferenz
  • Unser Handeln ist immer in gewissem Maße von Verantwortung durchleuchtet. Das Wesen dieser Verantwortung bildet die dauernde Spannung zwischen unserem ‚ich’ als dem Subjekt unseres Handelns und der Erfahrung von etwas außerhalb von uns – irgendeines ‚Gesetzes’ oder eines Richterstuhls, die unser Handeln richten, irgendeines ‚untersuchenden Auges’, das man nicht belügen kann, weil es alles sieht und sich alles gut merkt, einer unendlich weisen und gerechten Instanz, die imstande ist, die allersubtilsten unserer Entscheidungen und Motivationen zu verfolgen, die allein sie völlig verstehen und endgültig beurteilen kann und deren ‚unwiderrufliche’ Haltung für uns aus irgendeinem Grunde größere Bedeutung hat als alles andere auf der Welt. Die menschliche Verantwortung ist also, wie übrigens schon aus dem Wort hervorgeht, die Verantwortung zu etwas. Wozu aber? Was ist diese allgegenwärtige, allmächtige und nicht zu täuschende Instanz und wo hat sie ihren Sitz?“ (Václav Havel)
  • Das Wort Verantwortung hat nur da einen deutlichen Sinn, wo jemand die Folgen seines Handelns öffentlich abgerechnet bekommt, und das weiß; so der Politiker am Erfolg, der Fabrikant am Markt, der Beamte an der Kritik der Vorgesetzten.“ (Arnold Gehlen)

Siehe auch:

Fahrlässigkeit ist ein vor allem in der Rechtssprache geläufiger Fachausdruck. Gemeinsam mit dem Vorsatz beschreibt die Fahrlässigkeit die innere Einstellung des Täters gegenüber dem von ihm verwirklichten Tatbestand.
Sowohl das Zivilrecht als auch das Strafrecht verwenden den Begriff, wobei die Bedeutung nicht deckungsgleich sein muss.

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zivilrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das deutsche Zivilrecht verwendet den Begriff der Fahrlässigkeit hinsichtlich des Verschuldens bzw. Vertretenmüssens. Es geht dort um den Haftungsmaßstab für das Einstehenmüssen für eigenes oder fremdes Verhalten. Nach § 276 Abs. 2BGB ist Fahrlässigkeit das Außer-Acht-Lassen „der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt. Die Fahrlässigkeit grenzt sich vomVorsatz dadurch ab, dass die Folge der Handlung nicht willensmäßig herbeigeführt worden ist. Damit Fahrlässigkeit überhaupt vorliegen kann, bedarf es der Vermeidbarkeit, der Voraussehbarkeit des rechts- beziehungsweise pflichtwidrigen Handelns und der sich daraus ergebenden Folge. Darüber hinaus muss ein alternatives Verhalten in der jeweiligen Situation zumutbar sein. Der Fahrlässigkeitsmaßstab ist die objektive erforderliche Sorgfalt, nicht die übliche Sorgfalt. Wer am Rechtsverkehr teilnimmt, muss sich darauf verlassen können, dass der andere Teilnehmer mit der für seine Tätigkeit erforderlichen Sorgfalt agiert. Kann der andere Rechtsverkehrsteilnehmer dies aus Alters-, Krankheits- oder Wissensdefizitgründen etc. nicht, verletzt er die erforderliche Sorgfalt. Jeder muss sich beispielsweise darauf verlassen können, dass ein Berufsfahrer sein Fahrzeug sicher beherrschen kann. Hat der Fahrer aber ein Reaktionsdefizit, so kann er nicht die erforderliche Sorgfalt an den Tag legen. In Bezug auf das Verschulden aber kann ihm diese persönliche Erschwernis nicht haftungsmildernd zugutegehalten werden. Der Berufsfahrer muss, sofern er seine Tätigkeit ausübt, sich gewahr sein, dass er die erforderliche Sorgfalt auch tatsächlich und jederzeit an den Tag legen kann.

Einfache und grobe Fahrlässigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Zivilrecht unterscheidet zwei Arten der Fahrlässigkeit. Einfache Fahrlässigkeit i. S. d. § 276 Abs. 2 BGB liegt vor, wenndie im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer acht gelassen wird.[1] Grobe Fahrlässigkeit ist gesetzlich nicht definiert. Sie wird angenommen, wenn die im rechtlichen Verkehr erforderliche Sorgfalt in ungewöhnlich hohem Maße verletzt wurde oder wenn naheliegende Überlegungen nicht angestellt wurden.[2]
Einen Sonderfall kennt das Arbeitsrecht: Dort unterscheidet die Rechtsprechung bei einfacher Fahrlässigkeit noch zwischenmittlerer Fahrlässigkeit und leichtester Fahrlässigkeit.

Strafrecht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Strafrecht sieht eine Strafbarkeit für fahrlässiges Handeln nach § 15 StGB nur vor, wenn dies ausdrücklich mit Strafe bedroht wird.
Das deutsche Strafrecht übernimmt die Einteilung und Definition der unbewussten und bewussten Fahrlässigkeit nicht ausdrücklich vom Zivilrecht; die herrschende Meinung und vor allem die Rechtsprechung lehnen sich aber an den § 276Abs. 2 BGB an, der die Fahrlässigkeit als Außerachtlassung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt definiert: essentielle Bestandteile der Fahrlässigkeitsprüfung sind daher die Verletzung einer objektiven Sorgfaltspflicht und deren Erkennbarkeit. Ein fahrlässig Handelnder will nicht bewusst gegen die Rechtsordnung verstoßen. Bei Anspannung aller seiner seelischen Kräfte hätte er aber erkennen können, dass sein Handeln für ein geschütztes Rechtsgut hätte gefährlich werden können. Das Tat- und damit das Unrechtsbewusstsein hätten in der konkreten Tatsituation somit für den Täter erlangbar sein müssen. Im Rahmen der Schuld ist weiterhin nach der subjektiven Seite der Fahrlässigkeit zu fragen: handelte der Täter auch subjektiv pflichtwidrig, obwohl der Erfolg gerade auch für ihn voraussehbar war? Eine im Vordringen befindliche von u. a. Schmidhäuser begründete Auffassung lehnt jedoch diese strikte Anlehnung der strafrechtlichen Fahrlässigkeit an das Zivilrecht ab und definiert die Fahrlässigkeit bedeutend einfacher als zwar nicht aktuell vorhandenes, aber dem Täter in der konkreten Situation gleichwohl potenziell erlangbares nicht nur Tat-, sondern auch Unrechtsbewusstsein. Problematisch ist im Strafrecht die Abgrenzung der strafbaren Fahrlässigkeit von der bloßen straflosen Unachtsamkeit sowie dieUnterscheidung von Eventualvorsatz (dolus eventualis) und bewusster Fahrlässigkeit (luxuria).

Täterschaft und Fahrlässigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Umstritten ist, ob es bei den Fahrlässigkeitstaten eine Differenzierung zwischen Täterschaft und Teilnahme gibt. Die herrschende Meinung vertrat bisher das Einheitstäterprinzip, das eine solche Differenzierung verneint. Nach dem Einheitsprinzip haftet jeder aus einem etwaigen fahrlässigen Erfolgsdelikt, der den Erfolg fahrlässig verursacht hat. Allerdings wurde dies nicht gänzlich durchgehalten. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang die Lehre vom Regressverbot. In jüngerer Zeit wird eine fahrlässige Mittäterschaft zunehmend akzeptiert. Diese Konstruktion beruht auf dem Bedürfnis, in den Fällen, in denen Kausalität nicht nachweisbar ist, durch mittäterschaftliche Zurechnung von Tatbeiträgen zu einer einfachen und sicheren Begründung der Strafbarkeit zu kommen. Dabei ist zweifelhaft, inwiefern eine fahrlässige Mittäterschaft einen gemeinsamen Tatentschluss voraussetzt. Die herrschende Meinung verlangt eine solche gegenseitige Zusage von wechselseitigen Beiträgen. Nach anderer Auffassung ist es bereits ausreichend, wenn mehrere Personen zu einem unerlaubten Werk beitragen.

Bewusste und unbewusste Fahrlässigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Strafrechtlich wird zwischen bewusster und unbewusster Fahrlässigkeit unterschieden. Bei der bewussten Fahrlässigkeit(latluxuria[3]) rechnet der Handelnde mit dem möglichen Eintritt, vertraut aber pflichtwidrig und vorwerfbar darauf, dass der Schaden nicht eintreten wird. Der Handelnde darf den Erfolg aber nicht billigend in Kauf genommen haben, sonst liegt bedingter Vorsatz (dolus eventualis) vor. Die unbewusste Fahrlässigkeit (lat. negligentia) ist dadurch gekennzeichnet, dass der Handelnde den Erfolg nicht voraussieht, aber ihn doch bei der im Verkehr erforderlichen und ihm zumutbaren Sorgfalt hätte voraussehen und verhindern können.

Sonderprobleme und -fälle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Leichtfertigkeit (Merkmal mehrerer erfolgsqualifizierter Delikte) entspricht dem Begriff der groben Fahrlässigkeit des BGB, es wird dabei jedoch auf die persönlichen Fähigkeiten des Täters abgestellt. Die Leichtfertigkeit stellt somit eine Steigerung der Fahrlässigkeit dar.
  • Unterdurchschnittliches Wissen oder Fähigkeiten führen nach h. M. nicht zu einem herabgesetzten Maßstab der Sorgfaltspflichten auf der Tatbestandsebene. Diese führen allenfalls zu einem Schuldausschluss, wobei dann aber an einÜbernahmeverschulden zu denken ist.
  • Überdurchschnittliches Wissen ist nach h. M. beachtlich. Beispiel: Ein als Aushilfskellner angestellter Biologe erkennt beim Servieren eine giftige Frucht im Essen für den Gast und ist daher verpflichtet, dieses Spezialwissen zu nutzen und auf die Gefahr hinzuweisen.
  • Die Berücksichtigung überdurchschnittlicher Fähigkeiten bei der Beurteilung des Vorliegens einer Fahrlässigkeit bzw. der Sorgfaltspflichten ist sehr umstritten. Einerseits wird argumentiert, dass der "tüchtigere Täter" (z. B. ein Facharzt soll sich der fahrlässigen Körperverletzung durch einen Behandlungsfehler schuldig gemacht haben) nicht mehr bestraft werden soll als ein "einfacher" Nicht-Facharzt. Anderseits wird angeführt, dass für einen optimalen Rechtsschutz eine optimale Anstrengung erwartet werden soll; dies soll insbesondere dann gelten, wenn die Fähigkeiten des Täters bekannt sind und gerade deshalb z. B. dieser als Arzt beauftragt wurde.

Entkriminalisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entkriminalisierung von Fahrlässigkeitsdelikten ist immer wieder in der Diskussion. Gegen die Entkriminalisierung von fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Tötung spricht allerdings die Schutzwirkung der Grundrechte aus Art. 2Abs. 2 S. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG. Jedoch ist auch unter der Beachtung der Grundrechte eine Begrenzung der Strafe nötig, weil das Strafrecht erst das letzte Mittel (lat.: ultima ratio) der staatlichen Sanktion sein soll. Angesichts der sich immer weiter entwickelnden Risiken in einer Technologiegesellschaft dürfe es daher nicht ein immer ausufernderes Strafrecht geben, da ansonsten die Begehung von Straftaten zum Normalfall werde und nicht eine Ausnahme bleibe.

Beispiele für fahrlässig verursachte Straftaten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Preisgabe von Staatsgeheimnissen (§ 97 StGB)
  • Sabotagehandlungen an Verteidigungsmitteln (§ 109e Abs. 5 StGB)
  • Fahrlässiger Falscheid; fahrlässige falsche Versicherung an Eides Statt (§ 161,§ 163 StGB)
  • Fahrlässige Tötung (§ 222 StGB)
  • Fahrlässige Körperverletzung (§ 229 StGB)
  • Bankrott (§ 283 Abs. 4, 5 StGB)
  • Verletzung der Buchführungspflicht (§ 283b Abs. 2 StGB)
  • Fahrlässige Brandstiftung (§ 306d StGB)
  • Herbeiführen einer Brandgefahr (§ 306f StGB)
  • Herbeiführen einer Explosion durch Kernenergie (§ 307 Abs. 2, 3, 4 StGB)
  • Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion (§ 308 Abs. 5, 6 StGB)
  • Freisetzen ionisierender Strahlen (§ 311 Abs. 3 StGB)
  • Fehlerhafte Herstellung einer kerntechnischen Anlage (§ 312 Abs. 6 StGB)
  • Gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr (§ 315 Abs. 5, 6 StGB)
  • Gefährdung des Bahn-, Schiffs- und Luftverkehrs (§ 315a Abs. 3 StGB)
  • Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr (§ 315b Abs. 4, 5 StGB)
  • Gefährdung des Straßenverkehrs (§ 315c Abs. 3 StGB)
  • Trunkenheit im Verkehr (§ 316 Abs. 2 StGB)
  • Störung von Telekommunikationsanlagen (§ 317 Abs. 3 StGB)
  • Beschädigung wichtiger Anlagen (§ 318 Abs. 6 StGB)
  • Baugefährdung (§ 319 Abs. 3, 4 StGB)
  • Vollrausch (§ 323a StGB)
  • Gewässerverunreinigung (§ 324 Abs. 3 StGB)
  • Bodenverunreinigung (§ 324a Abs. 3 StGB)
  • Luftverunreinigung (§ 325 Abs. 4 StGB)
  • Verursachen von Lärm, Erschütterungen und nichtionisierenden Strahlen (§ 325a Abs. 3 StGB)
  • Unerlaubter Umgang mit gefährlichen Abfällen (§ 326 Abs. 5 StGB)
  • Unerlaubtes Betreiben von Anlagen (§ 327 Abs. 3 StGB)
  • Unerlaubter Umgang mit radioaktiven Stoffen und anderen gefährlichen Stoffen und Gütern (§ 328 Abs. 5 StGB)
  • Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete (§ 329 Abs. 5 StGB)
  • Schwere Gefährdung durch Freisetzen von Giften (§ 330a Abs. 4, 5 StGB)
  • Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht (§ 353b Abs. 1 StGB)
Daneben werden noch Erfolgsqualifikationen i.S.d. § 18 StGB eines vorsätzlichen Grunddelikts bezüglich der strafschärfenden Folgen bereits bei Fahrlässigkeit bestraft, z. B.:
  • Aussetzung mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung (§ 221 Abs. 2 Nr. 2 StGB)
  • Aussetzung mit Todesfolge (§ 221 Abs. 3 StGB)
  • Körperverletzung mit Todesfolge (§ 227 StGB)
  • Freiheitsberaubung, wenn der Täter das Opfer länger als eine Woche der Freiheit beraubt (§ 239 Abs. 3 Nr. 1 StGB) (nach Mindermeinung keine Erfolgsqualifikation, sondern (vorsatzbedingende) selbständige Qualifikation)
  • Freiheitsberaubung mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung oder Tod (§ 239 Abs. 3 Nr. 2, Abs. 4 StGB)
  • Brandstiftung mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung (§ 306b Abs. 1 StGB)
  • Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung (§ 308 Abs. 2 StGB)
  • Mißbrauch ionisierender Strahlen mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung (§ 309 Abs. 3 StGB)
  • Fehlerhafte Herstellung einer kerntechnischen Anlage mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung (§ 312Abs. 3 StGB)
  • Gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung (§ 315 Abs. 3 Nr. 2 StGB)
  • Gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr mit der Folge einer schweren Gesundheitsbeschädigung (§ 315b Abs. 3 StGB)
Leichtfertige Delikte: (oft auch als Erfolgsqualifikation zu einem vorsätzlichen Grunddelikt)
  • Preisgabe von Staatsgeheimnissen (§ 97 Abs. 2 StGB)
  • Sicherheitsgefährdendes Abbilden (§ 109g Abs. 4 StGB)
  • Nichtanzeige geplanter Straftaten (§ 138 Abs. 3 StGB)
  • Sexueller Mißbrauch von Kindern mit Todesfolge (§ 176b StGB)
  • Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung mit Todesfolge (§ 178 StGB)
  • Schwangerschaftsabbruch mit Todesfolge der Schwangeren (§ 218 Abs. 2 StGB)
  • Erpresserischer Menschenraub mit Todesfolge (§ 239a Abs. 3 StGB)
  • Raub mit Todesfolge (§ 251 StGB)
  • Geldwäsche; Verschleierung unrechtmäßig erlangter Vermögenswerte (§ 261 Abs. 5 StGB)
  • Subventionsbetrug (§ 264 Abs. 4 StGB)
  • Bankrott (§ 283 Abs. 4, 5 StGB)
  • Brandstiftung mit Todesfolge (§ 306c StGB)
  • Herbeiführen einer Explosion durch Kernenergie mit Todesfolge (§ 307 Abs. 3 StGB)
  • Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion mit Todesfolge (§ 308 Abs. 3 StGB)
  • Mißbrauch ionisierender Strahlen mit Todesfolge (§ 309 Abs. 4 StGB)
  • Fehlerhafte Herstellung einer kerntechnischen Anlage (§ 312 Abs. 6 StGB)
  • Räuberischer Angriff auf Kraftfahrer mit Todesfolge (§ 316a Abs. 3 StGB)
  • Angriffe auf den Luft- und Seeverkehr mit Todesfolge (§ 316c Abs. 3 StGB)
  • Luftverunreinigung (§ 325 Abs. 5 StGB)
  • Gefährdung schutzbedürftiger Gebiete (§ 329 Abs. 6 StGB)
  • Schwere Gefährdung durch Freisetzen von Giften (§ 330a Abs. 5 StGB)
  • Vollstreckung gegen Unschuldige (§ 345 Abs. 2 StGB)

Ökonomischer Fahrlässigkeitsbegriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der bekannteste Fahrlässigkeitsbegriff der ökonomischen Analyse des Rechts geht auf den US-amerikanischen RichterLearned Hand zurück. Die nach ihm benannte Learned-Hand-Formel besagt, dass fahrlässig handelt, wer sich scheut, Risikovermeidungskosten zu investieren, die geringer sind als der Erwartungswert entsprechender Schäden.[4]
Risikovermeidungskosten (V) bezeichnen den Aufwand zur Verhinderung des möglichen Schadens; der Erwartungswert des Schadens stellt vereinfacht die Höhe des möglichen Schaden (S) bei seinem Eintritt multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit (q) seines Eintritts dar.
Fahrlässigkeit ist demnach zu bejahen, wenn gilt:
 V < E(S) = S \cdot q
Entkriminalisierung setzt logischerweise voraus, dass eine Verhaltensweise kriminalisiert ist. Der Vorgang der Kriminalisierung stellt das Gegenstück zur Entkriminalisierung dar.[1] Die Forderung nach Entkriminalisierung geht dahin, bestimmte Verhaltensweisen nicht mehr mit Strafe (und der damit verbundenen besonderen Missbilligung durch die Rechtsgemeinschaft) zu belegen. Ein Beispiel für Entkriminalisierung ist die Herausnahme der Übertretungen aus dem Strafgesetzbuch 1974 und die damit verbundene Schaffung des Begriffs der Ordnungswidrigkeiten.
Ein weiteres Anliegen der Strafrechtsreformer war die Entkriminalisierung der Prostitution, die gegenwärtig nur noch insoweit strafrechtlich verfolgt werden soll, als sie mit Zwang oder anderweitiger Ausnutzung der Prostituierten, in jugendgefährdender Weise (zum Beispiel in der Nähe von Kindergärten, Schulen und ähnlichen Einrichtungen) oder inSperrbezirken erfolgt.
Diskutiert wird die Entkriminalisierung schließlich im Bereich der Drogenpolitik sowie im Kontext der Migrationspolitik. Im Zusammenhang mit illegalen Drogen geht es überwiegend um die Frage, ob das Strafrecht das geeignete Mittel ist, um die Gefahren des Drogenkonsums zu bekämpfen und den Jugendschutz zu gewährleisten (siehe Legalisierung von Drogen). Im Zusammenhang mit dem irregulären Aufenthalt von Ausländern in Deutschland geht es darum, ob dieser weiterhin als Straftat bewertet werden soll.
Im Gespräch sind auch Vorschläge, weniger schwerwiegende Straftaten wie Ladendiebstähle, leichte Sachbeschädigungenoder Schwarzfahrten zu entkriminalisieren.[2][3] Bei diesen Vorschlägen geht es nicht darum, den Unrechts-Charakter der Taten zu bestreiten, sondern die „kostbare Ressource Recht“ effizienter zu nutzen, indem Polizei und Justiz entlastet werden.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beispiele für gesellschaftliche Bereiche, die z.B. in Deutschland entkriminalisiert wurden:
  • Ehebruch: Abschaffung der Strafbarkeit 1969
  • Homosexualität; Rücknahme des Straftatbestandes des § 175 StGB (männliche Homosexualität) in den Reformen von 1969 und 1973.
  • Prostitution: Änderung der §§ 180a I, 181a II StGB schafft die Möglichkeit, sichere, hygienische und komfortable Arbeitsbedingungen sowie den Abschluss von Arbeitsverträgen straffrei anzubieten.[4]
  • Konsum psychoaktiver Substanzen
Am 14. Oktober 2015 legte die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen dem Deutschen Bundestag einen Gesetzentwurf zur Entkriminalisierung von Menschen ohne Aufenthaltsstatus vor.[5]





3 Kommentare:

  1. Frau PODRICHE QUERIRE DION ,
    Hallo an alle, podriche.querire.dion@gmail.com
    Ich call me PODRICHE QUERIRE DION, ich bin eine Frau mit nach Hause in Christus und mit Kindern der deutschen Staatsangehörigkeit verheiratet und ich möchte durch meine Handlungen Gnade, was mein Gott mir helfen Familien in jeder Geste (Witwen, Arbeitslose, Rentner und andere) durch ein Darlehen von 2000 bis 250.000 Euro auf eine Höhe von 2% gab. Bitte kontaktieren Sie mich, wenn Sie besorgt über meine wichtigsten E-mail sind: podriche.querire.dion@gmail.com für Ihre Anfrage bitte...
    Auch wenn Sie, ein-oder zweimal versuchen und es nicht gehen, kommen und Ihre Anwendung mit der Zeit glauben gemacht und haben einen Geist des Erwerbs vor Ihrer Anfrage "Gott gegen unsere Bedürfnisse kann ruhen, die die Bibel sagt, dass das Glück ist weder in der Herrlichkeit noch an der macht, Reichtum, nicht nur im Frieden des Gewissens und der Unterwerfung unter Gott."
    Nochmals vielen Dank... podriche.querire.dion@gmail.com
    Grüße.
    Frau PODRICHE QUERIRE DION.

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  2. Frau PODRICHE QUERIRE DION ,
    Hallo an alle, podriche.querire.dion@gmail.com
    Ich call me PODRICHE QUERIRE DION, ich bin eine Frau mit nach Hause in Christus und mit Kindern der deutschen Staatsangehörigkeit verheiratet und ich möchte durch meine Handlungen Gnade, was mein Gott mir helfen Familien in jeder Geste (Witwen, Arbeitslose, Rentner und andere) durch ein Darlehen von 2000 bis 250.000 Euro auf eine Höhe von 2% gab. Bitte kontaktieren Sie mich, wenn Sie besorgt über meine wichtigsten E-mail sind: podriche.querire.dion@gmail.com für Ihre Anfrage bitte...
    Auch wenn Sie, ein-oder zweimal versuchen und es nicht gehen, kommen und Ihre Anwendung mit der Zeit glauben gemacht und haben einen Geist des Erwerbs vor Ihrer Anfrage "Gott gegen unsere Bedürfnisse kann ruhen, die die Bibel sagt, dass das Glück ist weder in der Herrlichkeit noch an der macht, Reichtum, nicht nur im Frieden des Gewissens und der Unterwerfung unter Gott."
    Nochmals vielen Dank... podriche.querire.dion@gmail.com
    Grüße.
    Frau PODRICHE QUERIRE DION.

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  3. Frau PODRICHE QUERIRE DION ,
    Hallo an alle, podriche.querire.dion@gmail.com
    Ich call me PODRICHE QUERIRE DION, ich bin eine Frau mit nach Hause in Christus und mit Kindern der deutschen Staatsangehörigkeit verheiratet und ich möchte durch meine Handlungen Gnade, was mein Gott mir helfen Familien in jeder Geste (Witwen, Arbeitslose, Rentner und andere) durch ein Darlehen von 2000 bis 250.000 Euro auf eine Höhe von 2% gab. Bitte kontaktieren Sie mich, wenn Sie besorgt über meine wichtigsten E-mail sind: podriche.querire.dion@gmail.com für Ihre Anfrage bitte...
    Auch wenn Sie, ein-oder zweimal versuchen und es nicht gehen, kommen und Ihre Anwendung mit der Zeit glauben gemacht und haben einen Geist des Erwerbs vor Ihrer Anfrage "Gott gegen unsere Bedürfnisse kann ruhen, die die Bibel sagt, dass das Glück ist weder in der Herrlichkeit noch an der macht, Reichtum, nicht nur im Frieden des Gewissens und der Unterwerfung unter Gott."
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    Grüße.
    Frau PODRICHE QUERIRE DION.

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