Dienstag, 23. Dezember 2014

„Krieg ernährt den Krieg!“

Ein Theaterstück: „Es herrscht Krieg nicht nur in meiner Seele!




von Malen Radi/ 2015


Warum ich diese Geschichte so wichtig finde. Warum Tragik ihre Berechtigung hat. Der Mensch bleibt Mensch und der Autor macht nichts anderes als dies allen Lesern aufzuzeigen.



Krieg ernährt den Krieg!“


Sie sitzt auf einem Stuhl. Mit dem Rücken zum Publikum. Es ist eine kleine Bühne. Sie hat ein Buch in der Hand und liest vor:

Es herrscht Krieg nicht nur in meiner Seele!




In der Novelle: „Der Schimmelreiter“, geht es um die Lebensgeschichte von Hauke Haien, die der Schulmeister eines Dorfes einem Reiter in einer Kneipe erzählt. „

Man sieht rechts eine Theke, dort sitzt ein Typ, der der Lehrer sein könnte. Auf der anderen Seite einer, der eindeutig reitet. Hat einen Hut tief ins Gesicht gezogen. Sieht aus wie ein Cowboy, aus einem Film. Ist aber einfach ein cooler Typ von heute.

Sie liest weiter: „Die Deiche in Nordfriesland, wo die Geschichte spielt, spielen in Haukes Leben eine bedeutende Rolle.“

Sie steht auf, Lichtwechsel, Szenenwechsel. Musik geht an.
Erst ein Tango, dann Musikwechsel

Sie betritt die Mitte der Bühne und beginnt zu tanzen,
...bam, bam... he hit me done bam bam...

Man hört die Musik im Hintergrund. Das Video auf dem Bildschirm macht es besser als sie. Sie geht zur Theke und schweigt.

Die Männer schauen müde und desinteressiert!

Die Tür ging noch einmal auf, noch eine andere Frau!
Jubel, ein weiterer Mensch. Aber auch wieder Stille, weil keine gemeinsame Sprache vorhanden ist! Sie, die Hauptdarstellerin setzt sich wieder auf Ihren Stuhl.

Imitiert Marilyn Monroe o.s. .
Und liest weiter:
Am Ende stirbt Hauke mitsamt seiner Frau und seinem Kind einen tragischen Tod.“
Sie dreht sich zur Bar, zu den Männern und schreit diese hysterisch an:

Warum ich diese Geschichte so wichtig finde?“
Der Lehrer, er heißt Jakob, er geht zu ihr, nimmt sie in den Arm
und beginnt sie zu wiegen.


Warum Tragik ihre Berechtigung hat.?“
Er nimmt sie auf Seinen Schoß und beginnt Ihren Busen zu streicheln. Er wird ziemlich rasch sehr intim und redet dabei vor sich hin:

Der Mensch bleibt Mensch und der Autor macht nichts anderes, als dies allen Lesern aufzuzeigen. Hauke Haien, der Sohn eines Landvermessers und Kleinbauern, setzt sich, anstatt sich mit Gleichaltrigen zu treffen, viel lieber mit der Arbeit seines Vaters auseinander. Er schaut dem Vater zu und hilft ihm beim Ausmessen und Berechnen von Landstücken. Er lernt Niederländisch, um eine niederländische Ausgabe von Euklids Werken lesen zu können, die der Vater besitzt. Fasziniert scheint er von der See und von den Deichen zu sein.“

Mittlerweile hat er sie fast ausgezogen, Ihre Beine gespreizt, aber sie sitzt mit dem Rücken zum Publikum. Er beginnt Ihre Möse zu streicheln. Ganz offensichtlich.

Sie genießt es und rekelt sich. Leise Musik im Hintergrund.
Der Cowboy beginnt mit der Isländerin, die vorher dem Raum betreten hat zu tanzen. „Du, wie heißt Du? What is your name? Sie schweigt, lässt sich aber gerne anfassen. Sie tanzen auch recht intim.


Dunkel


Neue Szene. Ein großes Fenster, es prasselt der Regen hinunter. Es Ist ein neuer und sehr nebeliger Tag. Anuschka näht. Ihr Baby liegt in einem Bett und schläft.

Sie beginnt vor sich hin zu murmeln:
Oft sitzt er bis in die tiefe Nacht am Deich, und beobachtet, wie die Wellen an den Damm schlagen. Er überlegt, wie man den Schutz vor Sturmfluten verbessern könnte, indem man die Deiche zur See hin flacher anlegt. „

Das Baby wacht auf. Sie geht zu seinem Bett und wiegt es, da Donnert es. Die Tür knallt auf. Der Cowboy steht in der Tür.
Bam, Bam...

Neue Szene:

Sie und der Cowboy liegen im Bett. Sie liest ihm aus dem Schimmelreiter vor:

Als der örtliche Deichgraf Tede Volkerts einen seiner Knechte entlässt, bewirbt sich Hauke um die Stelle und wird angenommen. Doch auch hier hilft er dem Deichgrafen mehr beim Rechnen und Planen, als in den Ställen. Was dem Deichgrafen zwar gut gefällt, ihn aber bei Ole Peters, dem Großknecht, unbeliebt macht.“

Leise fragt sie ihn: „Gefällt er Dir? Der Schimmelreiter?“ Er nimmt seinen Hut und geht. Gibt Ihr zum Abschied aber einen sehr zärtlichen Kuss.


Neue Szene:
Tag, sie wäscht den Boden in der Bar auf. Spielt etwas Pippi Langstrumpf. Ihr Kind krabbelt am Boden. Es sind eindeutig ein paar Monate vergangen.



Neue Szene: Eine Radiosprecher liest, sie hört aufmerksam zu.

An der Nordseeküste und auf den Nordseeinseln gibt es eine Vielfalt jahrhundertealter Traditionen und Bräuche, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden und noch heute liebevoll gepflegt werden. Für die Besucher sind die Feste und Veranstaltungen, die auf die alten Bräuche und Traditionen der Nordseeregion zurückgehen, ein echtes Erlebnis, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Das ganze Jahr über gibt es Gelegenheit, die Nordsee und ihre Bewohner durch ihre alten Bräuche näher kennenzulernen.“
Was sind denn die beliebtesten Bräuche von der Nordsee?
Ein Kind antwortet:
  • Boßeln
  • Biikebrennen
  • Ringreiten und Klootstockspringen
  • Julbaum
  • Rummelpottlaufen


Sie schaltet das Radio aus.


Nationalsport: Boßeln
Ursprünglich als Zeitvertreib für die Landwirte in den kalten Wintermonaten, hat sich das Boßeln als Freizeitvergnügen an der Nordseeküste über mehrere Jahrhunderte gehalten und ist noch heute der Nationalsport der Küstenregion. Zum Boßeln, das mancherorts auch als Klootschießen bezeichnet wird, werden häufig heiße Getränke gereicht, die mit Bollerwagen zum Spielort mitgebracht werden.
Beim Boßeln wird eine Kugel (die sogenannte Boßel) mit einem gezielten Armschwung so weit wie möglich ins Gelände geworfen wird. Wie geworfen wird, bleibt jedem Teilnehmer selbst überlassen. Die Boßel kann wie beim Handball oder wie beim Diskus mit oder ohne Drehung geworfen oder wie beim Kugelstoßen gestoßen werden. Nach dem Wurf ist das gegnerische Team an der Reihe, seinen eigenen Bossel zu platzieren. Wer nach einer bestimmten Anzahl von Würfen die größte Weite erreicht hat und am nächsten am festgelegten Zielpunkt ist, gewinnt und bekommt die Boßel des Gegners.
Seit 1999 werden im Rhythmus von zwei Jahren die Deutschen Meisterschaften im Boßeln ausgetragen, ab 2014 wird der Rhythmus auf vier Jahre verlängert. Die Meisterschaften werden in zwei Altersklassen und nach Geschlechtern getrennt (weibliche Jugend, Frauen, männliche Jugend, Männer) ausgetragen. Die Disziplinen heißen Standkampf und Hollandkugel im Klootschießen sowie Straßenboßeln mit Gummi- und Kunststoffkugeln.
21. Februar: Biikebrennen
Ein über die Grenzen Norddeutschlands hinweg bekanntes Volksfest ist das Biikebrennen, das jedes Jahr an der Küste und auf den nordfriesischen Inseln am 21. Februar begangen wird. Mit den zahlreichen Feuern, die von Ortschaft zu Ortschaft entzündet werden, soll symbolisch der Winter vertrieben werden.
Biikebrennen
Biikebrennen / © drahab

Das Biikebrennen gehört zu den ältesten nordfriesischen Traditionen und ist vergleichbar mit den Osterfeuern, die in vielen anderen Regionen Deutschlands entzündet werden. Vor 2000 Jahren wollten die Menschen mit den Feuern dem Gott Wotan huldigen, aber der Brauch könnte auch auf die Signalfeuer zurückgehen, die in längst vergangener Zeit den Seeleuten den Weg wiesen, damit diese sicher um die Klippen der Küste navigieren konnten. Dafür spricht auch, dass das Wort “Biike” aus dem Sylter Friesischen stammt und “Feuerzeichen” bedeutet. Oft war es üblich, dass die Signalfeuer nach den Wintermonaten entzündet wurden, wenn die Fischer und Walfänger zum ersten Mal wieder in See stachen. Die Feuer sollten für ein sicheres Geleit der Männer sorgen.

Noch heute wird das Biikebrennen mit großen Festen begangen, die bei Einheimischen und Urlaubern gleichermaßen beliebt sind. Oft gehört zu dem Fest ein Fackelzug zu der Biike und anschließend ein gemeinsames Grünkohlessen.
Im Sommer: Ringreiten und Klootstockspringen
Bei dem Ringreiten, das auf das Rittertum im Miitelalter zurückgeht, ist größtes Geschick gefragt. Es gilt hoch zu Ross mit einer Lanze einen kleinen Metallring aufzuspießen, der zwischen zwei Pfählen an einer Schnur hängt. Als wäre das noch nicht schwierig genug, wird der Ring im Laufe des Wettbewerbs immer kleiner. Oft kommen die Teilnehmer in ihren friesischen Trachten und krönen den Gewinner zu ihrem König oder ihrer Königin, was der Anlass für ein ausgelassenes Fest ist. Übrigens durften Frauen noch bis in die 20er Jahre hinein diesen Sport nicht mitmachen. Heute ist das Ringreiten besonders beliebt auf der nordfriesischen Insel Föhr. Hier werden jedes Jahr Turniere im Ringreiten ausgetragen, an denen auch Urlauber teilnehmen können.
Eine weitere beliebte Sportart ist das Klootstockspringen, das ein wenig an Stabhochsprung erinnert. Das Klootstockspringen stammt aus der Zeit, als die Wege im norddeutschen Marschland noch nicht ausgebaut waren. Damals benutzten die Marschbauern einen sogenannten Klootstock, den sie in die Wasserläufe stießen und sich dann mit Schwung über die Gräben zwischen den Feldern katapultierten. In vielen Ortschaften an der Nordsee finden alljährlich Wettbewerbe im Klootstockspringen statt, bei denen auch Besucher ihr Glück versuchen können. Übrigens: In manchen Gegenden wie auf der Halbinsel Eiderstedt wird das Klootstockspringen auch heute noch bei der Jagd eingesetzt.
Weihnachten: Julbaum schmücken
An der Nordseeküste, aber vor allem auf den Nordseeinseln und den Halligen schmücken die Bewohner zur Weihnachtszeit einen ganz besonderen Baum. Die Holz-Variante des klassischen Weihnachtsbaums wird Julbaum genannt, auf Sylt heißt er Jöölboom und auf Föhr Kenkenbuum. Die Julbaum-Tradition war eine Notlösung für die Inseln, auf denen es kaum echte Tannenbäume gab. Die Bewohner schmückten deshalb ein Holzgestell mit immergrünen Efeu- oder Buchsbaum-Zweigen und vier Kerzen. Traditionell wird das Holzgestell auch mit verschiedenen Figuren aus Teig behangen, die Adam und Eva, ein Pferd, eine Kuh, ein Schwein und einen Hahn darstellen. Manchmal sind auch andere Symbole wie ein Fisch oder ein Segelschiff oder kleine Geschenke am Julbaum zu finden.
Silvester: Rummelpottlaufen
An Silvester ziehen die Kinder geschminkt und bunt verkleidet durch die Straßen und singen das Lied “Lischen mok de Dör op, De Rummelpott will rin, hau de Katt den Schwanz aff, hau em nich to lang aff, lot’n lütten Stummel stohn denn wie wüllt noch wieder gohn.” Sie klingeln an den Häusern, um dort um etwas Süßes zu bitten (ähnlich wie an Halloween). Alternativ können auch Obst, Geld oder heiße Getränke gespendet werden. Wer sich weigert etwas zu geben, muss damit rechnen, dass ihm ein Streich gespielt wird.
Ursprünglich sollte mit dem Zug durch die Dörfer der Winter vertrieben werden, den man mit dem Rummelpott erschrecken wollte. Der Rummelpott war früher ein mit einem Schilfrohr überzogenes Gefäß, auf das man mit einem Schilfrohr schlug, um damit Krach zu machen. Von diesem Lärm stammt auch der Name, denn das niederdeutsche Wort “rummeln” bedeutet so viel wie “poltern”.
All diese Informationen werden auf Laufzetteln, im Programmheft, oder in Form einer Ausstellung im Theaterfoyer an das Publikum gegeben.


Wieder der Radiosprecher:
Sie kennen weitere Traditionen in den Nordsee-Regionen? Dann schreiben Sie uns eine Nachricht oder kommentieren diesen Beitrag, gerne erweitern wird diese Liste.“



Es regent, Anuschka setzt sich wieder auf ihren Stuhl und nimmt Ihr Buch heraus: “Da Hauke auch das Interesse von Elke, der Tochter des Deichgrafen, wecken kann, verschärft sich der Konflikt zwischen Hauke Haien und Ole Peters weiter. Auf dem nordfriesischen Winterfest gewinnt Hauke das Boßeln und erfährt so erste gesellschaftliche Anerkennung.“

Plötzlich wir wieder die Tür aufgerissen. Wir kennen die Szene bereits. Beide fallen sich in die Arme und ins Bett.

Neue Szene:
Ihr Cowboy steht am Fenster mit einer düsteren Miene. „Es wird nichts!“ Er stampft mit den Füssen auf und ist irre wütend!

Sie kommt zärtlich zu ihm und sagt: „Gut, ich werde Deinen Antrag annehmen. Aber Du musst versprechen, dass Du mir ein Kind machst gleich, sofort!“

...das folgende könnte ein Sprecher aus dem „off“ sagen:
Danach beschließt er, Elke einen Ring anfertigen zu lassen und ihr auf der Hochzeit von Verwandten einen Heiratsantrag zu machen. Doch Elke lehnt vorerst ab, da sie noch warten will bis der Vater sein Amt aufgibt. Der Plan ist, dass Hauke, der das Amt inzwischen inoffiziell führt, durch die zur rechten Zeit angekündigte Hochzeit, als Nachfolger bewerben soll.“
Totenglocken sind zu hören. Sie steht am Fenster und weint.
Wieder Sprecher aus dem „off“!

Binnen kurzer Zeit versterben Haukes und Elkes Väter. Hauke erbt Haus und Land seines Vaters. Als es darum geht, die Stelle des Deichgrafen neu zu vergeben, keimt der Konflikt zwischen Hauke und Ole erneut auf. Traditionell kann nur Deichgraf werden, wer ausreichend Land sein eigen nennen kann. Dies träfe auf Knecht Hauke nicht zu, weshalb einer der älteren Deichbevollmächtigten befördert werden sollte.“

Neue Szene:
Mein Schatz, Du weißt was einmal war wird sich immer wiederholen. Es gibt nichts das gewesen ist, ohne das es wiederkommt.
Sieh doch die Vernichtung der Juden unter Hitler. Heute vernichten die Islamisten der ISIS die Christen. Gott ist gerecht, Gott verteilt seine Liebe gleichermaßen. Es wird keiner bevorzugt. Alle müssen büßen! Komm ich lese Dir weiter vor, das wird Dich beruhigen:
Gegenüber dem Oberdeichgrafen, der die Stelle des örtlichen Deichgrafen zu vergeben hat, ergreift Elke allerdings das Wort und erklärt, sie sei bereits mit Hauke verlobt und durch eine Hochzeit werde Hauke das Land ihres Vaters bekommen und damit genügend Grundbesitz aufweisen.“

Komm. Sie nimmt seine Hand und beide gehen hinaus. Ein Abgang in den Regen,
aber auch mit Liebe.

Wieder der Sprecher aus dem „off“!

So wird Hauke Deichgraf. Unheimlich erscheint den Dorfbewohnern ihr Deichgraf durch sein Pferd: Einen edel aussehenden Schimmel, den er, krank und verkommen, einem zwielichtigen Durchreisenden abgekauft und aufgepäppelt hat. „

Sie reißt die Tür auf zitiert laut:
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?“

Wo ist mein Kind? Hysterisch rennt sie herum, draußen ist ein Unwetter!

Es donnert und kracht, Wasser kommt wie eine große Flut zur Tür herein.

Eine Flutwelle....

Wir sehen Flutkatastrophen aller Art auf der Wand,...ein wildes Gezitter ein Flimmer.
Ein leises flehen und weinen. Anuschka kauert am Boden und zittert!


PAUSE


Neue Szene:

Ein Schulzimmer, der Lehrer Jakob liest vor:

Der Schimmel soll, darin bestätigen sich die Einwohner gegenseitig, das wiederbelebte Pferdeskelett von der verlassenen Hallig Jeverssand sein, das mit dem Kauf des Schimmels verschwunden war. Oft wird das Tier mit dem Teufel in Verbindung gebracht und sogar selbst als dieser bezeichnet.“ er steht auf und zeigt den Kindern auf einer Tafel:
Die Hallig Jeverssand...

schöne Bilder...

Jakob liest weiter:
Hauke setzt nun die neue Deichform, die er als Kind bereits geplant hat, in die Tat um. Manche Leute sind dagegen. Doch Hauke setzt sich mit Zustimmung des Oberdeichgrafen durch. Vor einem Teil des alten Deiches lässt er einen neuen bauen, ein neuer Koog entsteht und somit mehr Ackerfläche für die Bauern. Als die Arbeiter einen Hund eingraben wollen, da es alter Brauch ist, etwas „Lebiges“ in den Deich einzubauen, rettet er diesen, und so sehen viele einen Fluch auf diesem Deich lasten. Ebenfalls auf Missmut stößt die Tatsache, dass Hauke Haien, teils durch Planung, teils durch Zufall, bereits große Landstücke in dem neuen Koog besitzt und daher selbst stark vom Deichbau profitiert.“

Licht aus...

Der Lehrer aus dem „off“, während auf der Bühne umgebaut wird.

Tagein, tagaus beobachtet er seinen Deich, indem er ihn mit seinem Schimmel abreitet. Der neue Deich hält den Stürmen stand, doch der alte Deich, der rechts und links des neuen Kooges weiterhin verläuft und dort die vorderste Front zur See darstellt, scheint marode und von Mäusen durch gegraben. Angesichts der Beschwichtigung durch Ole Peters und der bereits maulenden Arbeiter führt Hauke an dem Deich keine umfassenden Baumaßnahmen durch, sondern beschränkt sich mit großen Gewissensbissen lediglich auf Flickwerk.“
Musik...
2. Pause, es werden warme Getränke gereicht und alle Zuschauer gebeten Ihre
Die Zuschauer kommen in den Theatersaal zurück. Es ist die Eiszeit ausgebrochen. Überall Schneeskulpturen und Bilder von Schneestürmen und Eis. Aus dem „off:“ „Als Jahre später eine Jahrhundertsturmflut hereinbricht und der alte Deich zu brechen droht, will man auf Anordnung des bevollmächtigten, Ole Peters, den von Hauke konstruierten neuen Deich durchstoßen, da dieser sich damit erhofft, dass sich die Kraft des Wassers in den neuen, noch unbewohnten Koog ergießen und damit der alte Deich gerettet werde. Hauke stellt die Arbeiter kurz vor dem Durchstich zur Rede und verhindert die Vollendung dieser Arbeit, kurz darauf bricht der alte Deich endgültig.“
Alarm, es wird gebeten nicht wieder die Sitzplätze einzunehmen, sondern nach draußen zu gehen. Der Saal wird geräumt! Draußen en Bildschirm, alle Zuschauer müssen sich davor stellen, die neusten Nachrichten. Es wird Bohnensuppe verteilt!

Auf dem Bildschirm ein Nachrichtensprecher:
Als in jener Nacht auch Elke mitsamt ihrer gemeinsamen Tochter Wienke, die geistig behindert ist, aus Angst um Hauke in Richtung Deich hinausfährt, muss dieser mit ansehen, wie die durch den Deichbruch in den alten Koog schießenden Wassermassen Frau und Kind unter sich begraben. In seiner Verzweiflung stürzt er sich ebenso mitsamt seinem Pferd in die tosenden Wasser, die das Land überfluten, und ruft dabei:

Herr, Gott, nimm mich, verschon' die anderen!“

.Pause...
Sie können Ihre Sitzplätze wieder einnehmen. Die Gefahr ist vorüber!
Es wird eine Zeitung verteilt, auf der steht:
Damit endet die Erzählung des Schulmeisters. Er weist darauf hin, dass andere die Geschichte anders erzählen würden. So seien seinerzeit alle Einwohner des Dorfes überzeugt gewesen, dass das Pferdeskelett nach Haukes und seines Pferdes Tod wieder auf der Hallig gelegen habe. Außerdem erwähnt er, dass der neue, von Hauke Haien erschaffene Deich noch immer den Fluten standhalte, obgleich sich die erzählte Geschichte bereits vor fast hundert Jahren zugetragen haben soll.“

Drinnen auf der Bühne, Anuschka im Gefängnis. Sie sitzt wieder auf dem gleichen einfachem Stuhl, aber diesmal im Gefängnisdress.
Sie redet vor sich hin, ein Tagebuch auf den Knien:
Ich stecke immer wieder in großen Krisen. Warum? Briefeschreiben als Ventil der Erlösung und der Kommunikation? Folgende Fragen interessieren mich immer in Bezug auf alle Menschen, denen ich so begegne: Welche Denker beeinflussen Ihre Sichtweise? Denken Sie dass die Weltereignisse Einfluss haben auf ihr ganz persönliches Leben? Winnie Buchbaum, schreib mir. Wie lange musstest Du im Gefängnis bleiben? Warst Du gleich frei, nach der Abschiebung? Wie sah Dein Urteil aus? Es tut mir leid, das Du dann so einen schlimmen Bürgerkrieg erleben musstest. Hören wir uns, darf ich über Dich schreiben? Ich schick Dir meine Interview Bögen mit. Sei so lieb und beantworte mir ein paar Fragen, ja. Danke. Was würden Sie machen, wenn eine Atomkatastrophe geschieht, sind Sie darauf vorbereitet? Welche Traumata aus Ihrem Leben sind für sie von Bedeutung? Was wäre Ihnen lieber, wenn es nicht geschehen wäre, in Ihrem Leben? Wovon träumen Sie? Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich sie in meinem aktuellen Roman erwähne? Mögen Sie Film und Theater. Wie stehen sie dazu. Würden sie sich über Ruhm freuen. Würde es Ihnen etwas ausmachen bekannt zu sein. Wenn man sie kennt und grüßt, überall, wo sie gehen und stehen? Oder fänden sie es besser eingeschleiert zu sein, kein recht auf ein öffentliches Leben zu haben. Gottesfürchtig als Muslimin einem Mann ergeben zu sein?“

Sie steht auf. Geht zum Gitter, es sind Glasbausteine drinnen, aber man hört leise das Gewitter draußen.

Aus




Das neue Buch „Seelenlandschaften“ ist pünktlich zu Weihnachten fertig geworden.
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Manche Bücher besitzen die Kraft zu überzeugen und einen in Bann zu nehmen.Ich gibt es viel zum Lesen, was da so alles publiziert wurde 2014. Die Lektüre der Prosatexte, Erzählungen und Essays von Malen Radi haben gleichermaßen das Glück. In dem Leser wird eine Unruhe und eine Sehnsucht nach dem Weiterlesen und nie fertig werden wollen geweckt. Das Buch, die Seelenlandschaften ist das erste, welches mit den Bildern der Fotografin Birgit Gronau, aus Hamburg geschmückt wurde.
Eine Frau, verwandelt sich. Sie kehrt Ihr Herz, von hinten nach vorne und gibt sich hin. Nicht nur dem erzählen und Schreiben, auch dem Recherchieren und Aufblättern von Fakten.
Manchmal zieht sich auch aus und berührt uns Leser direkt und indirekt in seiner Seele. Erotik ist genauso präsent, wie eine Form der Wissensakkumulation.
Sie erzählt vom Schmerz, von der Flucht vom Überlebenskampf. Aber ebenso vom Glück der Liebe. Sie nimmt einen zärtlich in den Bann. Wechselt die Personen. Erzählt ihrer Tochter von sich, dann wieder lässt sie die Tochter sprechen, als wenn diese es wiederum ihrer Tochter erzählt. Vom angeklagt werden, von Untersuchungshaft, von Bethlehem und ihrem Glauben an die Hoffnung, an die Kraft der Religion.
Politik und Weltereignisse machen diese Bücher, die zur Zeit erst elektronisch zu haben sind, spannend und bieten einem breiten Publikum die Chance, sich zu interessieren. Neugierig sind wir bereits auf die Übersetzungen, welche schon auf Hochtouren laufen.
Die eine Großmutter,aus Bremen, hat Ihren ersten Mann und ihre ersten Töchter in Auschwitz verloren, die andere hat den Krieg in Österreich erlebt. Die Eltern sind nach Berlin gegangen. Ein Leben mit der Mauer. Die Lust auf den Marxismus und Kommunismus genauso im Blut, wie die Sehnsucht nach dem Leben als Aristokratin.
Edel, und mit stolz erhobenem Kopf, geht sie durch die Wirren unsere Zeit. Versucht auszuwandern, einmal nach Brasilien, dann nach Amerika. Kommt wieder zurück, nach Österreich zu Ihren Kindern, bleibt aber Berlinerin, Kosmopolitin und dickschädelig.
Eine Feministin, eine die sich auflehnt gegen jede Form des Patriachats.
Eine Frau, die viel Kummer, Leid und Trauer in sich trägt und trotzdem lacht und behauptet, die Zeit in Abschiebehaft war mit die glücklichste ihres Lebens.



Gedanken zu Textpassagen aus  „Seelenlandschaften":


Dieser Text widerspiegelt die mannigfachen Denkmöglichkeiten,
lädt uns auf eine literarische Abenteuerreise ein.
Erweitert so, ganz nebenbei unseren Bildungshorizont.
Er besitzt eine Seelentiefe und kann zum "Haltegriff"
für den Leser werden,
empfinde ich.
Es eröffnet sich dem Leser, ein der Autorin eigenes Sprachuniversum.
(Fritz Zahn)



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